Artikel Archiv
Kreissynode: Mehr Klimaschutz
29.5.2023
von Wolfgang Teipel
KIRCHENKREIS + Die Evangelische Landeskirche von Westfalen und ihre Kirchenkreise sind auf dem Weg zur sozial-ökologischen Transformation. Ziel ist, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu handeln.
Der Evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg steht damit vor einer komplexen und schwierigen Aufgabe. Aber er macht sich auf den Weg. Bei ihrer Tagung am 13. Mai im Evangelischen Gymnasium Meinerzhagen hat die Kreissynode die Einrichtung eines Arbeitskreises beschlossen. Er soll sich insbesondere mit den Kriterien für die Verwendung der Klimapauschale (vier Prozent der jährlichen Zuweisungen aus der Kirchensteuer), der Entwicklung eines kreiskirchlichen Klimaschutzkonzeptes, der klimaneutralen Mobilität im Kirchenkreis und der Nachhaltigkeit bei kirchlichem Handeln beschäftigen.
"Wichtig ist es, kleine persönliche Schritte zu gehen", appellierte Ralf Meyer, Klimaschutzbeauftragter des Kirchenkreises, an die Synodalen. Das erhöhe die Bereitschaft, auch bei größeren Projekten mitzumachen. "Wir müssen vor Ort ganz konkret ins Handeln kommen", forderte Superintendent Dr. Christof Grote.
Zuvor hatte Prof. Dr. Thorn Kring erläutert, wie Kirche und Diakonie Nachhaltigkeit als Chance nutzen können. "Über unsere Kernthemen Nächstenliebe und Bewahrung der Schöpfung gestalten wir nachhaltige Entwicklung", stellte der Ökonom und Hochschulprofessor fest. Das müsse nach innen und nach außen deutlich werden. "Es sind immer die Menschen mit Hoffnung, die Zukunft gestalten", zitierte er den Theologen Dr. Johannes Hartl. Als Negativ-Beispiel führte er die Gebärstreik-Bewegung an, die der Auffassung ist, dass nur weniger Menschen den Planeten retten könnten. Prof. Dr. Thorn Kring ist zuversichtlich, dass Kirche und Diakonie viel bewegen können. "Wir können zeigen, dass Kirche und Diakonie einen Unterschied für die Menschen machen, weil sie unsere christliche Hoffnung zum Mitgestalten mobilisiert", sagte er in Meinerzhagen. Die wichtigsten Handlungsfelder seien Gebäude und Mobilität.
Simone Hüttenberend, Klimaschutzmanagerin der Ev. Landeskirche, beschrieb in ihrem Vortrag zunächst den Ist-Zustand. Er ist wenig erfreulich. Die Landeskirche verliere weiter Mitglieder. Dazu komme die Tatsache, dass immer weniger Hauptamtliche und Ehrenamtliche mit immer komplexeren Aufgaben befasst seien.
Ein schweres Erbe seien auch die zu vielen Gebäude, die oftmals zu groß seien und zu wenig genutzt würden. Das führe dauerhaft zu einer Entwicklung, bei der die Kosten die Einnahmen übersteigen würden. Kirchen, Gemeindehäuser und Kitas verursachen nach ihrer Auskunft den größten Teil der CO2 -Emissionen. Deshalb sei im Juni 2022 mit der Gebäudebestandserfassung begonnen worden. Gleichzeitig wurde ein Einbaustopp für fossile Heizungen und eine Temperaturabsenkung verfügt.
Noch seien viele Fragen offen. Beispielsweise: Was passiere, wenn sich die Kirche von 40 Prozent ihrer Gebäude trenne. Prof. Dr. Thorn Kring lieferte eine vorläufige Antwort. "Es macht keinen Sinn Kirchen zu schließen, wenn wir keine Antwort darauf haben, wie wir danach kirchliche Arbeit gestalten."
Die Hoffnungen des Kirchenkreises ruhen jetzt auf dem Arbeitskreis, in dem sich möglichst viele Menschen engagieren sollen. "Das Thema muss jetzt raus aus den Gremien und in die Gemeinden“, sagte Superintendent Dr. Christof Grote.
Der ökologische Abdruck zeigt’s: Wir leben auf zu großem Fuß
Ralf Meyer nimmt seine Aufgaben als Klimaschutzbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg ernst. 2022 hat er beim Stadtradeln vorgelebt, wie man als mobiler Mensch Treibhausgas einsparen kann. Bei der Aktion ‚Stadtradeln‘ nahm er in wenigen Woche 1600 Kilometer unter die Pedale. Bei der Synode des heimischen Kirchenkreises ging es ihm um mehr als nur CO2 -arme Fortbewegung.
Im „Raum der Stille“ des Ev. Gymnasiums hatte Meyer einen Parcours ausgelegt, auf dem Interessenten ihren ganz persönlichen ökologischen Fußabdruck in Sachen Energie, Konsum, Ernährung und Mobilität ermitteln konnten. Das Motto des Parcours ‚Mit kleinen Schritten die Welt verändern‘. Wer sich auf den Weg machte, musste 32 Fragen beantworten. Für die Antworten wurden Punkte vergeben. Die Summe der Punkte lässt Rückschlüsse auf den Lebensstil zu. Die Ergebnisse signalisieren: Die Erde ist dauerhaft zu klein für unseren Lebensstil. "Wenn alle Menschen so leben würden wie wir in Deutschland, brauchten wir eigentlich drei Erden", sagt Ralf Meyer.
Mit dem Parcours wollte er die Synodalen, die sich in Meinerzhagen schwerpunktmäßig mit dem Thema Nachhaltigkeit befassten, für eine Umkehr sensibilisieren. Sein Appell: "Wir müssen handeln. Im eigenen Interesse und im Interesse anderer."
Der Parcours kann für Veranstaltungen und Aktionen ausgeliehen werden. Interessenten können sich hierzu an Ralf Meyer unter Telefon 02391/954025 oder 02359/661214 wenden.