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Martin Luther gestern und heute

25.10.2017

Am herbstlich geschmückten Tisch diskutierten die Frauen mit Pfarrer Pollmann über die Bedeutung der Thesen gestern und heute (Foto: Salzmann)
Am herbstlich geschmückten Tisch diskutierten die Frauen mit Pfarrer Pollmann über die Bedeutung der Thesen gestern und heute (Foto: Salzmann)

 

Von Monika Salzmann

SCHALKSMÜHLE-DAHLERBRÜCK + „Man soll die Christen lehren, dass es besser ist, den Armen etwas zu schenken und den Bedürftigen etwas zu leihen, als Ablässe zu kaufen.“ Mit Thesen wie dieser gab Martin Luther vor 500 Jahren den Anstoß zur Reformation. Ob er seine Forderungen tatsächlich am 31. Oktober 1517 ans Portal der Wittenberger Schlosskirche nagelte, wie die Legende besagt, ist umstritten. Einmal aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt und überall gelesen, lösten sie – das ist unbestritten - eine Lawine aus. Anhand ausgewählter Thesen näherte sich der Frauenabendkreis der evangelischen Kirchengemeinde Schalksmühle-Dahlerbrück im Gemeindezentrum Erlöserkirche den Forderungen des Reformators zur Erneuerung der Kirche an.

„Martin Luther gestern und heute – Welche Thesen würden wir an die Tür schlagen?“ war der Abend mit Pfarrer Dirk Pollmann als Referent überschrieben. Ausgehend vom Gleichnis des reichen Jünglings, in dem der Pfarrer Parallelen zum Leben Luthers entdeckte, baute Pollmann von der Vergangenheit in die Gegenwart eine Brücke.  Luther sei an diesem Wort gewachsen und habe daraus den Mut gefunden, die Reformation durchzuführen. Das Gleichnis vom reichen Jüngling zeige, dass bei Jesus der Zuspruch immer dem Anspruch vorausgehe. Historische Fakten zum Thesenanschlag schickte Pollmann der Beschäftigung mit den Thesen voraus. Auf Luthers Protest gegen den Ablasshandel und die Verquickung von Glauben und Geld ging er ein. Wie er ausführte, waren Kleriker, die die mit den Ängsten und Verfehlungen der Menschen Geschäfte machten, dem Reformator ein Gräuel. Martin Luther habe mit Entsetzen gehört, dass Menschen begangenes Unrecht für nicht besonders schlimm erachtet hätten, weil sie einen Ablassbrief zum Erlassen der Sünde hätten kaufen können. Unter Hinweis auf die Heilige Schrift habe er dem Ablassgeschäft widersprochen und den Ablass selbst in Frage gestellt. Seine zentrale Botschaft: Gott lässt sich nicht kaufen. Seine Forderung: Die Kirche muss zu ihrem eigentlichen Auftrag zurückkehren.

Gemeinsam lasen und diskutierten die Frauen acht der 95 Thesen Luthers. Dabei überprüften sie Aussagen wie „Der wahre Schatz der Kirche ist nicht der Ablass, sondern das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit der Gnade Gottes“ auf ihre Bedeutung für die heutige Zeit. Eine gemeinsame Aktion des evangelischen Landeskirche Hannover und des Bistums Osnabrück bot Gelegenheit, über eine Erneuerung von Kirche und Gesellschaft heutzutage nachzudenken. Moderne Thesen wie „Um Gottes Willen den Menschen achten. Um des Menschen Willen Gott achten“, von Landessuperintendentin Dr. Birgit Klostermeier (Sprengel Osnabrück) formuliert, oder „Egal, was die Menschen bewegt, sie sind in der Kirche immer willkommen“ (Religionskurs 7a der Oberschule Hilter) ermunterten dabei zum Dialog.

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