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"Vertrauen bringt uns weiter"
22.10.2022

von Hartmut Damschen
PLETTENBERG + „Im vergangenen Jahr konnte Pfarrer Dietmar Auner sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Plettenberg begehen.“, erinnerte Peter Winkemann, 1. Vorsitzender des Presbyteriums der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg in der überaus vollen Christuskirche.
Nun war am Sonntag der Abschied des Pfarrers aus seinem aktiven Dienst in den Ruhestand gekommen.
Aus diesem Anlass kamen die Familie des Pfarrers, Superintendent Dr. Christof Grote, Pfarrerin Christine Rosner, Gemeinde- und Presbyteriumsmitglieder, Pfarrer, Pastore und Vorsitzende anderer Gemeinden in der Kirche zusammen, um dort mit vielen Erinnerungen und Geschenken den scheidenden Pfarrer zu ehren.
Der Posaunenchor Plettenberg, der PopChor, der Kirchenchor Oestertal und das Kantoren-Quartett gaben dem Festgottesdienst den musikalischen Rahmen. Kinder vom Ev. Familienzentrum Mittendrin zauberten mit ihrem Auftritt ein besonderes Lächeln in die Gesichter der anwesenden Festgäste.
Pfarrer Auner stellte seine Rede (Es ist der Tag des Abschieds, aber nicht ganz. Und: Heute kann ich nicht versprechen, nicht über mich zu reden.) auf drei Säulen: Rückblick, Vertiefung und Ausblick. So kam natürlich die Zeit in Siebenbürgen mit der Diaspora Hermannstadt, die ersten Erfahrungen in der Gemeindearbeit in Neustadt (Siebenbürgen), der Umzug mit seiner Familie 1990 nach Deutschland und die Ankunft drei Jahre später in der Plettenberger Gemeinde von Pfarrer und Superintendent Wilhelm Ubrig. Nach weiteren drei Jahren richteten Pfarrer Ubrig und Kirchenvertreter die Frage an ihn: „Können Sie sich vorstellen, auch länger hier tätig zu sein?“ Seine Antwort kurz und knapp: „Ja“. So übernahm 1996 Dietmar Auner die Pfarrstelle im Oestertal von Pfarrer Ubrig, der leider schon 1997 verstarb.

Pfr. Auner hat viele schöne Erinnerungen an die folgenden Zeiten: Frauen- und Männerkreis, die Kinder- und Jugendgottesdienste, die Katechumenen und Konfirmanden, den CJO, den CVJM, die Freizeiten mit jungen Menschen, an die Gemeindefeste und den Kirchenchor der Erlöserkirche.
Doch auch das gab es: Es entwickelte sich ein Eigenleben in den Pfarrbezirken. Meinungsverschiedenheiten führten zu Missverständnissen und strukturelle Fragen wurden oft auch persönlich genommen: „Es tut mir leid, dass auch ich dazu beigetragen habe.“
Besonders berührt und beschäftigt hatte ihn die Aufgabe der Trägerschaft des Ev. Krankenhauses.
Zudem musste die Reduzierung der Pfarrstellen in seiner Amtszeit von ursprünglich 5 auf nur noch eine Pfarrstelle in der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg gestemmt werden. Neue Aufgaben waren damit verbunden: Zusammenführung der Gemeinden, eine gemeinsame Jugendarbeit, Kooperationen mit Nachbargemeinden und der Disput um die Aufgabe von Kirchen, was eben auch die katholische Kirchengemeinden in Plettenberg und darüber hinaus trifft.
Im Blick nach vorne fragte er: „Was bringt uns weiter?“, und gab sogleich selbst die Antwort: „Vertrauen in Gottes Gnade. Vertrauen schenken durch offene Türen, offene Herzen und gegenseitige Wertschätzung. Wir sind die Gehilfen eurer Treue!“

