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Er ist mir täglich nahe!
29.8.2022

LÜDENSCHEID + Am 10. Dezember 1942 schied Jochen Klepper zusammen mit seiner jüdischen Ehefrau Johanna und Tochter Renate freiwillig aus dem Leben. Unter den Repressalien des Nazi-Regimes gab es für sie keinen anderen Ausweg: Das Ehepaar musste mit einer Zwangsscheidung seiner Ehe rechnen, und es war zu befürchten, dass die beiden Frauen in ein KZ zwangsverschleppt würden. Anlässlich des 80. Todestags des Theologen, Journalisten und Autors, der zu den bedeutendsten geistlichen Liederdichtern des 20. Jahrhunderts gehört, hat der aus Lüdenscheid stammende Journalist, Buchautor, Liedermacher und langjährige Direktor von ERF-Medien Jürgen Werth ein 80 Seiten starkes Buch über ihn mit dem Titel „Er ist mir täglich nahe – Kraft schöpfen aus den Liedern von Jochen Klepper“ herausgebracht. Es ist im Verlag St. Benno in Leipzig erschienen und kann zum Preis von 14,95 Euro über den Buchhandel oder bei Vivat (Bestellservice des Verlags, Tel.: 0341-46 77 711) bezogen werden.

Werth spürt in dem Band den zehn bekanntesten Liedern Kleppers nach, die fast alle Eingang ins Evangelische Gesangbuch und in das „Gotteslob“ der katholischen Kirche gefunden haben. Seine persönlichen Gedanken, verwoben mit dem Entstehungskontext des jeweiligen Liedes und dessen geistlichem Gehalt, werfen ein neues Licht auf die vielgesungenen Texte zu den Liedern Kleppers. Zu den Liedern, die Jürgen Werth ausgewählt hat, gehören unter anderem „Er weckt mich alle Morgen“, „Die Nacht ist vorgedrungen“ und „Ja, ich will dich tragen bis zum Alter hin“. In seinem Vorwort schreibt er: „Das Leben und Werk und sogar der Tod Kleppers sind für mich ein Hinweis auf die Gnade Gottes, ohne die kein Mensch vor ihm bestehen kann. Und seine Texte sind ein bleibender Trost für alle, die am Abgrund des Lebens stehen“.
Mehrfach – etwa in dem Lied „Ich liege, Herr, in deiner Hut“ - geht es darum, dass eine Situation aussichtslos erscheint, dann aber doch trostreich endet. Dafür steht, dass auf „die dunkelste Nacht ein neuer Morgen folgt“. „Die Nacht ist vorgedrungen“ ist mit der Überzeugung verbunden, dass „Gott als Retter in die Dunkelheit des Lebens kommt“ und dass Jesus Christus gekommen ist, „um die mit dem Himmel zu belohnen, die die Hölle verdient haben“. In „Du Kind, zu dieser heiligen Zeit – zwischen Krippe und Kreuz“ geht es darum, dass „nichts uns trennen kann von Gottes liebender Zuwendung“ und in „Der du die Zeit in deinen Händen hast“ heißt es, dass „Wir irgendwann sehen werden, dass gerade unsere dunkelsten Stunden die Zeiten waren, in denen Gott besonders liebevoll an uns tätig war“.
In vielen Zeilen klingen biblische Gedanken und Kleppers Überzeugungen an, „dass wir auch in den dunkelsten Stunden nicht allein sind, weil der Ewige in die Zeit gekommen ist“. Kleppers letzte Worte waren: „Wir gehen heute Nacht gemeinsam in den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des segnenden Christus.“ Jürgen Werth gibt durch sein Buch weiter: „Jochen Klepper wusste: Ich kann nur weitergeben, was ich von Gott empfangen habe. Nur er hat Trost. Nur er spendet Lebenskraft. Nur er schenkt Glauben gegen allen Augenschein.“ Am 29. Oktober, wenn Jürgen Werth den Monatsschlussgottesdienst in der Lüdenscheider Christuskirche gestaltet, wird er der Gemeinde auch Einblicke in sein Buch über Jochen Klepper gewähren. ©ih