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Ein Geschenk der Christen zum Stadtjubiläum

16.11.2018

Eckart Link (rechts) und Holger Bungenberg haben die Gesamtleitung für ProChrist Live übernommen und erklären im Interview, was sie sich von der Großveranstaltung erhoffen (Foto: Görlitzer)

 

Von Bettina Görlitzer

LÜDENSCHEID + ProChrist Live wird eine Großveranstaltung, die unter dem Titel "„Unglaublich"“ vom 19. bis 24. November in der Lüdenscheider Schützenhalle Menschen vom christlichen Glauben überzeugen möchte.

17 Gemeinden und Gemeinschaften verschiedener Konfessionen haben sich angeschlossen und arbeiten mit an der Vorbereitung. Wir sprachen mit Eckart Link, Pfarrer der Evangelischen Kreuzkirchengemeinde in Lüdenscheid, und Holger Bungenberg, Pastor der Freien evangelische Gemeinde an der Börsenstraße, die die Gesamtleitung für das Projekt übernommen haben, darüber, Was ProChrist Live eigentlich ist und was die Veranstalter bewirken wollen.

 

Herr Link, Herr Bungenberg, Sie sind seit mehr als einem Jahr mit der Vorbereitung von ProChrist Live beschäftigt. Beschreiben Sie doch einmal, was die Besucher erwartet.

Eckart Link: Die Besucher erwartet eine offene, freundliche Atmosphäre, die ihnen ermöglicht, sich mit christlichen Grundfragen zu beschäftigen, ohne vereinnahmt und manipuliert zu werden.

Holger Bungenberg: Es gibt ein abwechslungsreiches Programm mit interessanten Gesprächspartnern. Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und erzählen, welche Rolle der christliche Glaube für sie spielt. Wir haben einen in unsere Stadt gut hineinpassenden Redner, Klaus Göttler aus Wuppertal, der an jedem Abend einen Impuls geben wird. Unter dem Oberthema „"Unglaublich"“ geht es um das apostolische Glaubensbekenntnis, also die Sätze, die uns als Christen aus allen Kirchen und Gemeinden verbinden, die wir miteinander bekennen. Die noch einmal zeitgemäß in unser 21. Jahrhundert zu transportieren, darum geht es.

 

Für wen ist Pro Christ gedacht?

Bungenberg: Pro Christ steht für Jesus Christus, der für alle Menschen da ist und der eine bis heute zeitlos gültige Botschaft hat, die für jeden relevant ist. Wir machen keine Insider-Veranstaltung für Christen, sondern die Abende sind so gestaltet, dass Menschen etwas mit ihnen anfangen können, die nicht regelmäßig in einen Gottesdienst gehen.

Link: Wir glauben, dass der Glaube an Jesus Christus das Beste ist, was einem Menschen passieren kann. Dafür stehen wir. Nicht nur weil wir Pastoren sind, sondern weil wir das zutiefst glauben und weil wir Menschen ermöglichen möchten, die mit Glauben und Kirche vielleicht auch komische Erfahrungen gemacht haben oder Vorbehalte haben, sich in der geschützten Halle mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zielgruppe sind die Menschen, die erstmal auf Distanz zu den Institutionen sind.

Sie sprechen von „Wir“ - wer ist das konkret, wer steht hinter ProChrist Live?

Bungenberg: Träger von ProChrist ist zunächst die Evangelische Allianz in Lüdenscheid. Da haben sich aber noch viele mehr angeschlossen. Inzwischen sind es 17 Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften. Die evangelischen Kirchen in unserer Stadt, die Katholische Pfarrei St. Medardus, dann aber auch das Gesprächsforum „Glauben und Leben“ und die Initiative „Gemeinsame Wege“ oder eine ganz neue Gemeinde, „Evangelium für alle“, die erst ein Jahr in unserer Stadt ist, hat sich noch kurzfristig entschlossen, mitzumachen.

