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Wie kann Oma in den Himmel kommen, wenn sie unter der Erde liegt?

23.10.2020

"Wie geht es dir im Himmel?" war der Titel der Veranstaltung, zu der Pfarrerin Doris Korte (links) und Kita-Leiterin Maike Harnisch einluden (Foto: Laudien)
"Wie geht es dir im Himmel?" war der Titel der Veranstaltung, zu der Pfarrerin Doris Korte (links) und Kita-Leiterin Maike Harnisch einluden (Foto: Laudien)

Von Frank Laudien

 

HEEDFELD + „Wenn die Oma da unten in der Erde liegt, bekommt sie doch keine Luft mehr“. Für den kleinen Marvin ist der Tod seiner Oma noch nicht wirklich greifbar und verständlich. Kleine Kinder gehen mit dem Sterben anders um, als Erwachsene. Sie stellen andere Fragen und trauern anders. Wie Eltern dieses morbide Thema mit ihren Kindern angehen sollten, verriet Pfarrerin Doris Korte in der evangelischen Kirche in Heedfeld.

 

Eingeladen zu diesem feinfühlig präsentierten Vortrag hat die Kirchengemeinde Hülscheid-Heedfeld in Verbindung mit dem Kindergarten und Familienzentrum. „Das ist schon ein schwierigeres Thema. Einige Eltern haben gefragt, ob wir so etwas anbieten könnten“, erklärt die Kita-Leiterin Maike Harnisch die Geburt dieser Idee. Auch für die Erzieherinnen ist dies ein Thema, das ihnen öfter begegnet. „Es müssen ja nicht unbedingt Menschen sterben, es kann sich auch um das Haustier handeln. Das ist für Kinder auch gravierend“.

 

„Bei Beerdigungen wird oft gefragt, ob Kinder mitgebracht werden dürfen“, erzählt die Pfarrerin aus ihrem Berufsalltag. Sie selbst hat bereits sehr viele Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Kinder spielen eine besondere Rolle, wenn es um einen Abschied für immer geht. Ihre eindeutige Antwort auf diese Fragen: „Sie dürfen und sollen mitgenommen werden. Aber wir müssen sie vorbereiten“. Kinder sollten sich dabei nicht ausgeschlossen fühlen. Die eigentlich Überforderten bei einer Beerdigung seien eher die Eltern. Besonders, wenn die Kinder am Grab dann Fragen stellen würden. „Diese Fragen müssen schon im Vorfeld beantwortet worden sein“, rät sie.

Auch die anschließende Trauerphase dürfe mit dem Nachwuchs geteilt werden. Der Besuch auf dem Friedhof, das Anzünden einer Kerze oder Gießen der Blumen auf dem Grab seien für das Kind genauso wichtig, wie das Gespräch über die Tatsache, dass die Oma jetzt nicht mehr da ist. „Man kann natürlich nicht Kinder in jedem Alter alles erzählen“, schränkt Doris Korte ein. Verhalten und Verständnis entwickeln sich mit der Zeit.

Kinder im Alter bis drei Jahre haben noch keine genaue Vorstellung vom Tod, erklärt die Theologin. Sie würden noch glauben: „Der Papa kommt irgendwann schon wieder“. Bei Kindern zwischen drei und fünf Jahren würde sich das schon ändern: „Sie werden dann neugieriger und stellen Fragen. Manchmal sind diese Fragen so offen, dass es den Erwachsenen weh tut“. Sie selbst habe Kinder am Grab fragen gehört „Wie tief ist das Loch denn?“ oder „Wie kann Oma denn in den Himmel kommen, wenn sie unter der Erde liegt?“ Solche Fragen dürfen auch in Ruhe zu Hause beantwortet werden, riet sie.

 

Im Alter zwischen fünf und neun Jahren hätten Kinder eher gemischte Gefühle. „Der Tod ist grausam, aber es ist irgendwie auch spannend, weil sich alle anders verhalten als sonst. Es ist irgendwie geheimnisvoll“. Im Alter von zehn bis 14 Jahren sei der Tod dann unausweichlich und schlimm. „Kinder reagieren oft mit körperlichen Symptomen, wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit und Schwindel“, weiß die Pfarrerin. Es sei schwierig, sie dann in der Trauer zu begleiten. Oft würden sie einfach „dicht machen“ und sich jemand anderen zum Reden suchen. Das sei kein Grund für die Eltern, um Eifersüchtig zu werden. Eher solle man auf das Kind eingehen und auch außenstehende Hilfe suchen. „Es gibt viele Trauergruppen für Kinder und Jugendliche“, rät sie und bietet an, auch zu ihr kommen zu können.

 

Die anschließende Fragerunde fiel sehr kurz aus, denn nach einem Vortrag von Pfarrerin Doris Korte bleiben erwartungsgemäß kaum Fragen offen.

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