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Reden ist Gold!
13.9.2022

KIRCHENKREIS + Im Einzugsgebiet der TelefonSeelsorge Hagen-Mark haben sich 2020 achtzig Menschen das Leben genommen (21 Frauen und 59 Männer). „Für viele ist es nicht irgendjemand, sondern der Partner oder die Partnerin, die Mutter, der Vater, der Sohn, die Tochter, der Bruder, die Schwester; die Freundin oder der Freund. Oder der Mitschüler, die Nachbarin oder der Arbeitskollege, ein Mensch, dem sie nahegestanden haben“, so Birgit Knatz, die Leiterin der TelefonSeelsorge in Hagen.
Die WHO geht davon aus, dass von einem Suizid mindestens sechs Menschen im nahen Umfeld betroffen sind. Menschen, die mit diesem Verlust irgendwie weiterleben müssen.
„Anderes als bei Menschen, die jemanden durch einen Unfall oder eine Krankheit verloren haben, fühlen sich Freundinnen, Kollegen und Angehörige oft schuldig und mit verantwortlich,“ stellt Dr. Stefan Schumacher, Leiter der Hagener TelefonSeelsorge fest. Fragen wie: Wann habe ich ihn zuletzt gesehen? … Was hat sie zuletzt gesagt? … Wie war das noch? … Hat er seinen Suizid angekündigt? … Habe ich etwas überhört? … Warum hat sie mir nicht gesagt, dass es ihr so schlecht geht? … Warum habe ich vorher nichts bemerkt? … Warum habe ich nicht mehr Zeit mit ihm verbracht? … Wie hat sie sich das Leben genommen? … Warum so? … gehen den Menschen durch den Kopf. Sie glauben, sie hätten es doch erkennen müssen und sie schämen sich darüber zu reden.
Anlässlich des Weltsuizidpräventionstag am 10. September möchten die TelefonSeelsorge Hagen-Mark auch auf den Schmerz und die Not der Menschen aus dem Umfeld aufmerksam machen.
„Bitte bleiben Sie nicht allein. Reden ist Gold! Melden Sie sich bei uns. Wenn das Reden schwerfällt, schreiben Sie uns. Wir sind da!“ sagen Knatz und Schumacher einstimmig.
Die TelefonSeelsorge Hagen-Mark bietet neben dem rund um die Uhr besetzten Telefon auch Beratung per Chat und Mail an. ©tshm
87 qualifizierte Ehrenamtliche Frauen (60) und Männer (27) haben 2021 dafür gesorgt, dass alle 3.120 Dienste am Telefon rund um die Uhr besetzt waren. Sie haben 10.224 Gespräche geführt, 748 Mails geschrieben und 3.382 ihre Hilfe im Chat angeboten.
Die TelefonSeelsorge ist für jede Nationalität, jedes Geschlechts, jeder Konfession und jedes Alters da. Die Beratung findet am Telefon, per Mail oder Chat statt und ist anonym und kostenfrei.
Die KrisenKompass App der TelefonSeelsorge steht ebenfalls kostenfrei zu Verfügung und kann bei google play oder im appstore heruntergeladen werden. Sie bietet Hilfe zur Selbsthilfe für Angehörige und Betroffene.