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Weiter für den Frieden beten
19.5.2023
LÜDENSCHEID + Mit eindringlichen Worten setzten sich Gläubige aus verschiedenen Gemeinden und Moscheen sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am Mittwoch beim Friedensgebet des Interreligiösen Forums für ein friedliches Miteinander ein. Angesichts des Ukrainekrieges und anderer kriegerischer Auseinandersetzungen in der Welt – im Sudan oder im Jemen - versammelten sich die Teilnehmer am Engel der Kulturen in der oberen Wilhelmstraße, um gemeinsam für den Frieden zu beten. „Menschen sterben und leiden weiter“, erklärte Pfarrer Achim Riggert, einer der drei Sprecher des Interreligiösen Forums, der die Veranstaltung eröffnete. „Wir sind zusammengekommen, um Sorgen und Angst angesichts der Kriege zu teilen.“
Zugleich solle das Friedensgebet an die Verlegung der Bodenintarsie mit den Symbolen der Abrahams-Religionen und die Gründung des Interreligiösen Forums vor mehr als zehn Jahren erinnern. Beide Erinnerungstage konnte das Forum wegen der Pandemie nicht feiern. Der Krieg in der Ukraine habe auch nach 15 Monaten nichts von seinem Schrecken verloren – im Gegenteil. Den Krieg auch noch religiös zu überhöhen, wie es der russisch-orthodoxe Patriarch mache, dürfe nicht sein. Im Namen der evangelischen Christen ergriff Janina Storch das Wort. Auf die Geflüchteten aus und innerhalb der Ukraine, grenzenloses Leid und Solidarität im Angesicht der Gewalt ging sie ein. Frieden bedeute, Differenzen durch friedliche Mittel zu lösen.
Einen Auschwitz-Besuch thematisierte Stefan Schick, der für die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sprach. In einem von dort mitgebrachten Coexist-T-Shirt mit dem Halbmond für den Islam, einem Davidstern für das Judentum und einem Kreuz für das Christentum unterstrich er, dass das Eintreten für ein friedliches Miteinander der Religionen für ihn eine Herzensangelegenheit ist. Aygül Aytac von der Alevitischen Gemeinde stellte den Anwesenden das Alevitentum als eine humanistische, tolerante Glaubenslehre vor. „Wir stehen für Glaubensfreiheit“, erklärte sie. Der Mensch stehe im Mittelpunkt. Die Charta der Vereinten Nationen (UN-Charta) zog Cengiz Varli von der Ahmadiyya-Gemeinde, die jüngst ihren 100. Geburtstag in Deutschland feierte, heran, um den Krieg anzuklagen. „Künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschen gebracht hat“, zitierte er aus der Charta. Respekt und Toleranz forderte auch Emel Gülec von der Ditib-Gemeinde – ebenfalls Sprecherin des Interreligiösen Forums – ein.
Den multireligiösen Gebeten für den Frieden schlossen sich Kadir Demirel, der neue Imam der Ditib-Gemeinde, und Brigitte Aurin-Winterhager an. Musikalisch umrahmten Rüdiger Drallmeyer mit selbst geschriebenen, aufrüttelnden Liedern über den Krieg und das Grauen, das er mit sich bringt, und Hüseyin Tezdil auf der Baglama den Nachmittag. Das Schlusswort gehörte Superintendent Dr. Christof Grote, der das Leitwort der Veranstaltung „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“ mit Leben füllte und den Engel der Kulturen und das Forum in den Fokus rückte. Was die Arbeit in diesem Kreis auszeichne, sei: „Das Verbindende ist stärker als alles Trennende.“ ©ms