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Trotzkraft

17.6.2021

Im April erschien das neue Buch "Trotzkraft" von Christina Brudereck. (Foto: Ingrid Weiland)
Im April erschien das neue Buch "Trotzkraft" von Christina Brudereck. (Foto: Ingrid Weiland)

SCHALKSMÜHLE + Die aus Schalksmühle stammende Theologin, Autorin und vielgefragte Referentin Christina Brudereck hat ihren Buchveröffentlichungen eine weitere hinzugefügt: Am 6. April ist der rund 300 Seiten starke, wunderschön von Miriam Gamper-Brühl gestaltete Band „Trotzkraft“ herausgekommen. Er umfasst genreüberreifend Gedichte, Notizen, Auszüge aus den digitalen Predigten Christina Bruderecks, Essays und Gebete.

 

Die Autorin dieser bunten Mischung aus 180 Texten ganz unterschiedlicher Länge bezeichnet sich selbst als „Theo-Poetin“, weil sie sowohl Theologie als auch Poesie liebt und miteinander verbunden hat. Gewidmet hat sie das in jede Handtasche passende Buch „allen, die ihr Bestes geben, um Leben zu retten während der Covid 19-Pandemie“. Durch diese wurde sie dazu angeregt, den neuen Band zu schreiben, weil sie durch die Pandemie erlebt hat, wie Menschen Hoffnung, Widerstandskraft und Lebensmut suchen.

 

Zur Einstimmung auf die Lektüre erklärt sie: „Dieses Buch sucht die Trotzkraft. Es weiß um Verlust, Einsamkeit, Einschränkungen, Zeiten, die wir ‚Krisen‘ nennen…!“ „Aber“ – so heißt es weiter – „Wir können versuchen zu trotzen … uns für morgen entscheiden, uns an Verheißungen klammern, Widerstandskraft entwickeln und ein unbedingtes Ja zum Leben sagen, auch dem Schlimmsten noch Gutes abgewinnen und dieses aus unheilvollen Zusammenhängen lösen“. Dies alles nennt Christina Brudereck „Trotzkraft“, und diese wird durch ihre Körperhaltung trotzig wirkende Gestalt auf dem Buchcover symbolisiert.

 

Wichtig ist es für die Autorin, dass Menschen des 21. Jahrhunderts um die Trotzkraft wissen, dass sie auf folgende Worte aus dem Römerbrief vertrauen: „Kann uns noch etwas von Christus und seiner Liebe trennen? Etwa Leiden, Not, Verfolgung, Hunger, Entbehrung, Gefahr oder Tod? Nein, mitten in all dem triumphieren wir mit Hilfe dessen, der uns seine Liebe erwiesen hat“. Zudem betont sie: „Wenn wir auf etwas hoffen, das wir noch nicht sehen können, so hilft uns widerständige Geduld“. Sie ermutigt dazu, das Positive zu sehen, Hoffnung und Toleranz nie aufzugeben. Auch solle man Dankbarkeit für alle Möglichkeiten der Verbundenheit mit anderen Menschen, für die Gemeinschaft empfinden – in einer Welt, in der viele einsam und allein sind. Dies wird durch die Worte „Alle Hoffnung stärkt sich mit Verbundenheit“ betont.

 

Die Liebe bezeichnet Christina Brudereck als „Sprache, die alle verstehen“ und die man deshalb der „Pandemie des Hasses“ entgegensetzen sollte. Deshalb ruft sie dazu auf, „menschlich zu sein“. Sie selbst hat oft erlebt, dass Beten ihr Kraft gibt. Kirche ist für sie ein Ort, an dem man spüren kann, dass man nicht allein ist. In einem protestantischen Pfarrhaus (Schalksmühle) aufgewachsen zu sein, empfindet sie als „reiches Erbe“. Sie gibt Gott den Namen „der an mich glaubt“, dankt ihm für die Kraft, die er ihr schenkt und dafür, dass er sie nicht allein lässt. Denn das Wesen der Gnade besteht darin, dass Gott immer liebt und dass Menschen darauf vertrauen dürfen, dass sie nicht von ihm allein gelassen werden.

