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"Es ist besser gelaufen, als ich es je erwartet hätte!“
10.2.2020

Von Christin Haidle
Herr Schöbel, Sie sind ein Familienmensch. Gab es Parallelen zwischen dem Kleinunternehmen ‚Familie Schöbel‘ und der Leitung einer kirchlichen Verwaltung?
Volker Schöbel: „Ja (lacht), meine Frau sagte schon mal: „Wir sind hier nicht im Kreiskirchenamt wo die Leute tun müssen was Du sagst.“ Das empfand ich selbst natürlich immer ganz anders. Na klar, in der Leitung da müssen sie hier und da sagen: So wird’s gemacht! In der Ehe Alleinentscheidungen zu treffen, kommt nicht gut. Und käme mir selbst bei einem Auto nicht in den Sinn....“
Sie blicken auf 44 Dienstjahre zurück. Und Sie sind Christ.
Gab es Situationen, die ohne diesen Glaubenshintergrund vermutlich anders verlaufen wären?
„Mein ganzes Leben wäre wohl anders verlaufen, wenn ich nicht irgendwann zum Glauben gekommen wäre. Aber eine Differenzierung zwischen meinem persönlichen Glauben und meinem Job gab es für mich nicht.
Man stellt sich aber schon die Frage: Wie geht man als Christ mit bestimmten Dingen um? Wenn es zum Beispiel in meiner Tätigkeit beim Friedhofsverband darum ging harte Personalentscheidungen zu treffen. Das ist mir immer schwer gefallen, weil man Angst hat Leuten unrecht zu tun. Oder wenn man davon ausgeht, dass einem die Wahrheit erzählt wird und merkt hinterher, man wird doch belogen. Das waren Dinge, die haben mich schon Nächte gekostet. Das ist sicher aber auch eine Frage meiner Persönlichkeit.“
Was bei allem aber auch durchklingt ist, dass Sie gut mit den Menschen unterwegs sind und waren.
„Ja, bei aller Selbstkritik glaube ich, dass da immer eine Stärke von mir gelegen hat. Das spiegeln einem ja auch die anderen.“
Sie lieben die Wikinger Figur Hägar. Hägar wird auf den Meeren gefürchtet und trägt sogar den Beinamen „der Schreckliche“ – dabei trifft das gar nicht seinen Charakter, ganz im Gegenteil. Können Sie sich denn in Hägar wiederfinden?
„Den Comic liebe ich wirklich! Ob Hägar und ich etwas gemeinsam haben, müsste man eigentlich die anderen fragen. Vielleicht haben wir einen ähnlichen Humor und gefürchtet oder schrecklich war ich auch nicht – hoffe ich zumindest! Ich habe immer versucht, wenn es möglich war, den Leuten zu helfen. Man kann das nur leider nicht immer. Ich wurde dafür bezahlt, dass ich die Interessen der Kirche vertrete und nicht die von einzelnen Leuten.“
Sie waren Mitgründer des Friedhofsverbandes und 10 Jahre deren Vorsitzender. Inwieweit hat Sie das geprägt?
„Die Gründung des Friedhofsverbandes war schon ein Highlight meines Berufslebens. Eine Körperschaft des öffentlichen Rechts zu gründen, das ist schon was. Es hat an Nerven einiges gekostet. Aber wenn man Dinge schafft, die sinnhaft sind, dann macht einen das zufrieden. Ich habe durch meine Arbeit eine ganz andere Hochachtung vor den Leuten bekommen, die damit umgehen müssen.“
Als kleines Resümee, wie blicken Sie als Ruheständler insgesamt zurück?
„Dass es der liebe Gott doch wohl gut mit mir gemeint hat. Ich habe ja nun doch ein bisschen mehr erreichen können und es ist besser gelaufen, als ich es je erwartet hätte!“
Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen Gottes Segen für Ihre Zukunft!