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Wahrlich, wir leben in finsteren Zeiten. Vieles geschieht nach dem Motto: Auge um Auge. Zahn um Zahn. Oder anders: Wie du mir, so ich dir. Der Stärkere hat recht. Es ist ja so einfach: Weiß und Schwarz, Freund und Feind, Rechts und Links. Da weiß man doch sofort, wo man dran ist. Aber – Ist diese Haltung dem Leben, dem Miteinanderleben auf dieser Welt dienlich? Schaut man sich um, dann eher nicht. Aber – wie dann? Vielleicht wie Jesus? Er stellt diese Art menschlichen Miteinanders infrage und sagt: Liebet eure Feinde und tut Gutes denen, die euch verfolgen (Matth. 5,44-45).

Das ist seine Alternative: Liebe. Liebe vor Gewalt und Rechthaberei. Aber – eine besondere Liebe – Feindesliebe: eine, die nicht auf Gegenseitigkeit beruht und Gutes mit Gutem belohnt. Das, so sagt Jesus, kann doch jeder, ist nichts Besonderes. Diese andere Liebe, Jesus lebt sie vor. Egal, ob Hure oder Hausfrau, Zöllner oder Priester, Jude oder Römer, für Jesus sind sie alle Menschen, die es wert sind, geliebt und geachtet zu werden. Auch, wenn er von ihnen nicht geliebt wird. Auch und gerade, wenn sie keine Gutmenschen sind. Auch, wenn es durchaus etwas zu kritisieren gibt.

Jesus liebt sie, liebt uns: grenzenlos, unterschiedslos, vorbehaltlos. Aber – Bin ich Jesus? Nein. Aber – er hat gezeigt, wie es gehen kann. Er traut und mutet es uns zu. Liebet eure Feinde, nicht einfach, aber – eine Möglichkeit, die um unserer Welt willen lohnt, bedacht und gelebt zu werden. Einen Versuch ist es wert! Jesus ist dabei auf und an unserer Seite, da bin ich mir sicher – gerade in finsteren Zeiten. Bettina vom Brocke, Pfarrerin i.R., war im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg tätig.