 

Dass man Negatives hinter sich lassen und seinem Leben eine ganz neue Richtung geben kann, wenn man sich zur radikalen Liebe Gottes hingezogen fühlt, macht Christina Brudereck mit verschiedenen Beispielen deutlich. So machte zum Beispiel die Schauspielerin Doris Day eine totale Wandlung durch, als sie eine überzeugte Christin wurde: Sie gründete ein Haus der Gastfreundschaft und eine Suppenküche. Zusätzlich zur Trotzkraft wünscht die Autorin sich Gütekraft, Mitgefühl, Geduld, Nachsicht und vor allem Friedfertigkeit. Mit ihrer Fürbitte für alle Toten, die an Corona, starben, die verhungerten oder sich aus Verzweiflung das Leben nahmen, verbindet sie den Aufruf, sich Menschenrechtsverletzungen, Rassismus, Einsamkeit und Gleichgültigkeit zu widersetzen. Sie erklärt auch, dass es für die Toten einen ewigen Ort gibt, an dem sie geborgen sind. Das macht sie mit folgenden Worten deutlich: „Jeder Lebensfaden, der abgeschnitten wurde, bleibt eingewachsen in den großen Teppich des Lebens ... In Gottes Herz sind alle Lebensgeschichten bewahrt“. Viele Bibelworte sind für sie „Schätze“, „Errungenschaften“, die „vom Leben singen, wie es einmal werden wird“. Das Wort „Kraft“ geht bei ihr eine enge Verbindung mit „Trostkraft“, „Gütekraft“ und „Gotteskraft“ ein, und der lebendige Jesus Christus als „Zeichen für Trost und Trotz „kann Menschen zum Aufatmen bringen.“

 

Ihr vierfaches Ja umfasst „Lebensbejahung“, „Gottesbejahung“ „Weltbejahung“ und „Selbstbejahung“. Rituale sind für Christina Brudereck wichtig, weil sie Menschen miteinander verbinden, weil sie sie trösten und ihnen einen Halt und dem Alltag eine Struktur geben können. Da auch in „Plagezeiten“ Wunder geschehen können, sollte man entdecken, dass es „auch mitten in Katastrophen gelungenes Leben geben kann“. Oft beginnt Mut mit dem Willen, etwas zu ändern, und Zorn kann unter anderem aus dem Hunger nach Gerechtigkeit entstehen.

 

Laut Christina Brudereck sollten Christen folgende Wünsche an sich selbst realisieren: Sie sollten ihre Ängste, Schwächen und Stärken mit anderen teilen, ihre Gefühle, und ihre Energie bejahen, andere und sich selbst lieben, tolerant sein, weniger urteilen und neugierig bleiben. Sich selbst hat sie das Versprechen gegeben, „immer wieder Menschen und Orte aufzuspüren, die Vertrauen, Hoffnung und Liebe in ihr bestärken“. Ihr Buch schließt mit den Worten „Segne die Trotzigen an allen Orten!“. Die Neuerscheinung kostet 22 Euro und kann im 2Flügel-Verlag von Christina Brudereck und Ben Seipel bestellt oder über den Buchhandel bezogen werden. ©ih

Christina Brudereck: Theologin, Autorin und vielgefragten Referentin, die in Schalksmühle aufgewachsen ist, ein Gymnasium in Lüdenscheid besucht hat und häufig bei ihrer Familie in Halver zu Gast ist. (Foto: Ingrid Weiland)
Christina Brudereck: Theologin, Autorin und vielgefragten Referentin, die in Schalksmühle aufgewachsen ist, ein Gymnasium in Lüdenscheid besucht hat und häufig bei ihrer Familie in Halver zu Gast ist. (Foto: Ingrid Weiland)

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