Aktuelle Artikel
Ein Ort der Hoffnung und Unterstützung
25.4.2025

Eine Reportage von Iris Kannenberg
KIRCHENKREIS + Die Kleiderkammer des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, Mathildenstraße 16 in Lüdenscheid, ist eine wahre Schatzkiste für Kleidung und Accessoires. Sie bedient Frauen und Männer gleichermaßen. Man findet sie im Torhaus zum Evangelischen Friedhof, direkt gegenüber dem CVJM. Die Kleiderkammer öffnet dreimal die Woche ihre Pforten. Betreut werden die Kunden von zurzeit sechs Frauen im Ehrenamt. Zu ihren Aufgaben gehören das Sortieren und Aufhängen gespendeter Kleidung, die ansprechende Präsentation der Waren und natürlich auch die Beratung. Der Verkauf läuft wie in einem normalen Laden ab. Jeder kann im Angebot frei herumstöbern und bei Gefallen auch anprobieren.
Die Kunden sind unterschiedlich. Es gibt Menschen, die aus Kostengründen in der Kleiderkammer einkaufen gehen, aber auch die „Schnäppchenjäger“, die sich aus dem reichhaltigen Angebot modischer und gut gepflegter Garderobe etwas Passendes heraussuchen. Kerstin Rentrop vom Kirchenkreis kümmert sich in leitender Funktion um die Kleiderkammer, die zum Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche gehört. Sie begleitet mich in die Mathildenstraße. Begrüßt werden wir dort von einem quicklebendigen Team Freiwilliger. Frau Jurkuhn, Frau Meyer, Frau Zimmermann und Frau Dr. Brucke-Broer sind bereits fleißig, bedienen die Kunden, nehmen Spenden an und sortieren und bestücken die Kleiderständer. Eigentlich gehört auch noch Frau Kuschel dazu, aber die ist gerade im Urlaub.
Hier sind Fachfrauen mit entsprechender modischer Expertise am Werk. Die Kleidung ist hochwertig, modisch und sorgfältig nach Größen geordnet. Alles wirkt durchdacht und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Die Kleiderkammer und vor allem die sympathischen Frauen überzeugen. Was hier zu finden ist, hat Qualität. Wer sich die Zeit nimmt, entdeckt auch Markenkleidung. Nichts wirkt schäbig oder abgetragen. Man denkt zudem nachhaltig: Was zu abgetragen oder kaputt ist, wird nicht weggeschmissen, sondern z.B. nach Bethel geschickt, wo man die Stoffe wiederverwertet. Spenden, die unter den strengen Augen der Helferinnen für angemessen und gut befunden werden, kommen in den Verkauf. Darunter befinden sich auch Schuhe, Modeschmuck, Mützen, Schals, Tücher und sogar Handtücher und Bettwäsche. Zudem können auch dekorative Gegenstände erworben werden, die das eigene Heim verschönern.
Superintendent Dr. Christof Grote ist stolz auf die Arbeit der Ehrenamtlerinnen: „Das macht man nicht so nebenbei im Tagesgeschäft, da muss man sich schon richtig reinhängen und ein entsprechendes Gespür haben für die Menschen, die kommen“, betont er ausdrücklich. „Dazu kommt, dass die Arbeit in der Kleiderkammer ein wichtiger Dienst am Nächsten ist. Sie ist somit ein Stück gelebtes Evangelium.“
Denn die Mitarbeiterinnen beraten nicht nur in Modefragen, sondern haben auch immer offene Ohren für die persönlichen Probleme der Käuferinnen und Käufer. Manche Kunden kommen daher einfach deshalb vorbei, um zu reden, sich auszutauschen und der Einsamkeit zu Hause zu entfliehen. Nach der Motivation für so viel Einsatz befragt, erklärt Frau Meyer: „Nach dem Tod meines Mannes wollte ich nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen. Die Kleiderkammer habe ich im Internet gefunden und mich nach einem ersten Besuch dafür entschieden, hier mitzuarbeiten. Wir hatten selbst eine Textilfirma und ich kenne mich in diesem Bereich gut aus. Das Team hat mich herzlich aufgenommen. Ich fühle mich wohl, wir arbeiten Hand in Hand und gehen sehr respektvoll miteinander um. Dazu kommt, dass ich generell gern mit Menschen zusammen bin. Viele unserer Kunden sind allein und entsprechend gesprächsbedürftig. Was ich aus meiner eigenen Lebenssituation heraus gut nachvollziehen kann. Man ist daher auch immer ein bisschen Seelsorger.“
Also ist der Laden nicht nur Verkaufsfläche, sondern auch ein kleines Kommunikationszentrum, möchte ich wissen. Frau Jurkuhn und Frau Zimmermann bejahen: „Ja, tatsächlich gibt es viele Kunden, die kommen regelmäßig zum Reden. Manche zweimal die Woche. Wir hören gern zu, da wir alle der Meinung sind, dass wir eben nicht nur zum Verkauf hier arbeiten, sondern vor allem, um Menschen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Die meisten suchen einfach nur jemanden, der zuhört, wenn sie etwas erzählen wollen und der ein persönliches Interesse zeigt.“
Die Kleiderkammer ist gut zu Fuß zu erreichen und zentral gelegen. Nicht weit entfernt vom Lüdenscheider Bahnhof und den dortigen Bushaltestellen. Die Preise für die angebotenen Artikel sind so gestaltet, dass sich wirklich jeder die Anziehsachen leisten kann. Man bezahlt einen kleinen Obolus und erwirbt damit die gewünschte Ware, ohne das Gefühl zu haben, ein Almosenempfänger zu sein. Man behält seine Würde…
Der Laden im Torhaus dient als ansprechendes Beispiel dafür, wie Kirche und vor allem ihre Mitglieder nach wie vor alles tun, um Bedürftigen zu helfen. Sie zeigt, dass mit Engagement und Liebe viel erreicht werden kann. Jedermann kann dazu beitragen - z.B. durch eine Kleiderspende - dass die „Kammer“ weiterhin eine Quelle des Trostes und der Unterstützung für viele Menschen bleibt. Und man tut gleichzeitig noch etwas Gutes für die Umwelt, indem man die wertvollen Ressourcen, aus denen unsere Kleidung besteht, nicht einfach wegwirft.
Kerstin Rentrop fasst das Engagement von Diakonie, Kirchenkreis und den Ehrenamtlichen abschließend treffend zusammen: „Bei solchen Projekten wird Kirche sichtbar durch den Einsatz von den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die ihre Zeit einsetzen, etwas fürs Gemeinwohl tun und sich bemühen, anderen Leuten eine Freude zu machen. Ohne etwas dafür zu verlangen. Für mich ist tatsächlich das, was Christen ausmacht: Gelebte und sehr ehrliche Nächstenliebe. Ganz im Sinne des Herrn der Kirche Jesus Christus.“
Wer das Team unterstützen möchte, kann sich gern an Kerstin Rentrop,
Superintendentur, Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg, Hohfuhrstraße 34, 58509 Lüdenscheid, Telefon +49 (0) 2351 180751, E-Mail: LP-Superintendentur@ekvw.de wenden.
Die Kleiderkammer - Mathildenstraße 16 in Lüdenscheid - ist dienstags und donnerstags von 9.00 bis 12.00 Uhr geöffnet. Dazu – und das ist neu - dienstags von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Die Mitarbeiterinnen vor Ort freuen sich auf viele Besucher!