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Die gute und die dunkle Seite der Macht

31.8.2022

Irmtraut Huneke (l.), Vorsitzende der Evangelischen Allianz Lüdenscheid, die zu dem Vortragsabend eingeladen hatte, mit dem Referentenehepaar Dr. Martina und Prof. Dr. Volker Kessler. (Foto: Ingrid Weiland)
Irmtraut Huneke (l.), Vorsitzende der Evangelischen Allianz Lüdenscheid, die zu dem Vortragsabend eingeladen hatte, mit dem Referentenehepaar Dr. Martina und Prof. Dr. Volker Kessler. (Foto: Ingrid Weiland)

LÜDENSCHEID + „Macht – Chance und Missbrauch. Die gute und die dunkle Seite der Macht“- unter dieser Überschrift stand ein Vortrag, zu dem die Evangelische Allianz Lüdenscheid am Dienstag in die Aula der Freien Christlichen Schule eingeladen hatte. Referenten des zweiteiligen Vortrags waren Dr. Martina Kessler und Prof. Dr. Volker Kessler von der Akademie für Christliche Führungskräfte und von der Stiftung Therapeutische Seelsorge. Beide haben auch eine Reihe von Veröffentlichungen herausgebracht, die an einem Büchertisch zu haben waren.

 

In ihren Vorträgen stellten sie den zahlreichen Interessierten zunächst die positive und die negative Seite der Macht vor. Von der Bibel her gilt die positive Zusage, dass der Mensch als Stellvertreter Gottes über die Welt herrschen kann. Mit Macht im biblischen Sinn ist immer auch Verantwortung verbunden. Sie beinhaltet sowohl die Möglichkeit zum Guten als auch die Gefahr des Bösen. Jeder Mensch hat Macht und damit die Wahl, ob er diese zum Guten oder zum Bösen einsetzt. Laut dem Mathematiker und Philosophen Bertrand Russell werden die Menschen stärker durch Macht beeinflusst als sie es wahrhaben wollen. Macht ist ein sozialer Prozess. Zum Machtausüben gehören immer zwei Personen: ein Machtinhaber und ein Machtunterworfener. Der Erstgenannte hat Macht über den Zweitgenannten, weiß, wie er diesen dazu bringen kann, etwas zu tun, was er normalerweise nicht tun würde.

 

Religiöser Machtmissbrauch liegt dann vor, wenn Menschen durch offensichtlichen oder indirekten Zwang zu etwas gedrängt werden, was sie von sich aus nicht machen würden. Der missbrauchte Mensch wird unter Druck gesetzt, seine persönliche Grenze wird übertreten und verletzt. Zu religiösem Missbrauch kommt es dann, wenn die Menschenwürde und Unverletzlichkeit einer Person berührt werden, wenn Eingriffe in die Autonomie eines Menschen stattfinden, die zur Fremdbestimmung führen, wenn die individuellen Menschenrechte wie Religions- und Meinungsfreiheit nicht beachtet werden. Grenzüberschreitungen können von Führungskräften, Kolleginnen und Kollegen oder Gemeindegruppen ausgehen. Manipulationen schließen Machtmissbrauch ein, weil sie Absichten nicht transparent machen. Häufig wird religiöser Machtmissbrauch mit religiösen Argumenten verbunden. Die Macht missbrauchende Person erweckt regelmäßig den Eindruck, dass das, was sie zum eigenen Vorteil erreichen will, der Wille Gottes sei.

 

Nach den Vorträgen konnte man sich noch Fragen von dem Referentenehepaar beantworten lassen und sich am Büchertisch umsehen. ©ih

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