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Fördern durch Fordern!

13.10.2024

Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Volker Horst, Pfarrer und Krankenhausseelsorger im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Volker Horst, Pfarrer und Krankenhausseelsorger im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg (Grafik: EKKLP)

Kennen Sie das Zitat „Lasst uns die Kinder fördern und fordern“? – Es ist zu einem wichtigen Leitspruch in der Pädagogik geworden. Maria Montessori hat als pädagogisches Motto formuliert: „Fördern oder fordern? Fördern und fordern? Fördern durch Fordern!“

 

Mir scheint, dass das Prinzip „Fördern durch Fordern“ bereits in der Bibel und im Judentum ein tragendes Motto ist: Der Prophet Micha hat schon im 8. Jh. v. Chr. formuliert: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ (Micha 6,8)

 

Er weist damit auf den Gott hin, der das Gute und Lebensbejahende in uns Menschen fördern will; und zwar aus Liebe zu seiner Schöpfung.

Manche tun sich schwer mit dem Gedanken, dass es einen Gott gibt, der etwas von uns Menschen fordert. Zugegeben, es gibt auch den menschlichen Hang, aus göttlichen Forderungen menschliche Überforderungen zu machen. Dies endet nicht selten in Enge und Gesetzlichkeit. Hören wir jedoch die Gebote und Weisungen Gottes in ihrer ursprünglichen Absicht, nämlich, dass sie ein Leben in Freiheit und Verantwortung sowie ein gutes Sozialverhalten und Liebe fördern wollen, dann erinnert mich das sehr an den Grundsatz: „Fördern durch fordern!“

 

Was, wenn wir als Gesellschaft diesen Weckruf des Propheten Micha heute neu hören und ernstnehmen würden? – Dann blieben wir eine „lernende Gemeinschaft“, die sich nach bestem Vermögen an Gottes Wort orientieren und Schritte der Liebe einüben würde. Wo gelernt wird, da dürfen auch Fehler gemacht werden – ja, aus ihnen lernen wir womöglich am meisten, ohne jemals „perfekt“ lieben und leben zu können. Dazu gehört für mich auch der Mut und die Demut, anzuerkennen, dass wir eben fehlbare Menschen und nicht Gott sind. Gott aber lädt uns ein, täglich im Kleinen mit ihm und für andere neu zu beginnen und einzuüben, was Liebe ist.

 

In dieser Haltung will ich mich gern von unserem Gott fördern lassen, indem ich mich durch sein Wort, die Bibel, fordern und herausfordern lasse. Und das in einer Lerngemeinschaft von vielen, die in diesem Sinne unterwegs sind.

Volker Horst,

 

Pfarrer im Evangelischen Kirchenkreis

Lüdenscheid-Plettenberg

und Krankenhausseelsorger im Klinikum Lüdenscheid-Hellersen

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