Artikel Archiv

„Jünger goes Wittenberg“ - Jugendgruppe besucht die Reformationsstadt

5.9.2017

Poetry-Slam auf der Bühne. (Foto: Schick)
Poetry-Slam auf der Bühne. (Foto: Schick)

  

Am letzten Ferienwochenende machten sich neun Jugendliche aus dem Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg unter der Leitung von Liane Kalies und dem Gemeindepädagogen im Kinder- und Jugendreferat, Stefan Schick, auf in die Lutherstadt Wittenberg, um erforschen, „was dieses Geschehen vor 500 Jahren mit uns heute zu tun hat“. Hier der Erlebnisbericht von Stefan Schick:

Die Unterkunft war optimal, „modernes Ambiente in historischen Mauern“, so hieß uns die Jugendherberge im Schlosskomplex direkt neben der Schlosskirche mit der berühmten Thesentür willkommen. Von dort aus war es nur zehn Minuten zu Gehen bis zum Jugendbereich der Reformations-Weltausstellung, dem „Young Point Reformation“ (YPR), wo unsere Gruppe bereits erwartet wurde und wir unsere Tickets für Ausstellung erhielten. Nach kurzer Einführung in die interaktive Exposition „Auf der Suche nach dem guten Leben“ zog uns der gegenüberliegende „Refo.Beach“, der Anlaufpunkt für Jugendliche beim CVJM, magisch an. Dort gab es Erfrischungsgetränke an der Strandbar, Sand, Wasser, Liegestühle, Strandkörbe zum Chillen und vieles weitere zu entdecken.

 

Bei der Morgenandacht. (Foto: Schick)

Nach der Abendandacht im YPR wartete das Abendessen im Quartier auf uns. Der Abend stand zur freien Verfügung, so dass notwendige Einkäufe, wie die Ergänzung des Chips-Angebotes und Ähnliches erledigt werden konnten. Wer schon immer einmal das Lied „Lieblingsmensch“ von Namika live hören und sehen wollte, der hatte dann im Rahmen des Programms der Weltausstellung die Möglichkeit, sich die Künstlerin auf der Open-Air-Bühne nur wenige Meter entfernt auf der Schlosswiese anzusehen. Für den gemeinsamen Tagesausklang an der Kunstinstallation „Lichtkirche“ ließ sich nach diesem intensiven Tag aus unserer Gruppe dann allerdings niemand mehr begeistern…

Eine anschauliche Morgenandacht mit einer Fahrrad-Runde vor dem Altar leitete den Samstag im YPR ein. Radfahren und Glauben gehen am besten mit Bewegung und Schwung. Wer stehen bleibt, der kann vielleicht einige Zeit die Balance halten, falls er nicht direkt umkippt, kommt aber keinesfalls voran. Wir wollten an diesem Vormittag aber noch ganz besondere Schritte gehen: Auf dem Dach des YPR-Gerüstes befindet sich ein Klettergarten, der uns einlud, im Teamwork den Parcours zu bewältigen. Den Teilnehmern war es freigestellt, ob sie jeweils die Kletterer sichern oder selbst klettern wollten. Doch bevor es zwischen drei roten Stahlträgern bis in 17 Metern Höhe ging, stand eine kleine Vertrauensübung an. Schnell wurde klar, dass Vertrauen wachsen muss und wenn es erst einmal zerstört ist, es sehr viel Zeit und Mühe braucht, bis es wieder aufgebaut ist. Mut und Teamfähigkeit gehörten dazu, wenn man als erste Übung die „Jakobs- oder Himmelsleiter“ bewältigen wollte. Nur mit gegenseitiger Hilfe war es möglich, die Sprossen, die zunehmend mehr Abstand haben, zu erklimmen und sich anschließend abseilen zu lassen. Bei der zweiten Übung galt es - gut gesichert - zwei senkrecht stehende Leitern zu besteigen und von einer Plattform aus über eine Hängebrücke ohne Geländer und mit fehlenden Tritten eine gegenüberliegende Plattform zusammen zu erreichen. Eine überaus wackelige Angelegenheit, die Einige nebeneinander, oder wie ich, an die Schultern eines Vordermannes geklammert, bewältigten. Das absolute Highlight war aber dann die Riesenschaukel, die ihrem Namen „Giant Swing“ alle Ehre machte. Die Teilnehmer mussten hier jeweils eine Person mit vereinten Kräften an zwei Seilen in die Höhe ziehen, und der oben Angekommene schließlich „nur“ noch eine Reißleine ziehen, um sich auszuklinken und somit in die Tiefe zu stürzen. Der hier erzeugte Adrenalinkick und die unbeschreiblichen Schaukelschwünge lösten bei Zuschauern und den Schauklern echte Begeisterung aus.

 

Die Riesenschaukel. (Foto: Schick)

Gut, dass der Nachmittag bis zum anstehenden Poetry-Slam zur freien Verfügung stand. So war Zeit für einen Besuch des beeindruckenden Luther-Panoramas des Künstlers Yadegar Asisi, eine Fahrt mit dem Riesenrad, den Besuch einer Kunst-Ausstellung im alten Gefängnis oder weitere „Stippvisiten“ im Rahmen der Weltausstellung. Beim Poetry-Slam auf der Bühne waren zahlreiche Besucher unterschiedlichen Alters im YPR und lauschten den Darbietungen der Slamer, die gleichfalls aus unserer Landeskirche kamen.

Der Sommerabend bot wiederum Gelegenheit, einen Rundgang durch die Open-Air-Ausstellung „Torräume der Freiheit“ zu machen, oder ein ganz besonderes Konzert zu besuchen: Dort wo am Vortag noch Namika mit ihrer Band für Stimmung sorgte, sollte an diesem  Abend ein riesiger Chor samt Band und Orchester für Gänsehaut sorgen. Das Pop-Oratorium „Luther“ war in einer einmaligen Freiluftaufführung hinter der Schlosskirche zu erleben.

Dass die Nacht nicht nur zum Schlafen da ist, zeigten die jungen Sauerländer uns Betreuern dann recht eindrücklich durch langes Wachbleiben. Aber für ein paar Stunden Schlaf hat`s dann immerhin doch noch gereicht.

Der abschließende Sonntag begann wieder mit Sonnenschein und einem kleinen Jugendgottesdienst im YPR – zu unser aller Überraschung auch mit einer Abendmahlsfeier. Nicht nur diese neue Erfahrung, sondern auch das Singen mehr oder weniger bekannter Lieder, bis hin zum Kanon, waren ein schönes Erlebnis, so dass wir uns mit einem kleinen Applaus bei den Haupt- und Ehrenamtlichen Mitarbeitenden herzlich bedankten.

Bis zum Mittagessen standen dann ein Abschlussbesuch im „Refo.Beach“ an, oder auch die letzte Möglichkeit, an den Sehenswürdigkeiten Wittenbergs vorbei zu schlendern. Wer wollte, der konnte sich dann noch Dreharbeiten für das Fernsehen mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschlands, Heinrich Bedford-Strohm, direkt vor der Schlosskirche ansehen und in die Kamera lächeln und winken.

Nach mehr als acht Stunden Rückfahrt, erreichten wir dann kurz vor 22 Uhr Rönsahl, wo wir schon erwartet wurden. Unser Dank gilt neben der Busfahrerin Heike, die uns sicher gefahren hat, noch der Evangelischen Jugend in Westfalen, die diese Tour hervorragend organisiert und ganz großzügig gesponsert hat, als auch Liane Kalies, die extra Urlaub nahm, um als weibliche Begleitung dabei sein zu können.

 

 

zurück zur Übersicht