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Dr. Lale Akgün fordert Reform des Islam

1.7.2024

Dr. Lale Akgün war bei einer Informationsveranstaltung für Lehrerinnen und Lehrer in der Gesamtschule zu Gast. (Foto: Teipel / LokalDirekt)
Dr. Lale Akgün war bei einer Informationsveranstaltung für Lehrerinnen und Lehrer in der Gesamtschule zu Gast. (Foto: Teipel / LokalDirekt)

Von Wolfgang Teipel

 

LÜDENSCHEID + Dr. Lale Akgün fordert einen „vernunftgeleiteten Islam“ und warnt vor dem politischen Islamismus. Bei einer Informationsveranstaltung für Lehrkräfte der Adolf-Reichwein-Gesamtschule untermauerte sie ihre Thesen.

 

Die Gesamtschule und Evangelia Kasdanastassi (Integrationsagentur des Diakonischen Werkes Lüdenscheid-Plettenberg) hatten die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete eingeladen. Lale Akgün kam im Alter von neun Jahren nach Deutschland. Sie hat sich in zahlreichen Funktionen intensiv mit Migrations- und Integrationsproblemen beschäftigt. Zudem gilt sie als ausgewiesene Islam-Kritikerin. In ihrem Buch „Platz da! Hier kommen die aufgeklärten Muslime. Schluss mit der Vorherrschaft des konservativen Islams in Deutschland“ kritisiert sie Fehlentwicklungen der deutschen Islampolitik und fordert Stärkung individueller Freiheit und Gleichberechtigung für muslimische Frauen.

 

In ihrem Impulsvortrag thematisierte sie insbesondere die Struktur der islamischen Verbände in Deutschland und die Herausforderungen, die auf Schule und Gesellschaft zukommen.

 

Passt der Islam mit den Werten westlicher Demokratien zusammen? Unbedingt, davon ist Lale Akgün überzeugt. Allerdings müssten sich Muslime von den Geboten des 7. Jahrhunderts lösen. „Wir dürfen den Koran nicht wörtlich nehmen“. Sie kritisiert die Vorherrschaft eines konservativen Islams in Deutschland, wie er auch von den großen Islamverbänden vertreten werde. Der politische Islam sei gefährlich, weil er Religion und Politik miteinander verbinde. Die religiösen Regeln würden über die staatlichen Gesetze gestellt. Diese Islaminterpretation stehe aber im Widerspruch zu den Werten eines demokratischen Rechtsstaates. Kinder und Jugendliche seien besonders gefährdet, da radikale Gruppierungen den Islam als Jugendkultur präsentierten.

 

Als Beispiel führte sie den kurdischstämmigen in Deutschland geborenen Ex-Rapper Brado an. Er habe die Musik aufgegeben und sich dem orthodoxen Islam zugewandt. In vielen Kreisen ist Brado nach wie vor ein Idol, weil er sich angeblich ganz auf die Religion konzentriere. „Rapper und Musiker sind die Feinde von Allah“, wurde er von einem Magazin zitiert.

 

Lale Akgün fordert eine Reform des Islams. Das fange damit an, den Koran nicht wortwörtlich zu verstehen, sondern als einen Text, der im siebten Jahrhundert entstanden ist: Man dürfe diese Suren nicht unhinterfragt in die heutige Zeit übertragen. Für die liberale Islamauslegung gebe es theologische Grundlagen, etwa in der Ankara-Schule oder der islamischen Mystik.

 

Schulleiter Sven Ariens forderte zum Auftakt der Veranstaltung: „Wir müssen jeder Form von Radikalisierung entgegentreten. Als Lehrerinnen und Lehrer stehen wir in der Pflicht, uns für die Demokratie einzusetzen.“ Dazu sollen auch weitere  Informationsveranstaltungen dienen, kündigte er an.

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