Viele Freunde und Weggefährten, Mitglieder der Gemeinde und des Presbyteriums, der Kirchen und des offiziellen Lebens der Stadt Plettenberg waren der anschließenden Einladung des scheidenden Pfarrers Dietmar Auner am Sonntag in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus gefolgt. Peter Winkemann, Presbyteriumsvorsitzender der Ev. Kirchengemeinde Plettenberg, führte durch den Nachmittag, an dem viele Grußworte an den Pfarrer gerichtet waren.
Pfarrerin Christine Rosner, Nachfolgerin im Amt von Dietmar Auner, präsentierte das Abschiedsgeschenk der Gemeinde. Ein Überreichen war wegen der Größe nicht möglich. Es war eine sehr schön aufgearbeitete Kirchenbank. Pfrn. Rosner meinte, dass nun beide, Dietmar Auner und seine Frau Brigitte zusammen auf der Bank den Ruhestand genießen könnten. Passend zu dem Zweck war an der Rücklehne ein Messingschild mit den Worten „Und der HERR gab ihnen Ruhe ringsumher. Josua 21, 44“ angebracht.
Pastor Patrick Schnell von der Katholischen Kirchengemeinde St. Laurentius dankte Auner für seine stete Weitergabe des Brauchtums: „Denn darin lebt der Glaube.“ und für die zurückliegende Zeit in ökumenischer Verbundenheit.
Bürgermeister Ulrich Schulte bemerkte: „In Deutschland sind Kirche und Staat getrennt. Man trifft sich aber.“ Er dankte Auner besonders, dass er noch so kurz vor seinem Amtsende für die Beerdigung der auf dem Kirchplatz der Christuskirche gefundenen Gebeine Sorge getragen hatte.
Presbyteriumsmitglied Knut Brösecke überreichte einen Reisegutschein, Ziel: Unbekannt.
Erhard Fuchs, Pastor in Plettenberg in den Jahren von 1990 bis 2007, nannte Dietmar Auner einen Bruder. Einen guten Bruder bei den Geschwistern im Glauben. Doch er steigerte noch die Schilderung des damals so gedeihlichen Miteinanders. Er sagte: „In der Ev. Kirche in Hessen-Nassau nennt man sich untereinander „Herr Kollege“. Du bist ein exzellenter Kollege, ein Bruder und für mich ein Freund. Wenn aus Kollegen Freunde werden, was selten ist, muss man sich sehr sicher sein. Freundschaften überdauern die Zeiten.“ Fuchs, der nun in Nierstein am Rhein, dem Mekka der Weinkenner, wie er sich ausdrückte, lebt, brachte drei Flaschen Wein mit. Die erste Flasche für den Kollegen, den besseren Wein für den Bruder und die Flasche des besten Weines für den Freund.

Pfarrer Uwe Brühl stellte fest: „Wir sind kein Verein mit wechselnden Zwecken. Bei uns gilt: Barmherzigkeit ja, aber nicht Beliebigkeit. Du warst immer standhaft, hast auf den Berg vor dir geschaut, hast ihn bestiegen und gedacht, dass dahinter vielleicht ein anderer schöner Berg ist. Und außerdem danke ich dir für das Aushalten der Sauerländer Rechthaberei.“

Pfarrer Andreas Hirschberg, der nach gut 11 Jahren Plettenberg im Jahr 2020 verließ, äußerte sich ganz ähnlich: „Es gab unterschiedliche Ideen für die Gemeindeentwicklung. Dabei warst du der Fels in der Brandung. Du hast dich für die Gemeinde krumm gemacht, warst immer konstruktiv und hast die vielen Nörgeleien ausgehalten - zum Wohl der Gemeinde. Bei der Zusammenarbeit mit der Stadt und den Vereinen warst du ein würdiger Vertreter. Du warst wie ein gut funktionierender Kompass für uns.“, und überreichte dem scheidenden Pfarrer ein Navigationsgerät für sein Motorrad. Der Chronist glaubt nicht, dass viele der Anwesenden von der verborgenen Passion des Motorradfahrens vom Pfarrer wussten.
Der Kirchenchor Oestertal gab nicht nur ein Abschiedslied zum Besten, sondern die Gemeinde wollte auch noch wissen, was der Pfarrer an bleibenden Eindrücken mitnahm. So wurden ihm verschiedene Fotos mit Details aus den Kirchen seiner Gemeinde gezeigt. Eine schwere Aufgabe, die er jedoch insgesamt bravourös löste. Dietmar Auner und seine Frau Brigitte, die gerne tanzen, mussten sich noch bei verschiedenen Tänzen einer Jury stellen, was auch kein Problem für die Beiden war.
Bevor der Ruheständler in spe seine Gäste zum Essen einlud, meinte er: „Heute habe ich meinen Weinvorrat gehörig aufstocken können. Damit werden meine Frau und ich gut durch den Winter kommen und meine Gäste ebenso.“ Also – dann nichts wie hin. ©hd
