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Nach Jahren voller Angst Hilfe im PSZ

6.9.2024

Mostafa Baseri Salehi (links) im Gespräch mit Dirk Kensche, Lumnije Krasniqi und Daphne Remke vom Psychosozialen Zentrum. Die Einrichtung gehört, wie das gesamte Diakonische Werk, zum Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg (Foto: Wolfgang Teipel)
Mostafa Baseri Salehi (links) im Gespräch mit Dirk Kensche, Lumnije Krasniqi und Daphne Remke vom Psychosozialen Zentrum. Die Einrichtung gehört, wie das gesamte Diakonische Werk, zum Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg (Foto: Wolfgang Teipel)

Von Wolfgang Teipel

 

KIRCHENKREIS + Mostafa Baseri Salehi lebt seit Jahren in großer Unsicherheit. Der heute 45-jährige Iraner ist 2018 aus seinem Heimatland geflüchtet, weil er um sein Leben fürchten musste. Nach Jahren voller Angst und Sorgen lebt er heute im Märkischen Kreis. Das Psychosoziale Zentrum für Geflüchtete (PSZ) des Diakonischen Werkes wurde zu einer wichtigen Stütze in seinem neuen Leben.

 

„Es ist für mich ein ruhiger Platz, der mir Perspektiven bietet“, zieht er Bilanz. Ein großes Problem bereitet dem ehemaligen TV- und Radiomoderator aber weiterhin viele Sorgen. Sein erster Asylantrag wurde abgelehnt. Zurzeit läuft ein Wiederaufnahmeantrag für das Verfahren. Lange hat er vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nichts mehr gehört. Sein Leben ist weiter in der Schwebe.

 

Deshalb ist die soziale und psychologische Beratung durch das PSZ-Team für ihn weiter von großer Bedeutung. Das PSZ gehört, wie das gesamte Diakonische Werk, zum Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg.

 

Mostafa Baseri Salehi ist als 13-Jähriger zum Christentum konvertiert. Im Iran konnte er seinen Glauben nicht offen leben. Seine Karriere als Journalist endete, als er sich gegen das Mullah-Regime stellte. Er wurde verschleppt, gefangen gehalten und gefoltert und wieder frei gelassen. Als er später eine Vorladung vor Gericht erhielt, wurde ihm klar: Dein Leben ist gefährdet. Zusammen mit seiner ehemaligen Freundin entschloss er sich zur Flucht. Mit viel Glück konnten beide den Iran verlassen.

 

Über seine Ankunft in Deutschland berichtet er: „Wir waren mit 15 weiteren Personen auf der Ladefläche eines Lkw zusammengepfercht. Nach ungefähr zwölf Stunden wurden wir in einem Waldstück rausgeworfen“, erinnert er sich. „Es war dunkel und kalt. Wir wussten nicht, wo wir waren, und hatten große Angst.“ Über einen Handykontakt fand er schließlich heraus, dass sie sich in der Nähe von Nürnberg befanden. Dann begann die Odyssee durch Deutschland. Sie schlugen sich zu einem Bekannten nach Essen durch. Von dort aus ging’s in ein Erstaufnahmelager nach Bochum. Weitere Stationen waren Köln und Euskirchen.

 

Mostafa und seiner Freundin ging es sehr schlecht. Die Lage spitzte sich zu, als seine Freundin abgeschoben werden sollte. Sie unternahm einen Selbstmordversuch und musste im Krankenhaus behandelt werden. Er selbst landete im Märkischen Kreis und bat schließlich im PSZ um Sozialberatung und psychologische Begleitung, um mit seinen Erfahrungen besser klarzukommen. „Ich wurde sehr nett aufgenommen. Alle haben mir viel geholfen“, erinnert er sich.

 

„In Deutschland leben Menschen, die aus Ländern kommen, in denen sie Krieg, Folter, Vergewaltigung und andere Formen von Gewalt erleben mussten“, sagt Daphne Remke, Diplom-Psychologin im PSZ. „Für viele von ihnen setzen sich die schlimmen Erlebnisse auf einer oft Monate dauernden Flucht fort.“ Solche extrem belastenden Erfahrungen führten häufig zu psychischen Symptomen wie Schlafstörungen, Albträumen und Ruhelosigkeit. „Die Betroffenen leiden unter Konzentrationsstörungen und werden von belastenden Erinnerungen überflutet. Daraus resultieren oft auch Gefühle von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und unkontrollierte Angst – und damit einhergehend Schwierigkeiten, den eigenen Alltag zu bewältigen“, erläutert die Diplom-Psychologin.

 

Das Team des PSZ verfolge verschiedene methodische Ansätze, um Klientinnen und Klienten zu stabilisieren. Psychologische und soziale Beratung stünden dabei ebenbürtig nebeneinander.

 

Seinen Alltag hat Mostafa Baseri Salehi zurzeit im Griff. Er arbeitet bei einem Plettenberger Unternehmen und besucht Gottesdienste der Evangelischen Kirchengemeinde Werdohl. „Hier wurde ich herzlich aufgenommen“, berichtet er. Auch die Arbeitskollegen in Plettenberg seien sehr nett. Einer habe ihn sogar im Krankenhaus besucht und ihn später zur Silvesterfeier eingeladen.

 

Allerdings fühlt er sich weiter vom Regime im Iran beobachtet. „Auf meinem Instagram-Account folgen mir viele Fake-Profile“, sagt Mostafa Baseri Salehi. Aber er hat den Mut, auch in Deutschland gegen das Mullah-Regime zu protestieren. Jetzt wünscht er sich inständig, dass sein zweiter Antrag auf Asyl in Deutschland erfolgreich ist. Ein Funken Hoffnung ist noch vorhanden. Schließlich hat sich Mostafa Baseri Salehi gut integriert. Neben seinem Job in Plettenberg hat er den Rettungsschwimmer-Schein erworben und hilft seitdem in einem Schwimmbad aus. Auch an seinen Deutschkenntnissen hat der Mann aus dem Iran gearbeitet. Den letzten Sprachkurs und den sogenannten Orientierungskurs, in dem Wissen über Deutschland vermittelt wird, hat er parallel zu seiner Arbeit besucht und mit einer Prüfung erfolgreich abgeschlossen. Nun besitzt er das für den Aufenthalt wichtige B1-Zertifikat.

 

„Wir müssen weitere Gespräche führen“, sagt Lumnije Krasniqi vom Psychosozialen Zentrum. Das Team habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. „Vielleicht gibt es ja noch eine Chance. Darauf hoffen wir.“

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