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Wort zum Sonntag: Ich bin es mir wert
21.10.2018
KIRCHENKREIS + In den vergangenen Monaten bin ich durch eine schwere Krise meines Lebens gegangen. Im Umgang damit bin ich Stichworten begegnet, die mir selbst sehr dienlich geworden sind: Selbstfürsorge und Selbst-Wertschätzung. Diese Zeilen heute richten sich vor allem an solche, die mit sich selbst nicht im Reinen sind, weil sie sich selbst nicht wirklich lieben und annehmen können. Im Zuge meiner Therapie habe ich sehen lernen dürfen: Ich habe einen Wert in mir selbst. Ich darf danach fragen, was tut mir selbst gut, was will ich wirklich. Und ich darf lernen, Schönheit guten Gewissens zu genießen. Weil ich es wert bin. Auch wenn ich nichts leisten kann gegenwärtig in meiner Krise oder auch auf Dauer: Ich bin wertvoll. Ich darf mir selbst wertvoll sein und das schlechte Gewissen, nicht gut genug zu sein, verabschieden.
Nun schreibe ich Ihnen ja als Pfarrer. Und da ist mir aufgefallen: Für alles, was ich hier so mit Ihnen bedenke, gibt es einen wunderschönen biblischen Begriff, viel älter als Selbstfürsorge und Selbst-Wertschätzung: barmherzig sein. Auch mit mir selbst darf ich barmherzig sein, muss mich nicht mit harten Anforderungen an mich selbst stressen, mich unter den Druck ständiger Leistung setzen. Auch wenn meine Performance mal nicht optimal ist: Ich darf über mich selbst lächeln und wahrnehmen, dass Gott mit mir lächelt, liebevoll und mit Herz und viel Verständnis.
Und noch dies: Ich darf auch üben! Ich darf Selbstfürsorge und Selbstwertschätzung trainieren. Ich darf schmunzeln, wenn es noch nicht so ganz gelingt, und mit einem verstohlenen Seitenblick auf Gott wahrnehmen: Da sind ja auch wieder diese Lachfältchen an seinen Augen.
Viel Spaß beim Üben, seien Sie es sich wert.
- Bernd Rudolph, Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Brüninghausen