Kirchenkreis
Plettenbergs romanische Kirchen bald wieder in Schuss
9.1.2025
Von Martin Bündenbender
PLETTENBERG / OHLE + Rund 800 Jahre sind sie alt. Die beiden romanischen Kirchen, auf die die Plettenberger zu recht stolz sein können, gehören zu den ältesten Gebäuden im Märkischen Kreis. Die kleine Ohler Kirche und die Christuskirche in der Stadtmitte sind Kulturschätze. Sie stehen unter Denkmalschutz. Daher ist es gut, dass sich beide Kirchengemeinden von jeher für den Erhalt ihrer Kirchen eingesetzt haben und das auch weiterhin tun wollen.
Aktuell laufen umfangreiche Renovierungsarbeiten an der Ohler Kirche. Betreut wird die Maßnahme von Reiner Rosga. Der Ingenieur, der früher beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW tätig war, ist salopp gesagt „vom Fach“. Zwar schied er im Frühjahr aus Altersgründen aus dem Presbyterium seiner Gemeinde aus, erklärte sich aber bereit, die Maßnahme bis zu ihrem Abschluss zu begleiten.
Ohler Kirche: Schäden am Dachstuhl
„Vor etwa zwei Jahren haben wir die Schäden am Dachstuhl unserer Kirche entdeckt“, erinnert Reiner Rosga. Vor allem die Sparren hatten im Laufe der Zeit gelitten. Holzschädlinge (gescheckte Nagekäfer) und Feuchtigkeit hatten das Jahrhunderte alte Eichenholz an einigen Stellen morsch werden lassen, vor allem dort, wo die Sparren auf den Pfetten aufliegen. Zuletzt war das Kirchendach 2002 neu eingeschiefert worden. Damals waren noch keine Schäden am Dachstuhl zu erkennen, 2022 dann aber nicht zu übersehen. Eile war geboten. Ein Gutachter wurde eingeschaltet und Angebote wurden eingeholt. „Wir mussten uns einen Überblick über den Umfang der Sanierungsarbeiten und die zu erwartenden Kosten verschaffen“, erklärt Reiner Rosga. Im nächsten Schritt wurde die Gemeinde informiert und um finanzielle Unterstützung gebeten. Zudem wurde über den Kirchenkreis ein Förderantrag gestellt. Schon im November 2022 erhielt der Evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg positiven Bescheid. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hatte Mittel in Höhe von 130.000 Euro aus dem Denkmalschutzsonderprogramm für die Ohler Dorfkirche freigegeben. „Die Kosten für die Sanierung liegen um einiges höher“, versichert Reiner Rosga ohne eine konkrete Summe zu nennen. Kirchenkreis und vor allem die Kirchengemeinde müssen demnach trotz der Fördergelder erhebliche Eigenmittel aufbringen.
Im September sind die Sanierungsarbeiten angelaufen. Die Vorderseite des Kirchenschiffs ist seitdem eingerüstet und mit einem Notdach vor Regen geschützt. Darunter haben die Handwerker die Dachschiefer in kompletter Länge des Kirchenschiffes auf drei Meter abgenommen und die Sparren freigelegt. Unmengen an Dreck, Bauresten und vor allem Bruchstücke von Dachschiefern mussten abgetragen werden. „Das alleine füllte einen Container“, schätzt Reiner Rosga das Gewicht auf knapp zwei Tonnen. Dann erst konnte mit den eigentlichen Reparaturen des Dachstuhls begonnen werde. Die faulen Teile der Eichensparren wurden weggeschnitten und neue Endstücke angeschuht, die natürlich auch aus Eichenholz sind.
Im zweiten Abschnitt der Sanierungsmaßnahme wiederholt sich dieser Vorgang auf der anderen Kirchenseite. „Wenn alles gut läuft und das Wetter mitspielt, sind die nur von außen zu bewerkstelligenden Arbeiten bis Weihnachten abgeschlossen“, hofft Reiner Rosga. Innen gehe es dann aber weiter, denn auch die Mauerlatten und die Tragbalken der beiden Zwischenböden von Kirchturmuhr und Glocken seien befallen und müssten teilweise ausgetauscht werden. Schließlich werde dann noch ein Restaurator die Grabsteine neben der Außentür bearbeiten, um sie vor weiterer Verwitterung zu schützen.
