Artikel Archiv
„Der liebe Gott hat es offenbar gut mit mir gemeint.“
7.2.2020

KIRCHENKREIS + Er startet sein Berufsleben als Finanzbeamter. 1992 bewirbt sich Volker Schöbel auf die Stelle des Leiters der Grundstücksabteilung im Kreiskirchenamt Lüdenscheid. Sein damaliger Chef prognostiziert: „Da (bei der Kirche) werden Sie sich doch zu Tode langweilen.“ Weit gefehlt! Es ist eine überraschende Vitalität, die den Ruheständler und das, was er angepackt hat, umgibt.
Die letzten zwei Jahre empfang Volker Schöbel Mitarbeitende in seinem kleinen Büro in der Lüdenscheider Hohfuhrstraße. Zu seiner Verabschiedung braucht es deutlich mehr Platz. Nicht nur die einstigen Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreiskirchenamt kommen ins Landhaus Nordhelle. Auch Ehefrau Heike, die Eltern Schöbel und die wertgeschätzten ehemaligen Weggefährten, u. a. die ehemaligen Verwaltungsleiter des Kreiskirchenamtes Lüdenscheid Hartmut Waldminghaus, Horst-Dieter Fröhling und der Hauptgeschäftsführer des Ev. Kreiskirchenamtes Iserlohn-Lüdenscheid Joachim Steuer, mit dem Volker Schöbel 10 Jahre lang die Gemeinsame Geschäftsführung gebildet hat. Auch Vertreter des Landeskirchenamtes, der Ecclesia Versicherungsdienste und etliche freundschaftlich Verbundene sind da, um Volker Schöbel gebührend zu verabschieden.
„Es gab immer viel zu tun. Aber es hat auch – im Grundtenor – immer Freude gemacht.“ resümiert Schöbel unter Bezugnahme eines Satzes aus der Stellenanzeige, auf die er sich seinerzeit beim Kreiskirchenamt beworben hat. Die Adresse des Arbeitsplatzes blieb die selbe wenngleich sich die Aufgaben und die Struktur fortwährend veränderten: Von der Leitung der Grundstücksabteilung über die stellvertretende Verwaltungsleitung für das Kreiskirchenamt Lüdenscheid zur Leitung des Ev. Kreiskirchenamtes Iserlohn-Lüdenscheid im Rahmen der Gemeinsamen Geschäftsführung für den Geschäftsbereich ‚Bauen, Liegenschaften und Friedhöfe‘ sowie die Leitung des Ev. Friedhofsverbandes Lüdenscheid-Plettenberg. Nach der Vereinigung der Kreiskirchenämter Iserlohn-Lüdenscheid und Soest / Arnsberg zum Ev. Kreiskirchenamt Sauerland-Hellweg konnte Volker Schöbel seine vielfach hervorgehobenen Gaben in der Zeit bis zum Ruhestand in der Projekttätigkeit für Strategie und Organisation einsetzen: Kompetenz und große Leistungsfähigkeit, Treue und Zuverlässigkeit.
Zur Verabschiedung von Volker Schöbel (zweiter von rechts) kamen auch die Superintendenten Dieter Tometten (Kirchenkreis Soest-Arns- berg, links), Martina Espelöer (Kirchenkreis Iserlohn) und Klaus Ma- joress (Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg) (Foto: Haidle)
Superintendent Klaus Majoress wählt in der Andacht zu Beginn die Geschichte des Nehemia (Neh 12+13). Kirchliche Verwaltungsarbeit darf nicht zum Selbstzweck werden. In seinen Augen hat genau dies Volker Schöbel beherzigt. Und so erlebte er ihn als einen „gewissenhaften Mitarbeiter, dem eine funktionierende und gute Verwaltung wichtig war, in welcher Position auch immer du dein Amt ausgefüllt hast. Aber gleichzeitig mit dem Bewusstsein, dass es darum geht, dem Dienst Gottes Raum zu geben. Und damit Vertrauen in das Tun unserer Kirche möglich zu machen.“
Superintendent des Kirchenkreises Soest-Arnsberg, Dieter Tometten, nimmt die Gäste in seiner Ansprache in der Funktion als Vorsitzender des Verbandsvorstandes gedanklich mit auf den Berg. Und so wie Mose am Ende seines Wirkens dort stand, darf es auch Volker Schöbel. Im Blick auf den begangenen Weg ist ihm zu danken für die Fülle des Mitgebens und für die Bereitschaft des Abgebens. Ruhestand sei kein Stillstand, eher Standby. Er ist auch kein Kriechen, sondern ein Stehen. „Das ist ja das Verrückte in der Verwaltung, dass man mit Gott unterwegs sein kann“, weiß nicht nur Superintendent Tometten.
