Aktuelle Artikel

Attendorner zeigten „Gesicht für Menschenwürde“

10.3.2025

Das Ehepaar Selter begleitete die Veranstaltung musikalisch (Foto: Ernst)
Das Ehepaar Selter begleitete die Veranstaltung musikalisch (Foto: Ernst)

Von Karl-Herman Ernst

 

ATTENDORN + Rund 150 Bürgerinnen und Bürger trafen sich auf dem Rathausplatz der Hansestadt, um gemeinsam „Gesicht zeigen für Menschenwürde und Demokratie“. Aufgerufen hatte der Franziskuskreis Attendorn zu dieser Veranstaltung, die ausdrücklich nicht parteipolitisch sein sollte.

 

„Wir erleben Hetze gegen migrantische Menschen und die Versuche, gezielt demografische Prozesse zu untergraben. Aber auch Anschläge von teils abgelehnten Asylbewerbern, bei denen Menschen verletzt und sogar getötet werden“. Mit diesen Worten begrüßte Heike Hesse vom Franziskuskreis die Anwesenden, bevor Dechant Andreas Neuser von der katholischen Kirchengemeinde, der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg und langjährige Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Attendorn Dr. Christof Grote, Wolfgang Dröpper von der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ und Bürgermeister Christian Pospischil je ein kurzes Statement abgaben. Einig waren sich dabei alle, dass sich augenblicklich zeige, wie gefährdet die Menschenrechte und unsere Demokratie seien.

 

Zwar sei die Bibel kein Handbuch für die Gestaltung von Demokratie und Sozialstaat und auch kein Verfassungstext für freiheitliche Staaten, so Superintendent Dr. Grote, aber sie verweise auf manche Menschheitserfahrungen und deute sie vor dem Hintergrund des Glaubens an Gott. Dazu gehöre auch der Wunsch nach Freiheit und verwies dabei auf den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten.

 

Zu diesen Menschheitserfahrungen gehöre auch die Sorge füreinander, biblisch gesprochen Nächstenliebe oder modern gesagt Solidarität. Er sei kein Politiker sondern Pastor und könne darum gar nicht anders, als diese Menschheitserfahrungen weiter zu sagen. Das heiße für ihn, Gesicht für Menschenwürde und Demokratie zu zeigen. Er freue sich deshalb, dass er damit nicht allein sei.

 

Bevor Bürgermeister Pospischil den Schwerpunkt seines Statements auf die aktuelle politische Situation im Deutschland legte, ging Wolfgang Dröpper ganz speziell auch auf die Attendorner Situation ein. Er erinnerte an die menschenverachtenden und entwürdigenden Vorkommnisse bei den Novemberpogromen 1938 auch in der Hansestadt. Wie Augenzeugen nachträglich berichteten: „Diese Schande für Attendorn wurde vom Großteil der Bevölkerung nicht gebilligt. Aber keiner stand auf, um Einhalt zu machen.“

 

Auch dieses unbeteiligt Sein, dieses Wegschauen mache Menschen aber mitverantwortlich für das Geschehene. Daher bleibe es die Aufgabe als Gesellschaft, sich weiter gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Verletzung der Menschenrechte und der Menschenwürde einzusetzen, so Dröpper.

 

Die Versammlung schloss mit zwei Schweigeminuten und anschließendem gemeinsamen Lied „We shall overcome“. Die musikalische Begleitung der gesamten Veranstaltung lag in den Händen des Ehepaares Selter.

Bildimpressionen von der Veranstaltung (alle Fotos: Ernst)

zurück zur Übersicht