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Allianzgebet in Lüdenscheid
22.1.2022

von Ingrid Weiland
LÜDENSCHEID + Eine Woche lang haben sich evangelische Christen aus den verschiedenen landes- und freikirchlichen Gemeinden im Rahmen der Allianzgebetswoche 2022 mit dem Thema „Der Sabbat – Leben nach Gottes Rhythmus“ beschäftigt.
Die Allianzgebetswoche 2022 begann wie in den vergangenen Jahren mit Gottesdiensten, bei denen ein Kanzeltausch in den verschiedenen Kirchen und Gemeindehäusern vorgenommen wurde. Hinzu kamen zwei Lobpreisabende (in der Markuskirche und im Gemeindehaus der FeG), die auf eine sehr positive Resonanz stießen. Corona-bedingt und aus Krankheitsgründen musste das diesjährige Programm der Allianzgebetswoche mehrfach geändert werden. So musste der Jugendgebetsabend von der Kreuzkirche ins Gemeindehaus der Gemeinde Gottes verlegt werden, in dem der neue Jugendpastor und das Musikteam der Gemeinde den Abend gestalteten und diesen mit einem fröhlichen Miteinander am Lagerfeuer ausklingen ließen. Der Familiennachmittag mit dem Team der Guten Stube kam gut an, zumal er vom sonnigen Wetter begünstigt war. Erstmalig wurde auch ein digitaler Gebetsabend in einer Allianzgebetswoche ausgerichtet, der in Zukunft Fortsetzungen finden soll. Das 23. Gebetsfrühstück für Frauen und Männer musste bedauerlicherweise wegen der Pandemie ausfallen.

Gebetsabend für verfolgte Christen
Der Gebetsabend für verfolgte Christen hat schon seit vielen Jahren einen festen Platz im Programm der Allianzgebetswoche in Lüdenscheid. Corona-bedingt waren diesmal nicht so viele Leute wie in den vergangenen Jahren zu dem Abend erschienen, an dem Christine Faber, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit von Open Doors Deutschland, in Wort und Bild über die Arbeit dieser Hilfsorganisation für verfolgte Christen in anderen Teilen der Welt berichtete. Open Doors setzt sich seit mehr als 60 Jahren in über 50 Ländern für Christen ein, die aufgrund ihres Glaubens benachteiligt und verfolgt werden. Laut dem aktuellen Weltverfolgungsindex führt Nordkorea immer noch (seit 20 Jahren) die Liste der Staaten an, in denen Christen um ihres Glaubens willen bestraft, inhaftiert und in Arbeitslager deportiert werden. Inzwischen sind viele weitere Länder hinzugekommen, in denen sie wegen ihres Glaubens diskriminiert, zwangsrekrutiert, geköpft oder auf andere Weise hingerichtet werden.
Für Kinder, die Christen geworden sind, besteht die Strafe darin, dass sie von ihren Familien verstoßen werden. Viele verfolgte Christen halten trotz allem, was sie um ihres Glaubens willen erleiden müssen, an diesem fest und sind bereit, Liebe und Versöhnung zu leben. Erstaunlich ist, dass - wie die Referentin erklärte - „Gott wunderbar wirkt und die Gemeinde Jesu wächst“. Mit der Geschichte von Paulus und Silas aus der Apostelgeschichte (16,26) zeigte sie auf, dass in Gefahrensituationen Erweckung entstehen kann.
Mit Gebeten, zu denen Christine Faber aufrief, setzten die Lüdenscheider Christen sich für eine Stärkung psychisch und physisch verletzter Christen, für die Bewahrung von Christinnen vor Zwangsprostitution und Missbrauch ein. Besonders intensiv betete man für verfolgte Christen, die in großer Lebensgefahr sind.
