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Mitreißend und farbenprächtig

30.11.2021

Mit der Sinfonietta Köln war am Sonntag eines der profilierten Orchester seiner Art in der Schalksmühler Erlöserkirche zu Gast. Im Gepäck hatten die Musiker ein kontrastreiches Programm, das Werke des 18. Und 20. Jahrhunderts vereinte. (Foto: Jakob Salzmann)
Mit der Sinfonietta Köln war am Sonntag eines der profilierten Orchester seiner Art in der Schalksmühler Erlöserkirche zu Gast. Im Gepäck hatten die Musiker ein kontrastreiches Programm, das Werke des 18. Und 20. Jahrhunderts vereinte. (Foto: Jakob Salzmann)

SCHALKSMÜHLE + Mitreißend und farbenprächtig verwöhnte das Kammerorchester Sinfonietta Köln, das zu den profiliertesten Ensembles seiner Art gehört, Liebhaber klassischer Musik am Sonntag in der Erlöserkirche mit einem kontrastreichen Programm, das die Musik Wolfgang Amadeus Mozarts und Joseph Haydns stilgetreu mit der von Béla Bartók und Antonin Dvorák in Einklang brachte. Unter Leitung von Cornelius Frowein, der mit dem hochkarätigen Ensemble bereits zum zweiten Mal an seine frühere Wirkungsstätte als Leiter der Musikschule Volmetal zurückkehrte, brillierte das Kammerorchester mit bemerkenswerter Klarheit der Interpretation, tiefem Werkverständnis und bezwingender Musikalität. Als Solist brachte Sam Lucas (Violoncello), Preisträger des Internationalen Anton Rubinstein Wettbewerbs, mit der klanglichen Tiefe und Wärme seines Instruments zum Schwelgen.

Führte sein Orchester mit präziser Zeichengebung durch das Konzert: Cornelius Frowein, früherer Leiter der Musikschule Volmetal. (Foto: Jakob Salzmann)
Führte sein Orchester mit präziser Zeichengebung durch das Konzert: Cornelius Frowein, früherer Leiter der Musikschule Volmetal. (Foto: Jakob Salzmann)

Dass das Konzert trotz Corona gut besucht war und viele der Einladung zum außergewöhnlichen Musikgenuss gefolgt waren, freute insbesondere Anja Wolf (Leiterin des Fachbereichs Bildung, Kultur und Sport), die Musiker und Besucher willkommen hieß. Kultur in Zeiten der Pandemie zu planen, sei ein schwieriges Unterfangen, erklärte sie. Den frühen, noch von den Quartetten großer italienischer Meister beeinflussten Mozart lernten die Zuhörer im Quartetto in C KV 157 (Mailänder Quartettsinfonie) kennen. Schwungvoll und erfrischend „leichtfüßig“ ließen die Kölner im einleitenden Allegro das Hauptthema erklingen, um im nachfolgenden Andante umso deutlicher Mozarts verletzliche, empfindsame Seite zu zeigen. Virtuos spielten sich die Musiker im Finale – Presto – in ein berauschendes Crescendo hinein. Den eleganten Tonfall von Haydns Konzert in C-Dur für Violoncello und Orchester Hob. VIIb:1 traf Sam Lucas auf den Punkt. Mit Bravour meisterte der junge Solist den anspruchsvollen Solopart des lange als verschollen geltenden Konzerts, dem noch ein Hauch Spätbarock und höfischer Musizierkultur anhaftet. Haydn war bereits am Hofe der Esterhazys angestellt, als er das für einen kleinen, erlesenen Zuhörerkreis bestimmte Konzert, das dem Preisträger des Anton Rubinstein Wettbewerbs vor allem im rasend schnellen Finalsatz immense Fingerfertigkeit abverlangte, zwischen 1762 und 1765 schrieb. Wunderbar harmonisch und differenziert gelang das Zusammenspiel mit dem Orchester.

Als Solist machte Sam Lucas (Violoncello) mit einem lange Zeit als verschollen geltenden Konzert von Joseph Haydn für Violoncello und Orchester bekannt. (Foto: Jakob Salzmann)
Als Solist machte Sam Lucas (Violoncello) mit einem lange Zeit als verschollen geltenden Konzert von Joseph Haydn für Violoncello und Orchester bekannt. (Foto: Jakob Salzmann)

Denkbar groß war der Sprung aus der Welt des höfischen Musizierens in die bäuerliche Lebenswelt, wie sie Béla Bartók in seinen ungarischen Bauerntänzen Sz 71 – für Streichorchester von Cornelius Frowein bearbeitet – in kräftigen Klangfarben skizzierte. Dass sie in der Welt der Moderne ebenso zu Hause ist wie der Alten Musik, machte die Sinfonietta Köln mit den orchestrierten, temperamentvollen Volksliedern – mit Schwung und Effet dargeboten – mehr als deutlich. Mit präziser Zeichengebung, sorgsam auf akkurate Phrasierung und Perfektion des Zusammenspiels achtend, führte Cornelius Frowein seine Musiker durch das Konzert. Mit vier Humoresken aus dem Zyklus op. 101 von Antonin Dvorak – ursprünglich für Klavier geschrieben und am Sonntag in der Fassung für Streichorchester zu hören – fand das Konzert einen anregenden Abschluss. Die berühmteste Humoreske – Nr. 7 – kam als Zugabe hinterher. ©ms

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