Christuskirche: An Chorflankentürme nagt der Zahn der Zeit
Eine große Sanierungsmaßnahme hat die Christuskirche in Plettenbergs Innenstadt gerade hinter sich und die nächste steht schon vor der Tür. Mit der Umgestaltung der Innenstadt hat auch der Kirchplatz eine neue Optik erhalten. Ausschlaggebend für die lange Dauer der Maßnahme waren nicht die eigentlichen Pflasterarbeiten. Vielmehr wurden kurz nach dem Start vor drei Jahren umfangreiche archäologische Untersuchungen im Erdreich des Kirchplatzes vorgenommen. Damit hatte man durchaus gerechnet. Denn das Areal rund um die Christuskirche diente in der Vergangenheit nicht nur als Friedhof, sondern dort befand sich einst auch die Katharinenkapelle. Alte Fundamente und Knochenreste traten bei den Erdarbeiten zu Tage. Alles wurde ordnungsgemäß dokumentiert, bevor die Kirchplatzneugestaltung abgeschlossen werden durfte.
Von der nun anstehenden Sanierungsmaßnahme ist die Christuskirche unmittelbar betroffen. An den beiden Chorflankentürme hat der Zahn der Zeit genagt. Sie sind stark verwittert. Entdeckt wurden die Schäden bereits vor einem Jahr. Kurioserweise waren die Flankentürmchen gar nicht der Grund für eine genaue Inspektion des Kirchengemäuers. Vielmehr gab der Fund von zwei Bruchsteinen, die auf dem Kirchplatz gefunden wurden, Anlass zur Sorge. „Das war im Frühsommer letzten Jahres“, erinnert der Vorsitzende des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Plettenberg Peter Winkemann. „Wir befürchteten, dass sie sich aus der Fassade der Christuskirche gelöst haben könnten.“ Im Oktober habe er daher zusammen mit Dombaumeister Gunther Rohrberg aus Soest die komplette Außenfassade mit Hilfe eines Steigers abgefahren und inspiziert. Rohrberg hatte bereits 2012/13 die umfangreichen Sanierungsarbeiten am Turm der Christuskirche begleitet. Das Ergebnis der Untersuchung war zunächst einmal erfreulich: Fehlalarm, die gefundenen Steine stammten nicht aus der Fassade der Christuskirche.
Allerdings wurden dann im Zuge der Befahrung die Schäden an den beiden Chorflankentürmen entdeckt. „Die beiden Flankentürme sind eine architektonische Besonderheit von hohem Wert, die in dieser Form einmalig ist“, betont Peter Winkemann. Da es an den Sockeln der schlanken Säulen der Flankentürme keine abdichtenden Abdeckungen gibt, ist das Gestein an diesen Stellen stark durchnässt und verwittert und damit die Standsicherheit gefährdet. Zudem dringt die Feuchtigkeit durch diese Schwachstellen in die Kirche ein. „Es bestand daher dringender Handlungsbedarf“, erklärt Peter Winkemann. Im Frühjahr 2024 habe man über den Kirchenkreis einen Förderantrag gestellt und bereits im Juli positiven Bescheid erhalten. Wie bei der Ohler Kirche gibt es auch für die Christuskirche finanzielle Mittel aus dem Fördertopf des Denkmalschutz-Sonderprogramms des Bundes. Zugesagt sind 200.000 Euro. Bei kalkulierten Sanierungskosten von über 400.000 Euro, muss die Gemeinde gut die Hälfte selber aufbringen. Der Presbyteriumsvorsitzende hofft dabei nicht nur auf Unterstützung durch die Gemeindeglieder, sondern auch aus der Plettenberger Bevölkerung. Schließlich sei die Christuskirche prägend für das Stadtbild Plettenbergs.
„Wenn alles nach Plan läuft, wird im kommenden Frühjahr mit den Arbeiten begonnen“, hofft Peter Winkemann zuversichtlich, dass die Maßnahme noch im Laufe des Jahres 2025 abgeschlossen werden kann.
ERLEUCHTET
Die Ohler Kirche und die Christuskirche in Plettenberg waren auch Teil des Projektes des ERLEUCHTET. Der Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg hatte mit seinen Kirchengemeinden 2017 zum Jubiläum ‚500 Jahre Reformation‘ verschiedenen Kirchen auf spezielle Weise erleuchten lassen. Dazu ist ein Bildband erschienen, der über den Kirchenkreis bestellt werden kann.
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