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Finanzsynode: Kirchenkreis sucht Neuausrichtung in schwierigen Zeiten

9.11.2024

Superintendent Dr. Christof Grote musste in seinem Bericht auf viele Aufgaben und Herausforderungen hinweisen. Einen besonderen Fokus richtete er auf die Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt im eigenen Kirchenkreis (Foto: Büdenbender)
Superintendent Dr. Christof Grote musste in seinem Bericht auf viele Aufgaben und Herausforderungen hinweisen. Einen besonderen Fokus richtete er auf die Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt im eigenen Kirchenkreis (Foto: Büdenbender)

Von Wolfgang Teipel

 

KIRCHENKREIS + Engpässe im pastoralen Dienst und keine Aussichten auf Besserung, Zuspitzung der finanziellen Lage, Sorgen um die Kindertageseinrichtungen, rückläufige Gemeindegliederzahlen: Bei der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg hat Superintendent Dr. Christof Grote zahlreiche Problemfelder angesprochen.

„Wir leben in einer Zeit voller Umbrüche“, sagte er bei der Herbsttagung im Ev. Gymnasium Meinerzhagen. Das Schlagwort „Transformation“ weise darauf hin, dass „Umbruch“ mehr aussagt als nur Abbau und Rückbau. Es gehe um die Herausforderung, in dieser notwendigen Neugestaltung auch eine Neuausrichtung zu finden, neu zu gestalten – und zwar so, dass es zu der aktuellen Situation und möglichst auch in die kommende Zeit passe.

 

Dr. Christof Grote nutzte die Finanzsynode, um aus seiner Sicht die „Mär vom Sparen“ zu entlarven. „Wenn wir Angebote einstellen, wenn Gebäude geschlossen werden, wenn Pfarrstellen nicht wiederbesetzt werden, dann würden wir sparen“, höre er oft. „Ich wäre froh, wenn dem so wäre, wenn wir sparen könnten oder auch müssten. Leider ist dem nicht so. Wir sparen nicht – weder Geld noch Stellen. Wir geben vielmehr das Geld nicht aus, das wir nicht mehr haben, wir besetzen die Stellen nicht, für die es keine Bewerberinnen und Bewerber gibt. Wir trennen uns von Gebäuden, die wir nicht mehr halten können“, klagte der Superintendent. Da werde nirgendwo ein Sparbuch gefüttert.

 

Und dennoch müssten wichtige Aufgaben erfüllt werden. Dazu zählt Dr. Christof Grote die Prävention gegen sexualisierte Gewalt. Dieses Thema sei im Kirchenkreis auf bittere Weise durch den jahrzehntelangen Missbrauch in der Gemeinde Brügge-Lösenbach konkret geworden.

 

Er ging auch auf die Studie „Aufarbeitung vor Ort“ ein, eine Substudie zur Forum-Studie. Sie stellt den Bemühungen zur Aufklärung vor Ort ein schlechtes Zeugnis aus: Laut der Studie gehe es um Vertuschung und Verschleierung und den Versuch, irgendwie die Institution Kirche zu retten. Diesem harten und pauschalem Vorwurf widersprach Grote. Für ihn bleibe aber die Einsicht, dass zu wenig die Perspektive der Betroffenen eingenommen worden sei und dass die Kommunikation mit ihnen nicht ausreichend gewesen sei. Mit dem Blick zurück – und der Erkenntnis von heute - hätte auch eine externe Begleitung im Interventionsteam zudem vieles erleichtert und den gesamten Prozess sehr helfen können. Das seien Fehler gewesen, für die er sich entschuldige und aus denen man lernen müsse.

 

Der Superintendent betonte zudem erneut: „Ich bin voller Bestürzung, voller Betroffenheit und auch voller Scham über das, was in einer kirchlichen Jugendgruppe bei uns geschehen ist: Dass ich die Betroffenen nur um Entschuldigung bitten kann für das, was sie hier erfahren und erleiden mussten.“

 

Mit der Entwicklung des Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt unternehme der Kirchenkreis alles, um Übergriffen vorzubeugen. Inzwischen seien 1.669 Menschen geschult worden. Seit Herbst dieses Jahres schulten auch die Jugendreferentinnen und –referenten Mitarbeitende in den Kirchengemeinden. „Hier gelingt die Zusammenarbeit zwischen dem Schulungsteam des Kirchenkreises – für das wir ca. 150.000 Euro pro Jahr ausgeben – und dem Jugendkonvent hervorragend“, betonte der Chef des Kirchenkreises.

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