Artikel Archiv

...denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ (Jesaja 60,1)

„Möge das Licht am Ende des Tunnels kein ICE sein“, hörte ich einen Kabarettisten witzeln. Ganz anders ist das auf mich zukommende Licht Gottes! Es ist das aufgehende Licht des Ostermorgens. Das Licht einer Liebe, die sich selber nichts ersparte. Für mich! „Mein“ Licht, weil mich Gott im Lichte dieser Liebe ansieht. Darum: „Mache dich auf...!" Bleibe nicht länger in dir verschlossen. Öffne dich der Herrlichkeit Gottes, die über dir aufgehen und dich zum Leuchten bringen will. Mache dich auf, im Licht der Güte und Barmherzigkeit Gottes selber „licht“ zu werden.

Ich denke hier an Christine. Sie hatte keine glückliche Kindheit. Sie hat als Kind in einem Treppenhaus gewohnt. Als alte Frau kehrt Christine an den Ort ihrer Kindheit zurück. Es ist noch immer alles wie früher. Die klapprigen Briefkästen. Die abgetretenen Fliesen. Das verschnörkelte Geländer. Und im Treppenhaus das bunte Glasfenster mit dem Bild eines Heiligen in der Mitte. Es wirkt düster, zunächst. Doch dann, plötzlich, das Glasfenster beginnt zu leuchten. Buntes Licht fällt auf die Stufen. Und das dunkle Treppenhaus ist mit einem Mal hell und freundlich. Ja, so sind sie, die Heiligen, sagt Christine nachdenklich, wie Transparent-Bilder. Menschen, durch die Gott hindurchscheint. Wie die Sonne durch dieses Fenster. Und dann erzählt Christine von Bekannten aus ihrem langen Leben. Von ganz schlichten Leuten mit großer Ausstrahlung. "Ich glaube", sagt Christine, "die haben erlebt, wie gütig Gott mit ihnen ist, wie freundlich und barmherzig. Und das haben sie nicht für sich behalten und sich allein darin gesonnt. Sondern das haben sie durchscheinen lassen. Und das tut mir so gut, das wärmt mich, das gibt mir Licht und Kraft. An ihnen sehe ich, wie Gott ist."

Volker Bäumer

Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Brügge