Die Kollekte des Abends war für die Arbeit des Hilfswerks Open Doors bestimmt, das seine Aufgabe darin sieht, verfolgte christliche Gemeinden zu stärken, Hilfe vor Ort zu leisten und Menschen in der„freien Welt“ über die Christenverfolgung zu informieren. Mit Karten, die verteilt wurden, kann man das kostenlose Monatsmagazin von Open Doors Deutschland (Postfach 11 42, 65761 Kelkheim) anfordern und durch dieses ständig aktuelle Informationen über verfolgte Christen erhalten.
Überkonfessioneller Gebetsabend
Der überkonfessionelle Gebetsabend unter dem Leitwort „Suchet der Stadt Bestes!“ hat seit 2010 einen festen Platz im Programm der Allianzgebetswochen in Lüdenscheid. Doch während er in den vergangenen Jahren, als er im Bürgerforum des Rathauses ausgerichtet wurde, 200 Interessierte und mehr anzog, stellten sich corona-bedingt diesmal nur etwa 50 Leute ein. In der Kreuzkirche, in der der überkonfessionelle Gebetsabend am Mittwoch zum ersten Mal stattfand, wurden alle von der Vorsitzenden der Evangelischen Allianz Lüdenscheid, Irmtraut Huneke, begrüßt. In seiner Einleitung drückte Pfarrer Andreas Rose (katholische Stadtgemeinde St. Medardus) den Wunsch aus, dass Jesus Christus den Menschen neu begegnen möge. Bürgermeister Sebastian Wagemeyer, der jetzt ein Jahr im Amt ist und folglich ein Jahr Pandemie hinter sich hat, erklärte im Gespräch mit Pastor Marco Fischer (Evangelische Freikirche Gemeinde Gottes), dass er in dieser Zeit trotzdem positive Erfahrungen sammeln konnte. Die Kundgebung „Gemeinsam für Lüdenscheid“ am vergangenen Montag hat seine Meinung gestärkt, dass ein Dialog mit „Montagsspaziergängern“, Impfgegnern und Menschen, die gegen die Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie demonstrieren, möglich sein müsse.

Seinen Worten folgten Gebete in großer Runde für die Stadt, für die Gesundheit der Bürger, für ein möglichst baldiges Ende de Corona-Zeit und für das Weltgeschehen sowie die Bitte um den Segen Gottes für Lüdenscheid. Da der Abend unter dem Thema „Der Sabbat und die Barmherzigkeit“ stand, bat man auch für die Möglichkeit, Barmherzigkeit, echte Nächstenliebe, weitertragen zu können. Dieses Anliegen wurde durch Interviews zum Ausdruck gebracht, die Pfarrerin Ramona Winkler-Rudzio mit Ute Gall (Arche Care-Haus und Vertreterin der Quartiersarbeit Lüdenscheid) und Udo Fiedler (evangelische Kirchengemeinde Oberrahmede) mit Stefan Hesse, Leiter der Caritas-Arbeit Lüdenscheid, führte. Ute Gall stellte die Arbeit im Arche Care-Haus vor, von der der Bürgermeister – wie er erklärte – „zutiefst beeindruckt“ ist und die Quartiersarbeit für ältere Menschen in Lüdenscheid. Die Ziele des Quartiersangebots bestehen darin, drohender Vereinsamung entgegenzuwirken, älteren Menschen die Möglichkeit zu geben, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben und generationsübergreifende Angebote bereit zu halten. Fürbitten galten der Zusammenarbeit aller die sich für die Quartiersarbeit und für das Arche Care Haus einsetzen.
Besonders gewürdigt wurde das ehrenamtliche Engagement. Stefan Hesse berichtete, dass das Angebot der Caritas für Menschen mit sozialen Problemen in der Pandemie-Zeit größer geworden sei. Die Caritas-Arbeit in Lüdenscheid wird seit mehr als hundert Jahren von Menschen geleistet, die von christlicher Verantwortung geprägt sind. Zu ihrem Angebot gehören psychosoziale Hilfestellung und ambulant betreutes Wohnen. In Gebeten trat man für die vielfältige, segensreiche Arbeit der Caritas ein. Die Ausgangskollekte war für die Quartiersarbeit und für die Caritas-Arbeit in Lüdenscheid bestimmt. Mit dem Vermerk „Quartiersarbeit“ können aber auch noch Spenden für diese guten Zwecke auf das Konto der Evangelischen Allianz Lüdenscheid IBAN DE95 4585 0005 0000 0186 55 eingezahlt werden.