 

Es sind ja auch ganz viele ehrenamtliche Helfer dabei – rund 100 habe ich mir sagen lassen. Was motiviert die, wo kommen die her?

Link: Die kommen eben aus diesen verschiedenen Gemeinden und Gemeinschaften und haben das Anliegen, dass wir den Glauben unter die Menschen bringen wollen. Sie setzen sich in ganz unterschiedlichen Bereichen ein, von praktischer Arbeit an den Abenden über Werbung, eben all die Dinge, die laufen. Es viele Leute, die für diese Veranstaltung beten.

Bungenberg: Das Schöne ist: Wir haben Mitarbeiter aus allen Generationen. Wir haben alte Recken dabei, die erinnern sich noch gut, dass es 2003 eine ähnliche Veranstaltung in der Schützenhalle gab, und die sagen, so etwas möchte wir gerne noch mal erleben. Oder ganz junge Leute, die gerade ihr Abi gemacht haben, die im technischen Bereich versiert sind, dass wir total froh sind, sie zu haben. Das ist großartig: Wirklich durch alle Generationen wollen Menschen Teil von ProChrist sein.

 

Sie alle investieren ein Menge an Aufwand und Arbeit in diese eine Woche. Warum tun Sie das?

Link: Wir sind ja auch in unseren Gemeinden sehr engagiert, die Leute einzuladen. ProChrist Live in Lüdenscheid ist aber eine Möglichkeit, dass Leute einen anderen Zugang zur Auseinandersetzung mit dem Glauben bekommen. Das ist nicht die Form für jeden, genausowenig ist es die Form für jeden, einen Glaubenskurs zu besuchen oder auf der Straße angesprochen zu werden. Vielleicht gewinnen wir damit Menschen, die sich für den Glauben begeistern lassen. Es geht ja nicht darum, dass unsere Gemeinden wachsen, sondern es geht darum, dass Leute merken, der Glaube verändert ihr Leben grundlegend und gibt ihm eine neue Ausrichtung.

Bungenberg: Viele der Gemeinden, die ich kenne, investieren viel Energie, Zeit und Kraft, Gemeindeleben zu leben. Ich habe nichts gegen schöne Gottesdienste, aber wenn das alles wäre, wäre das zu wenig. Die Idee von ProChrist ist, mal nicht das zu tun, was wir sowieso schon tun, sondern gezielt etwas zu machen für Menschen, die nicht regelmäßig in unsere Gottesdienste gehen. Was ich daran so großartig finde, ist, dass wir das alle gemeinsam machen. ProChrist in ein Gemeinschaftswerk. Wir wollen nicht in eine Kirche einladen, sondern wir wollen uns um Jesus kümmern, weil das das beste ist, was uns passieren kann.

 

Was erhoffen Sie als Pastore sich persönlich von ProChrist?

Link: Ich glaube, dass viele Menschen eine Vorstellung von Glauben haben und darin viele Missverständnisse stecken. Und dass viele Menschen, die dem Glauben der Kirche distanziert gegenüber stehen, im Kern gar nicht wissen, was sie da eigentlich ablehnen. Ich wünsche mir, dass Menschen sich trauen, Jesus Christus zu begegnen und zu merken, der hat was mit mir zu tun, der liebt mich wie ich bin, der bewegt mein Leben, der gibt mir Richtung. Das erhoffe ich mir, dass Menschen wahren, echten Blick auf das kriegen, was Glauben im Kern ist, nämlich eine Beziehung zu Jesus Christus und zu Gott.

Bungenberg: Ich bin vor drei Jahren in diese Stadt gekommen und nehme wahr, dass hier viele, lebendige Kirchen und Gemeinden sind, die im Laufe der Jahrzehnte schon viele Menschen erreicht haben, die aber heute gar nicht mehr alle kommen, aus den unterschiedlichsten Gründen. ProChrist wäre eine tolle Möglichkeit, völlig unverfänglich noch einmal einen neuen Anfang zu machen, sich noch einmal neu zu vergewissern, um was es da eigentlich geht, ohne dass man in alte Muster zurückgehen muss. Da sind sicher auch ungute Erfahrungen mit verbunden. 