Volker Schöbel hatte viele Jahre einen für ihn bedeutsamen Notiz-Zettel in der Schublade. „Immer wenn es problematisch war, habe ich mich durch diesen Spruch ermutigen lassen“, offenbart er den Gästen: ‚Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht. Sei mutig und stark. (Jos 1,5-6).‘ Diesen Notiz-Zettel überreicht Schöbel nun an den noch weit vom Ruhestand entfernten Bernd Göbert, dem Verwaltungsleiter des in Form einer Matrixorganisation organisierten Evangelischen Kreiskirchenamtes Sauerland-Hellweg. Augenzwinkernd krönt Göbert in seiner Laudatio Schöbel zum „Liegenschaften-Papst“, welches dieser jedoch korrigiert. Dieser Titel gebühre wenn überhaupt dem Kollegen Dreier im Landeskirchenamt. Für den Titel des Erzbischofs wäre er aber zu haben... Es ist nicht der einzige Moment, in dem schallendes Lachen den Raum erfüllt.
Wie die Weitergabe eines geistlichen Staffelstabes ist der Ermutigungsvers, den Volker Schöbel nun an Bernd Göbert weiterreicht (Foto: Haidle)
Wo Menschen in aller Unterschiedlichkeit zusammen kommen und wirken, da ist es nicht langweilig. Bernd Göbert glaubt, dass es genau diese verschiedenen Persönlichkeiten sind, die Fruchtbares hervorbringen, wenn man das Leben auch mit Humor nehmen kann. So hat er Jochen Steuer und dessen Lüdenscheider Kollegen in ihrer Funktion als geschäftsführende Verwaltungs- Doppelspitze stets als harmonische Einheit wahrgenommen.
Dass ihm dies gegeben ist, humorvoll sein, das zeigte Volker Schöbel zum Beispiel in seinen Berichten zur Bewertung von Grundstücken und Gebäuden. Oder in der Auswahl seiner morgendlichen „Lektüre“, dem Hägar-Comic in Tageszeitung. Oder den Schilderungen über den jahrelang gepflegten Mittagsimbiss in der Lüdenscheider Innenstadt. Da wurden so nebenbei Netzwerke mit den Kaffeetrinkern anderer Behörden aufgebaut, die sicher keinen Nachteil in der Zusammenarbeit mit dem Kreiskirchenamt gebracht haben. „Ich habe in den ersten Jahren so manches bei Tschibo gelernt“, witzelt Schöbel über eine seiner Lieblingserinnerungen.
Natürlich gibt es auch Geschenke. Manche festlich verpackt, andere in Reimform dahergebracht, wie z.B. von Helmut Voss oder Jutta Tripp. Gemeinsam mit Britta Däumer gibt sie Einblick in manch eine liebenswerte Marotte des ehemaligen Kollegen.
Volker Schöbel (r.) im Kreis wichtiger Weggefährten der kirchlichen Verwaltung (v.l.n.r.): Horst-Dieter Fröhling, Hartmut Waldminghaus, Bernd Göbert und Joachim Steuer (Foto: Haidle)
Volker Schöbel hat einen Blick für Geschenke. Also Dinge, die man sich nicht verdient hat, sondern die einem zuteil werden. Für ihn sind das „die vielen guten, persönlichen und freundschaftlichen Beziehungen (...), verständnisvolle Vorgesetzte und vertrauensvolle Mitarbeitende,“ und die Bereitschaft von Frau Heike und seinen Eltern ihm für das berufliche Engagement den Rücken freizuhalten. „Alles in allem könnte ich wohl sagen: Der liebe Gott hat es offenbar gut mit mir gemeint. Auch in meinem Berufsleben.“
„Vielen Dank - es war ’ne schöne Zeit!“, sind die letzten offiziellen Worte des fröhlichen Mannes. Sie werden mit anhaltendem Applaus und Standing Ovations beantwortet. Die große Herzlichkeit, die den offiziellen Vormittag prägt, setzt sich in den Begegnungen beim abschließenden Mittagessen fort.
„Lösche nicht aus, was ich in Treue am Hause meines Gottes und für den Dienst an ihm getan habe“, betet Nehemia. Viel zu selbstbezogene Worte für einen bescheidenen Volker Schöbel. Wer aber 27 Jahre verantwortungsvoll in der Verwaltung der heimischen Kirchenkreise gewirkt hat, der wird dann doch nie so ganz verschwinden. ©CH