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Anselm Grün macht Mut zum Wandel

8.4.2025

Pater Anselm Grün referierte im Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen über die Chancen, die im Wandel liegen. (Foto: Görlitzer)
Pater Anselm Grün referierte im Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen über die Chancen, die im Wandel liegen. (Foto: Görlitzer)

Benediktiner-Pater auf Einladung der Rotarier zu Gast im Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen

 

Von Bettina Görlitzer

 

MEINERZHAGEN + Veränderungen sind ständiger Bestandteil und Herausforderungen des Lebens. Wie man mit ihnen umgeht, ist entscheidend für das eigene Wohlbefinden. Wie das gelingen kann und daraus neue Chancen werden können, darum ging es in einem Vortrag, den der prominente Benediktinerpater und Autor Anselm Grün im März in der Aula des Evangelischen Gymnasiums in Meinerzhagen hielt. Eingeladen zu diesem besonderen Abend hatte der Rotary Club Meinerzhagen-Kierspe-Halver. Dessen Präsident Michael Butz zog bei der Begrüßung eine Parallele zwischen dem humanistischen Weltbild und dem christlichen Glauben wie ihn der Benediktiner vertritt: „Wir haben ähnliche Werte.“

 

„Im Wandel wachsen“ war der Abend überschrieben, zudem rund 300 Zuhörer nach Meinerzhagen gekommen waren. Gebannt verfolgten sie die Ausführungen von Anselm Grün, der auf ganz unterschiedliche Phasen, Ursachen und Situationen des Wandels einging. Am Anfang stand der persönliche Wandel in den unterschiedlichen Phasen des Lebens, von der Kindheit über das Erwachsenwerden, die eigene Familie bis ins Alter und Tod. Aber auch äußere Einflüsse und lebensverändernde Ereignisse können Ursachen für Wandel sein. Grüns Kernbotschaft: Veränderungen sind unvermeidlich. Die Frage ist, wie man damit umgeht. „Manche Menschen bleiben stecken“, sagte Anselm Grün zum Beispiel in Bezug auf Trauernde. Und eben genau das dürfe nicht passieren. Falsch sei es, sich mit der Frage nach dem Warum oder der Suche nach einem Schuldigen aufzuhalten, zum Beispiel bei einer Erkrankung. „Wir dürfen uns von Krankheiten nicht zerbrechen lassen“, machte Grün Mut auch für schwierige Lebensphasen. Stattdessen der Krankheit einen Sinn zu geben, sei das Rezept für einen konstruktiven Umgang damit. Zum Teil hatte er auch konkrete Beispiele aus seiner seelsorgerlichen Beratungstätigkeit, wie Menschen es geschafft haben, sich aus einem persönlichen Tief herauszuwinden.

Schülerinnen und Schüler der Religionskurse des Abiturjahrgangs hatten vor dem Vortrag die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit Pater Anselm Grün. (Foto: Görlitzer)
Schülerinnen und Schüler der Religionskurse des Abiturjahrgangs hatten vor dem Vortrag die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit Pater Anselm Grün. (Foto: Görlitzer)

Unter anderem sprach der Pater den Wandel in Gesellschaft, Politik und Weltgeschehen insgesamt an, der angesichts großer Krisen vielen Menschen Sorgen bereite. Und auch Kirche mache immer wieder Veränderungen durch. Um nicht dem Vergangenen nachzutrauern oder in Krisen zu resignieren, müsse Wandlung in den Menschen selbst geschehen. „Auch Heimat wandelt sich“, nannte Anselm Grün ein weiteres Beispiel, in dem sich möglicherweise das äußere, liebgewonnene Umfeld verändert, aber Heimat sei keine Nostalgie, vielmehr solle man sich fragen „Wo bin ich wirklich zuhause? Es braucht die innere Heimat.“ In seinen Ausführungen zitierte Grün manche philosophischen Vordenker von Platon bis Dostojewski und ging natürlich auch auf die Heilige Schrift ein: „In der Bibel geschieht Wandlung durch Begegnung.“ Dabei meinte er insbesondere die Begegnung mit Jesus: „Wenn ich Jesus begegne, geht es auch darum, mir selbst zu begegnen. Dann kann Wandel geschehen“ – und zwar auf vielfältige Weise. Dabei gehe es nicht darum, negative Gefühle, die damit verbunden sind wegzunehmen, sondern Depressionen und Verzweiflung zuzulassen. Durch Musik oder die Wahrnehmung von schönen Dingen könne Wandlung geschehen. Auch könnten Rituale helfen, wie zum Beispiel Gott im Gebet anzuvertrauen, was war. „Durch Wandlung, wird man gelassener“, sagte Grün und sie nehme den Druck von Menschen.

 

Eng damit verbunden ist wiederum die Hoffnung, die einen großen Raum im letzten Teil des Vortrags einnahm. Sie sei für Menschen so wichtig wie das Atmen: „Die Hoffnung sieht sie Wirklichkeit wie sie ist, aber ich kann trotzdem vorausschauen.“ Insbesondere die Christen animierte Anselm Grün: „Wenn wir als hoffende Menschen in der Gesellschaft gesehen werden, tut das uns und der Gesellschaft besser, als wenn wir immer nur jammern.“ Dabei gehöre es zum Glauben dazu, sich selbst anzunehmen. Passend dazu beendete Grün den Abend mit einem Abendritual der Benediktiner und lud in einer kurzen Andacht dazu ein, aufzustehen und die Arme vor der Brust zu kreuzen – wie in einer Selbstumarmung. In die Stille des Raumes zählte Grün diverse Dinge auf, die die Wertschätzung des eigenen Selbst dokumentieren, wie: „Ich umarme in mir das Starke und das Schwache, die Freude und die Traurigkeit.“

Rotarier-Präsident Michael Butz (Mitte) bedankte sich bei den Referenten für seinen inspirierenden Vortrag. (Foto: Görlitzer)
Rotarier-Präsident Michael Butz (Mitte) bedankte sich bei den Referenten für seinen inspirierenden Vortrag. (Foto: Görlitzer)

Im Anschluss an das besinnliche Ende des Referates nutzten viele der Zuhörer noch die Gelegenheit, am Büchertisch zu stöbern und Bücher von Anselm Grün signieren zu lassen. Vor seinem Vortrag hatten zudem die knapp 50 Schüler der Religionskurse des Abiturjahrgangs Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit Pater Anselm. Sie nutzten die Gelegenheit, ihm persönliche Fragen zum Beispiel über sein Lebensmodell als Mönch, aber auch über mögliche Zweifel im Glauben. Religionslehrerin und stellvertretende Schulleiterin Miriam Haarbach freute sich über das intensive Gespräch, das ihre Schüler mit dem prominenten Autor führen konnten, dessen Schriften immer wieder auch Thema des Unterrichts sind.

Im Anschluss an den Vortrag nutzten viele der rund 300 Zuhörer die Gelegenheit, im Foyer der Schule Bücher zu erwerben und signieren zu lassen. (Foto: Görlitzer)
Im Anschluss an den Vortrag nutzten viele der rund 300 Zuhörer die Gelegenheit, im Foyer der Schule Bücher zu erwerben und signieren zu lassen. (Foto: Görlitzer)

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