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In Jerusalem. Ich stehe an der Ampel. Neben mir ein junger Vater mit seiner kleinen Tochter an der Hand. Sie spricht ihren Vater mit ihrer hellen Kinderstimme an: „Abba!“ Sie meint nicht die schwedische Popgruppe, sondern es ist das hebräische Wort für Papa. So, wie ein deutsches Kind zu seinem Vater „Papa“ sagt.

Der Apostel Paulus schreibt, dass wir Gott genau so ansprechen dürfen: „Abba“, „Papa“ (Römer 8,15).

Alle Menschen sind Gottes Geschöpfe, aber nicht alle automatisch Gottes Kinder. Wer zu Gott sagt: „Ja, ich möchte, dass du mich annimmst als dein Kind“ – der ist Kind Gottes. Gott zwingt keinen, aber er liebt jeden.

So, wie ein Kind sich an der Hand seines Vaters festhält, zu ihm kommt, mit dem, was es freut oder bedrückt – so können wir uns Gott, unserem Vater im Himmel anvertrauen. Zu ihm kommen wie ein Kleinkind.

Ich weiß, dass das Vertrauen in den irdischen Vater bei manchen Risse bekommen hat. Aber dem himmlischen Vater können wir vorbehaltlos vertrauen. Ihm können wir unser Herz ausschütten. Wir müssen uns nicht aufpolieren oder auf eine gewählte Sprache achten. Es ist ein großes Geschenk, Kind Gottes zu sein und Gott im Gebet genauso ansprechen zu dürfen wie Jesus selbst! Vertrauensvoll wie ein Kleinkind „Abba“.

Wenn ein Gesprächskontakt abreißt, wirkt sich das auf die Beziehung aus. „Wir beten nicht, um Gott zu informieren – denn das würde heißen: er weiß nicht. Wir beten nicht, um Gott zu motivieren – denn das würde heißen: er will nicht. Wir beten nicht, um Gott zu aktivieren – denn das würde heißen: er kann nicht. Sondern wir beten, weil wir das Gespräch mit dem Vater brauchen.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen

Bärbel Wilde, Ev. Pfarrerin im Ruhestand, Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg