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Superintendent Klaus Majoress: Nicht nur auf Probleme und Krisen starren
13.5.2019

LÜDENSCHEID + Für ein geeintes Europa, gegen spalterische Tendenzen und rechte Parolen und Ausgrenzung: Rund 180 Frauen und Männer nahmen am Samstagmittag an einer Kundgebung im Rosengarten teil. Die Veranstaltung sollte auf die Bedeutung der Europäischen Union und auf den hohen Stellenwert der Wahlen zum Europäischen Parlament am 26. Mai aufmerksam machen.
Einer der Redner bei der Kundgebung am 11. Mai war auch Klaus Majoress, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg. Er warnte davor, nur auf Krisen und Probleme zu starren. „Man kann auch die Chancen sehen und sich aufmachen, das Möglichste zu tun, und wenn es nur die Stimme ist, die wir abgeben, mit der wir den Weg in die nächsten Jahre unseres europäischen Miteinanders weisen.“ Europa, das sei der Gestaltungsspielraum freiheitlicher Demokratie. Die Zukunft Europas sei nicht nur eine Frage der wirtschaftlichen Entwicklung, Europa werde sich auch an der sozialen Frage entscheiden und daran, „ob wir unser Leben in einem sozialen Miteinander gestalten oder in Ausgrenzung und Abgrenzung voneinander.“
Klaus Majoress wies darauf hin, dass sich "die Evangelische Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz gemeinsam gegen Nationalismus, Hetze und Abschottung stellen. Ein Weg, der mit hetzerischen Parolen oder mit Mauern des Nationalismus abgeschottet ist“, zitierte er, führe in die falsche Richtung. Deshalb gelte es, die Stimme abzugeben für eine Politik Europas, die sich auf den Grundwerten von Freiheit und Demokratie bewege.
Diesen Gedanken hatten auch die freien Wohlfahrtsverbände in der Region vor einigen Wochen in einer gemeinsamen Erklärung betont.
Die Initiatoren des überparteilichen Bündnisses, SPD-Stadtverbandsvorsitzender Fabian Ferber und Ralf Schwarzkopf als Vorsitzender der Lüdenscheider CDU, hatten innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Mitstreiter gefunden – von den Kirchen über Parteien und die DGB bis zum Geschichts- und Heimatverein und weiteren Partnern.
Frieden, Freiheit, Toleranz aber auch Wohlstand und Wirtschaftswachstum – das alles könne nur eine Europäische Union garantieren, in der alle Mitgliedsländer an einem Strang zögen, betonten die Rednerinnen und Redner. Bernd Schildknecht, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Märkischen Kreis, warnte vor der Gefahr und den Folgen des Rechtspopulismus. Er erinnerte an das Leid, das der Nationalsozialismus über Europa gebracht hat und zitierte aus dem Epilog von Brechts Parabel „Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, deren Schlusssatz lautet: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“.
In kurzen Ansprachen wiesen Landrat Thomas Gemke, Bürgermeister Dieter Dzewas, Dr. Arnhild Scholten, Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins und weitere Rednerinnen und Redner darauf hin, dass es sich lohne, für Europa zu kämpfen.
Den Schlusspunkt setzte ein musikalischer Appell mit „einer der schönsten Liedzeile, die ich kenne“, so Fabian Färber. Gemeinsam sangen die Besucher im Rosengarten, angeleitet von Sängerin Irene Glörfeld vom Lüdenscheider Chor „Cantabile“, die Europa-Hymne „Ode an die Freude“ mit der Schlusszeile: „Alle Menschen werden Brüder, wo Dein sanfter Flügel weilt“. ©WT