 

Warum ausgerechnet Lüdenscheid. Warum ist das, meinen Sie, ein gutes Pflaster für eine solche Veranstaltung?

Bungenberg: Wir hatten in der Evangelischen Allianz gemerkt, es wäre mal wieder an der Zeit, etwas Gemeinsames zu machen. ProChrist war ein gutes Mittel dafür. Wir hatten ursprünglich vor, in den März zu gehen und wären dann Teil der europaweiten ProChrist-Übertragung via Satellit gewesen. Aber da sich das mit den Gemeindetagen unter dem Wort überschnitten hat, entstand der Gedanke, etwas Eigenes zu machen, live vor Ort. Das entwickelte dann eine Dynamik, die alle anfänglichen Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Dass wir 17 Gemeinden, Kirchen, Gemeinschaften sind, hätte ich nicht für möglich gehalten.

 

Herr Link, hätten Sie das für möglich gehalten?

Link: Nein. Dass sich der Termin im März nicht realisieren ließ, hatte für mich Charme. So findet ProChrist eben nicht nur mit einer Übertragung von irgendwo statt. Ich glaube, dass Klaus Göttler ein guter Redner ist. Wir haben noch einmal viele Kräfte gebündelt, in einer Zeit, in der die Bedeutung von Kirche und Glauben in der Gesellschaft in den Hintergrund gerät, um eine solche Veranstaltung, die lebendig und einladend ist, zu realisieren. Und das ist in Lüdenscheid möglich, weil wir hier zwischen den verschiedenen Gemeinden und Gemeinschaften ein sehr, sehr gutes Verhältnis haben.

Bungenberg: Ja, man merkt wirklich, wir vertrauen einander. Aber was besonders schön ist, dass Pro Christ im 750. Jubiläumsjahr der Stadt sein kann. Wir wollen das der Stadt zum Geschenk machen. Kulturell war der christliche Glaube prägend für unser Land und hat zu vielem Guten beigetragen, wovon wir heute profitieren. Das ist im Laufe der Zeit weggerutscht. Von daher wäre es auch ein Wunsch, wenn noch einmal neu deutlich wird, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Werte wie, dass die Schwachen von den Starken getragen werden, sind typisch christliche Gedanken. Wir freuen uns sehr, dass unser Bürgermeister sofort zugesagt hat, die Schirmherrschaft zu übernehmen, dass wir diese Unterstützung erfahren.

 

Der organisatorische und finanzielle Aufwand ist immens. Was passiert denn, wenn Sie die ganze Woche unter sich bleiben, wenn keine Leute kommen, die man bisher nicht in den Gemeinden sieht? Was würde das für Sie bedeuten?

Link: Dann würde ich sagen, wir sind uns zumindest in der ganzen Vorbereitung sehr viel näher gekommen, es ist etwas zwischen den Gemeinden gewachsen. Das wäre der positive Aspekt, Ich würde aber auch sagen, das Ziel, das wir verfolgt haben, dass Menschen zurück zum Glauben kommen, wäre verfehlt.

Bungenberg: Das haben wir letztlich nicht in der Hand, aber wir gehen davon aus, dass es so attraktiv ist, sich noch einmal Zeit zu nehmen, über Fragen nachzudenken, die echt unter die Oberfläche gehen. Wer liebt mich denn, wenn alles, was ich tue und was mich sonst ausmacht, wegfällt? Wer nimmt mich brutto, so wie ich bin? Das ist eine Botschaft, die Kraft hat, die Mut zum Leben gibt. Von daher gehe ich davon aus, dass da auch Menschen kommen werden und sich ansprechen lassen.

 

Danke für das Gespräch!

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