Die Band, die sich aus Olaf Westmeier (Tasten), Kristin und Katrin Roeder (Gesang), Uwe Baumann (Gitarre) und Kerstin Hagedorn (Cajón) zusammensetzte, beeindruckte mit Lobpreisliedern wie „Zehntausend Gründe“ und „Bist zu uns wie ein Vater“. Den Segensworten von Marco Fischer und Arnd Lüling (Evangelisch-freikirchliche Gemeinde) folgte ein Dankeschön der Allianzvorsitzenden an die Musiker und an alle andern, die zum Gelingen des Abends beigetragen hatten.
Abschlussgottesdienst
Krönender Abschluss der Veranstaltungsreihe war der Gottesdienst am Sonntag in der Christuskirche, der unter der Überschrift „Der Sabbat – und die Hoffnung“ stand Pfarrer Rainer Gremmels, der alle Besucher herzlich begrüßte, freute sich darüber, dass die diesjährige Allianzgebetswoche - anders als die im vergangenen Jahr – wieder mit einem Präsenzgottesdienst ausklingen konnte. Er rief auch zu einer Gedenkminute für den so plötzlich verstorbenen Pfarrer Eckart Link auf, der sich für die Arbeit der Evangelischen Allianz Lüdenscheid engagiert hatte.
In einem Interview mit Pfarrer Sebastian Schultz stellte sich der Referent des Tages, Dr. Horst Afflerbach, vor, der nach der Absage des früheren Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb, kurzfristig sein Kommen nach Lüdenscheid zugesagt hatte. Der Mann aus dem Bergischen Land war Leiter der Biblisch-Theologischen Akademie Wiedenest und Mitglied des Hauptvorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz. Als Ruheständler ist er noch vielseitig ehrenamtlich aktiv, unter anderem als Mitarbeiter der „Tafel“. In seiner Predigt ging er auf das „Riesengesellschaftsproblem“ ein, dass viele Menschen nicht zur Ruhe und zum Schlafen kommen. Hetze, Stress und Erschöpfung bestimmen das Leben in der Pandemie-Zeit – insbesondere das des Krankenhauspersonals. Es wäre gut, den Rhythmus zwischen Tag und Nacht, Arbeit und Ruhe wiederzufinden. Dr. Afflerbach bezeichnete Gott als „Urheber der Sabbats-Ruhe“, weil er nach Vollendung seines Schöpfungswerks ausruhte. Mit einem Zitat von Augustinus („Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet, Herr, in dir.“) empfahl er seinen Hörerinnen und Hörern, ihre Sehnsucht nach Ruhe von Gott stillen zu lassen und mit ihrer Scham, ihrem Versagen, ihrer Schuld und ihren Ängsten - wie die Frau am Jakobsbrunnen – zu Jesus Christus zu gehen. Mit Worten aus dem Hebräerbrief unterstrich der Referent die Zusage Gottes, Menschen in seine Ruhe aufzunehmen und ihnen ein Leben in Vertrauen und Hoffnung zu geben.
Zu der Ansprache passten Lieder wie „Lege deine Sorgen nieder“, die die Gemeinde allein und die der von Wolfgang Kimpel geleitete Chor der Christuskirche anstimmte. Für zusätzliche musikalische Höhepunkte sorgte Katharina Linde (Violine). Der Chor, der unter anderem mit einem „Celtic
Halleluja“ begeisterte, wurde mit großem Applaus bedacht. – Die Kollekte war für die Arbeit der Evangelischen Allianz und für diakonische Aufgaben der Christuskirchengemeinde bestimmt. ©ih
