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„Ein besonderer Abend in einem besonderen Jahr“

22.2.2017

 

Meinerzhagen. Es sei ein „besonderer Abend in einem besonderen Jahr“, so eröffnete der MÖWe-Regionalpfarrer Martin Ahlhaus die Vortragsveranstaltung mit dem katholischen Theologen und ausgewiesenen Experten in Sachen Ökumene, Dr. Burkhard Neumann, zum Thema „Vom Konflikt zur Gemeinschaft – können Katholiken und Protestanten gemeinsam Reformation feiern?“ Die Besucher-Resonanz gab Ahlhaus recht, denn rund 50 interessierte Gäste waren ins Haus Nordhelle gekommen, um sich zu informieren und anschließend selbst über das Thema zu diskutieren.

„So ein gutes MÖWe-Forum hat es bis jetzt nicht gegeben“, konstatierte Ahlhaus. Dr. Burkhard Neumann ließ keinen Zweifel an seiner Sachkenntnis zur geschichtlichen Betrachtung der Reformation bis in die heutige Zeit, zitierte evangelische und katholische Sichtweisen sowie ihre unterschiedliche Wahrnehmung der Reformation im Spiegel der Zeit. Neumann: „Erinnerung kann sich verändern. Es geht nicht darum, eine andere Geschichte zu erzählen, sondern eine Geschichte anders zu erzählen.“ Das sei die große Herausforderung für die Kirchen. Auch heute noch würden viele Katholiken mit dem Wort „Reformation“ zuerst Kirchenspaltung assoziieren, während viele lutherische Christen das Wort „Reformation“ hauptsächlich mit der Wiederentdeckung des Evangeliums, mit Glaubensgewissheit und Freiheit verbänden. Man müsse beide Ausgangspunkte ernst nehmen, um die zwei Perspektiven in Beziehung zueinander zu setzen und in einen Dialog miteinander zu bringen.


Neumann machte deutlich, dass sich der Blick auf die Reformation in den letzten 100 Jahren von Seiten der Katholiken verändert hat. Wurde der Reformator vor gut einem Jahrhundert von einigen Katholiken sogar als „moralisch verkommenes Subjekt oder psychisch kranker Mensch“ gesehen, so habe bis heute eine deutliche Wertschätzung erfahren. Neumann: „Luther war eine tiefreligiöse Person. Er hat in Ehrlichkeit und Hingabe geforscht.“

Mit den fünf Imperativen des Dokuments „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“ zeigte Dr. Burkhard Neumann Wege zur Gemeinsamkeit auf. So sollten Katholiken und Lutheraner immer von der Perspektive der Einigkeit und nicht der Spaltung ausgehen. Außerdem müssten beide ständig durch die Begegnung mit dem Anderen lernen und eine sichtbare Einheit im Glauben suchen. Neumann: „Katholiken und Lutheraner müssen gemeinsam die Kraft des Evangeliums für unsere Zeit wiederentdecken.“ Zudem sollten sie in der Verkündigung Zeugnis über Gottes Gnade ablegen. Das Studium der anderen Kirche solle in Wahrheit und wohlwollender Gesinnung geschehen. Neumann: „Das war in der katholischen Kirche lange nicht so.“

Einfach so feiern 2017 könne man nicht, so Neumann weiter. Niemand wolle eine Kirchenspaltung feiern. Das Gedenken an die Reformation sei dann angemessen, wenn Lutheraner und Katholiken gemeinsam das Evangelium von Jesus Christus hören würden und wenn sie sich immer wieder neu in die Gemeinschaft mit dem Herrn rufen ließen.

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