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Wolf-Dieter Thomas: Man wächst da so hinein...
26.7.2017
Von Guido Raith
Sie sind Tag für Tag in den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg unterwegs, arbeiten im Kreiskirchenamt, dem Friedhofsverband, im Diakonischen Werk oder ehrenamtlich neben ihrem Beruf in den Kirchengemeinden. Und hinter jedem dieser Menschen steckt eine Geschichte, die ihn irgendwann zum Dienst in der Evangelischen Kirche führte, die jedoch kaum jemand kennt. Im Rahmen der Serie Einer von uns... werden nun einige dieser Geschichten erzählt, rücken der Mensch und das Menschliche in den Vordergrund und Kirche bekommt einmal mehr ein Gesicht.
Einer von uns... ist Wolf-Dieter Thomas aus Lüdenscheid. Seit über 33 Jahren ist er schon ehrenamtlich als Presbyter in der Christus-Kirchengemeinde aktiv und nicht ohne Stolz fügt er ...ohne Unterbrechung! hinzu, womit er wohl zum Kreis der dienst-ältesten Presbyter der Stadt gehört. Der mittlerweile 74-jährige Rentner hat einen großen Teil seiner Freizeit der Kirche gewidmet, und wie so oft bei engagierten Ehrenamtlichen, ist er da einfach hineingeschlittert. Pfarrerin Bärbel Wilde fragte den Lüdenscheider damals, als er mit seiner Frau bei ihr wegen einer Bescheinigung über die Kirchen-Mitgliedschaft war, ob er nicht Presbyter werden wolle. Da ist nicht viel zu tun, hat sie gesagt, erinnert sich der Senior schmunzelnd. Doch das sollte nicht so bleiben. Man wächst da so hinein.
Heute hat Wolf-Dieter Thomas neben dem Amt des Presbyters in der Lüdenscheider Christuskirchengemeinde noch den Vorsitz im Kindergartenausschuss inne, ist im Leitungsausschuss des Kindergartenverbundes, im Facharbeitskreis für Tageseinrichtungen der Stadt Lüdenscheid sowie einem weiteren Facharbeitskreis, den die Kirchenkreise Lüdenscheid-Plettenberg und Iserlohn-Lüdenscheid gemeinschaftlich betreiben. Als Delegierter des Kirchenkreises beim Evangelischen Fachverband für Tageseinrichtungen für Kinder, evta, vertritt er hier die regionalen Interessen und ist in seiner Gemeinde stellvertretender Vorsitzender des Bauausschusses. Zudem war er noch16 Jahre lang Vorsitzender des Evangelischen Gemeindeverbandes.
Nach und nach sei eines zum anderen gekommen, erinnert sich Wolf-Dieter Thomas heute. Jetzt habe er die Zeit für sein Ehrenamt, aber damals sei es schon viel gewesen, zumal er ja auch seinen Job als Abteilungsleiter einer Lüdenscheider Firma erledigen musste und die Familie mit Frau, Sohn und Tochter auch ihre Ansprüche hatte. Thomas: Meine Frau hat mir da den Rücken freigehalten. Sie fehlt mir sehr. Sie ist voriges Jahr verstorben, nach 50 Ehejahren. Da freut man sich sehr, dass die Kinder in der Nähe sind.
Es ist für einen guten Zweck und man macht es natürlich auch gerne, beschreibt Wolf-Dieter Thomas sein Engagement in der Evangelischen Kirche. Sein tiefer Glaube habe sich im Laufe der Zeit nach und nach aufgebaut, beschreibt Thomas seine Beziehung zu Gott. Zweifel habe er natürlich auch gehabt. Ich heiße nicht umsonst Thomas, scherzt er: Glauben heißt nicht Wissen. Wenn man eine lange Zeit wirklich intensiv glaube, merke man schließlich die Unterschiede, erläutert Thomas.
Über die Jahre habe er sich dann in seinem Ehrenamt nach und nach ein gewisses Fachwissen in Sachen Tageseinrichtungen für Kinder angeeignet. Immerhin in drei aufeinander folgende Kindergartengesetze musste er sich einarbeiten, mit Karl-Friedrich Mühlhoff, Hans-Ulrich Köster und Klaus Majoress hat er drei Superintendenten erlebt. Und auch in den Kindergärten änderte sich einiges. Früher habe es zum Beispiel Wartelisten gegeben, wenn man einen Platz für sein Kind suchte und nach einer Zeit klappte es dann. Heute wären die Wartelisten leer, erklärt Thomas, aber eine Umkehr der Situation kündige sich gerade an. Durch den Kindergartenverbund habe sich die Distanz der Entscheider zur Praxis verändert. Als die Entscheidungen noch in der Gemeinde getroffen worden wären, sei man ganz dicht am Geschehen gewesen. Aber da man heute kaum noch jemanden finde, der die Zeit für ein gemeindliches Engagement hat, sei das nicht mehr aufrecht zu erhalten gewesen, erzählt Thomas.
Die gute Atmosphäre im Presbyterium und die Freude am Gestalten habe ihn immer motiviert, erläutert Wolf-Dieter Thomas: So lange ich dabei bin, haben wir nicht ein einziges Mal Streit gehabt. Alle, mit denen wir zusammengearbeitet haben, Erzieher, Pfarrer, Mitarbeiter sind liebe, nette Menschen. Das ist eigentlich das Wichtigste. Der Umgang mit den Kindergartenangelegenheiten mache ihm heute nach wie vor ebenso viel Freude, wie die Bausachen. Die Kirche in der eigenen Gemeinde liege ihm dabei auch sehr am Herzen und da stünden manchmal die Wünsche von Seiten der Denkmalbehörde im Gegensatz zu den Möglichkeiten der Gemeinde. Ein Balanceakt.
Den müssen aber bald andere an Stelle von Wolf-Dieter Thomas vollziehen, denn mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren ist schließlich Schluss mit der Kirchenarbeit. Dann hat der sympathische Rentner vielleicht wieder ein wenig mehr Zeit für das ein oder andere Hobby und seine fünf Enkelkinder. Und vielleicht erfüllt er sich ja auch noch den ein oder anderen Wunsch: So lange ich Auto fahren kann und darf, würde ich gerne noch einige Punkte in Deutschland anfahren, die mir noch fremd sind. Gute Fahrt!