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Nicht alle Gebäude werden erhalten werden können

19.11.2024

Superintendent Dr. Christof Grote informiert beim Begegnungsnachmittag der Frauenhilfe im Bezirk Lüdenscheid/Volmetal darüber, das Gemeinden sich von Gebäuden trennen müssen (Foto: Görlitzer)
Superintendent Dr. Christof Grote informiert beim Begegnungsnachmittag der Frauenhilfe im Bezirk Lüdenscheid/Volmetal darüber, das Gemeinden sich von Gebäuden trennen müssen (Foto: Görlitzer)

Von Bettina Görlitzer

 

HERSCHEID + Der demografische Wandel, sinkende Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen sowie der Fachkräftemangel stellen auch die evangelische Kirche vor große Herausforderungen. Wie sich das konkret auf den Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg und die einzelnen Gemeinden auswirkt, war das Thema beim Begegnungsnachmittag der Frauenhilfe im Bezirksverband Lüdenscheid-Volmetal im Martin-Luther-Haus in Herscheid. Als Referent eingeladen war der Superintendent des Kirchenkreises, Dr. Christof Grote.

 

Er machte deutlich, dass die evangelischen Kirchen vor einem Umbruch stehen, der vor 30, 40 oder 50 Jahren noch völlig undenkbar gewesen sei. Als er vor rund 30 Jahren Theologie studiert habe, hätten er und seine Kommilitonen sich nicht vorstellen können, einmal Kirchen schließen zu müssen. Grote erinnerte an den Aufbruch nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Zuzug vieler Flüchtlinge und Vertriebene und sprudelnden Einnahmen in Folge des Wirtschaftswunders, die zu Gemeindegründungen und dem Bau vieler neuer Kirchen und Gemeindehäuser führten. Aber die Zeiten, in denen man entweder katholisch oder evangelisch war und die Teilnahme am Gemeindeleben eine Pflicht war, sind längst vorbei. Die gute Konjunktur habe mit hohen Steuereinnahmen lange darüber hinwegtäuschen können, dass die Mitgliederzahlen und damit die Anzahl der Kirchensteuerzahler massiv zurückgehen. Aber jetzt sei die Entwicklung finanziell zu spüren. Im Jahr 2000, bei der Zusammenlegung der Kirchenkreise, hatte der neue Kreis Lüdenscheid-Plettenberg noch 112 000 Mitglieder. Jetzt sind es laut Grote noch 69 000.

 

Wesentliche Folge: „Wir müssen uns überlegen, welche Angebote und Gebäude wir überhaupt noch brauchen.“ Zumal es immer weniger Personal gebe, einfach weil der Nachwuchs fehlt.

 

„Aber ich bin ganz zuversichtlich, das hinzukriegen“, sagte der Superintendent mit Blick auf die unausweichlichen Veränderungen. Schließlich „haben wir Gott an unserer Seite.“ So bitter die Situation für viele auch sei, „das will ich gar nicht kleinreden“, betonte Grote, sie biete auch eine große Chance – nämlich zu gucken, was „nebenan los ist.“ In der Tradition Luthers seien die Gemeinden bisher sehr auf sich selbst fokussiert gewesen. Davon müsse man sich lösen. Im Kirchenkreis wurden bereits sogenannte Kooperationsräume gebildet. Dort sollten Gemeinden gemeinsam schauen, was an Gebäuden und Angeboten da ist, was benötigt wird und zusammen entscheiden, wo die Reise hingehen soll.

 

„Wenn wir alle Kirchen und Gemeindezentren erhalten, ist kein Geld mehr da für Pfarrer, Gemeindepädagogen oder Jugendreferenten“, verdeutlichte Grote, dass Schließungen unverzichtbar seien. In Anbetracht dieser Überlegungen mutet es fast paradox an, dass die Herscheider mitten in der Sanierung ihrer Kirche stecken. Aber der Superintendent sagte auch, dass die Entfernungen im ländlichen Raum natürlich berücksichtigt werden müssten. „Herscheid braucht eine Kirche und Gemeinderäume.“ Mal eben käme man schließlich nicht übers Ebbe nach Valbert. In Lüdenscheid sehe das bei der Betrachtung der einzelnen Gemeinden ganz anders aus. Da könne durchaus überlegt werden, ob überall gleichzeitig Sonntaggottesdienste gefeiert werden: „Ist es nicht viel schöner in einer Kirche mit 80 oder mehr Menschen zu sitzen?“

 

Die Verbandsvorsitzende Inge Rethemeyer nutzte die Gelegenheit, dass die Herscheider Gemeinde Gastgeber des Nachmittags war, um auf das Puzzle aufmerksam zu machen, bei dem für jede 200-Euro-Spende für die Sanierung der Apostelkirche ein Teil hinzukommt. Bei der Kollekte knackten die Anwesenden diese Grenze, sodass nun auch die Frauenhilfe ein Puzzleteil für das Projekt beisteuert.

 

Der nächste Termin für die Mitglieder der Frauenhilfe auf Ebene des Verbandes Lüdenscheid-Volmetal ist die Jahreshauptversammlung. Diese findet am 17. Februar 2025 in der Johanneskirche in Lüdenscheid statt.

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