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Anfang und Ende von Raum und Zeit
27.8.2022

LÜDENSCHEID + „Urknall und Schwarze Löcher sind Anfang und Ende von Raum und Zeit.“ Zu einer faszinierenden Reise ins Weltall nahm der hoch dekorierte Astrophysiker und Radioastronom Prof. Dr. Heino Falcke, der am 10. April 2019 – eine Weltsensation – das erste Bild eines Schwarzen Lochs präsentierte, seine Zuhörer am Sonntag in der Kirche Oberrahmede mit. Auf Einladung des Fördervereins gewährte der an der Universität in Nimwegen lehrende Wissenschaftler, der Autor des Bestsellers „Licht im Dunkeln“ ist, Einblick in seine Forschungen. Wie es gelang, ein Bild des größten Rätsels des Universums zu erhaschen, legte er den Besuchern in einem spannenden, reich bebilderten Vortrag unter dem Motto „Licht im Dunkeln – Schwarze Löcher, das Universum und wir“ dar.

Groß war das Interesse an den Ausführungen des gläubigen Christen, der in seiner Freizeit als Prädikant in der Evangelischen Kirche Rheinland tätig ist und sich als 1. Vorsitzender des CVJM Frechen engagiert. Stühle mussten nachgestellt werden, damit jeder einen Sitzplatz bekam. Mit Klängen aus dem Universum – gemeint Lothar Kosses „Messias“ – stimmte Annika Kögler musikalisch auf eine geheimnisvolle Reise zu den Sternen ein. In Form eines kleinen Interviews stellte Christina Rosemann den Lüdenscheidern den Referenten, der familiär mit Lüdenscheid verbunden ist (sein Schwiegersohn Birger Falcke, geborener Stahlschmidt, ist in der Bergstadt aufgewachsen), näher vor. „Eigentlich wollte er Müllmann werden – wegen der großen Autos. Aber auch der Himmel hat es ihm angetan“, führte sie augenzwinkernd aus. Als Wissenschaftler von Weltrang, der vom niederländischen König für seine wissenschaftlichen Verdienste zum Ritter ernannt wurde, stellte sie Heino Falcke vor.
Auf die Frage, was das Weltbewegende an der ersten Aufnahme eines Schwarzen Lochs ist, antwortete Falcke: „Schwarze Löcher sind das Ende von Raum und Zeit. Da hört auch die Wissenschaft auf.“ Der Abgrund, wo alles verschwindet, sei auf dieser Aufnahme, die um die Welt ging, erstmals zu sehen. Mit Textstellen aus seinem Buch, in denen er an seinen eigenen Empfindungen beim Blick in die Sterne teilhaben ließ, und Bildern von der Erde stimmte der Träger des Spinoza-Preises, nach dem ein Asteroid benannt ist, auf einen Kurztrip ins unendliche Universum ein.

„Ein einzelner Mensch ist nicht zu sehen. Im All ist man weit weg vom Leid des Einzelnen“, erklärte er. Der Blick ins All ändere die Perspektive. Zu Einstein und seiner Entdeckung der Raumzeitkrümmung sowie der Entstehung/dem Sterben von Sternen und dem Entstehen von Schwarzen Löchern („Hat viel damit zu tun, wie wir selbst entstanden sind“) führten seine Ausführungen. Der Ausspruch „Wir sind Sternenstaub“ sei zutiefst wahr.
Anschaulich beleuchtete der Wissenschaftler die noch nie dagewesene Gemeinschaftsleistung internationaler Radioastronomen, die die ganze Welt in ein riesiges Teleskop verwandelten, um die bahnbrechende Aufnahme eines Schwarzen Lochs zu machen. Viereinhalb Milliarden Menschen hätten das Bild gesehen. „Man schaut in die tiefsten Tiefen von Raum und Zeit.“ Mit einem Ausblick auf weitere Vorhaben („Wir wollen Kindern das Weltall näherbringen“) beendete Heino Falcke seinen Vortrag. Dazu solle ein Teleskop in Namibia aufgestellt werden. Nach dem Vortrag hatten die Besucher Gelegenheit, den Wissenschaftler zu den kleinen und großen Fragen der Menschheit zu befragen. ©ms
