Artikel Archiv
Ausstellung Frauen der Reformation im Haus Nordhelle eröffnet
6.3.2017

Valbert. Dass es bei der Ausstellung Frauen der Reformation Gesichter und Geschichte(n) damals und heute, die jetzt im Haus Nordhelle eröffnet wurde, um mehr geht als die rein geschichtliche Aufarbeitung der Rolle der Frauen im 16. Jahrhundert, machte die Mitinitiatorin Pfarrerin Vera Gronemann vom ev. Kirchenkreis Tecklenburg gleich klar: Hier wird ein wichtiges Thema auf den Tisch gebracht, das lange im Hintergrund war. Die Besucherzahl an einem Sonntagnachmittag bestätigte das Interesse rund 50 interessierte Gäste kamen zur Vernissage, unter ihnen auch der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, Klaus Majoress.
Die Kooperation des Frauenreferates aus dem Ev. Kirchenkreis Tecklenburg im Münsterland mit dem Haus Nordhelle sowie dem Frauenreferat des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg hatte es ermöglicht, die Ausstellung nach Valbert zu holen. Konzipiert und erarbeitet worden war sie von Frauen der mitteldeutschen Kirche, ergänzt durch lokale Bezüge vom Frauenreferat der Kirche im Münsterland.
Auf zahlreichen Bild- und Texttafeln werden die Auswirkungen der Reformation auf das Leben der Frauen im Mittelalter erläutert. Dargestellt sind die Themenbereiche Ehefrau und Mutter, Erziehung und Bildung, Priestertum aller Getauften, Alltagsbegleiter Tod und Diplomatie und Krieg. So hatte sich Martin Luther beispielsweise zwar deutlich zur Rolle der Frau positioniert, seine Aussage Die Frau ist von Gott bestimmt, Ehefrau und Mutter zu sein ist vor dem historischen Hintergrund des 16. Jahrhunderts allerdings vornehmlich als Wertschätzung der Rolle der Frau gedacht, was aus heutiger Sicht oft schwer nachzuvollziehen sei, so Vera Gronemann im Gespräch. So wären auch die reformatorischen Auswirkungen auf das Leben der Frauen nicht generell als positiv oder negativ zu bewerten. Die Reformatoren hätten beispielsweise Mädchenschulen geschaffen, was einerseits einen Fortschritt bedeutete. Bei der Beurteilung aber, wie lange denn ein Mädchen täglich eine solche Schule sinnvollerweise besuchen sollte, hielt man dann eine Stunde für durchaus ausreichend. In zahlreichen Beispielen werden in der Ausstellung die vielfältigen Auswirkungen der Reformation deutlich. Einerseits lagen in der selbstständigen Pflichterfüllung der Ehefrau und Hausmutter nach protestantischen Maßstäben große Verantwortlichkeiten. Außerdem hat die Reformation mit ihrer Neueinschätzung der Ehe als gottgefällige Lebensform eine Aufwertung des Status der Ehefrau und Mutter erreicht. Andererseits war die Frau zu Gehorsam und Unterordnung dem Ehemann gegenüber verpflichtet, und die Alleingültigkeit dieses Lebensentwurfes machte für Frauen alternative Wege und persönliche Weiterentwicklungen nahezu unmöglich.
Kreiskantorin Liesa Verena Forstbauer am Klavier.
Den Schritt in die Neuzeit begeht die Ausstellung mit der Darstellung von 23 gläubigen Frauen von heute. Sie ergänzen in ihren Statements den Satz Mein Glaube bewegt mich... und geben damit Einblick in heutige Momente weiblicher Befindlichkeit unterschiedlicher Altersgruppen und Lebenssituationen auf Basis des christlichen Glaubens.
Eingeleitet worden war die Ausstellungseröffnung mit einem Gottesdienst, den die Kreiskantorin Liesa Verena Forstbauer gesanglich und am Klavier einfühlsam musikalisch umrahmte und dessen Predigt die Pfarrerinnen Sophie Ihne und Vera Gronemann sowie Frauenreferentin Annette Reuß hielten.
Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Die Adresse lautet: Haus Nordhelle, Zum Koppenkopf 3, 58540 Meinerzhagen-Valbert. Führungen sind nach Terminabsprache möglich. Hierzu bitte Kontakt mit Pfarrerin Sophie Ihne unter der Rufnummer 02358 8009165 oder per Mail unter s.ihne@haus-nordhelle.de aufnehmen. Die Finissage und der letzte Rundgang durch die Ausstellung finden am Donnerstag, 23. März um 19 Uhr statt.