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Gesund gestorben ist trotzdem tot
5.6.2023
LÜDENSCHEID + Ernstes und Humorvolles zum Thema Gesundheit brachte „Fernseharzt“ Dr. Heinz-Wilhelm Esser, besser bekannt als „Doc Esser“, am Donnerstag im Dietrich-Bonhoeffer-Seniorenzentrum auf einen Nenner. Zu dem kurzweiligen, unterhaltsamen Abend mit dem bekannten Mediziner aus Köln hatte die Evangelische Perthes-Stiftung im Geschäftsbereich Süd ihre Mitarbeiter anlässlich des Internationalen Tages der Pflegenden eingeladen. „Unsere heutigen Gäste können Spaß und Ernst“, meinte Geschäftsbereichsleiter Ralf Lohscheller, der neben „Doc Esser“ die Märchenerzählerin Tanja W. Schreiber zu dem Dankeschön-Abend im Haus willkommen hieß.
Rund 130 Mitarbeiter, nach der Devise „An apple a day keeps the doctor away“ mit einem knackigen Apfel begrüßt, folgten der Einladung zu Essers Bühnenshow „Gesund gestorben ist trotzdem tot“, die Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien, Praxiserfahrung und Humor zusammenbrachte. Gleichsam als Opener des Abends fesselte Tanja W. Schreiber mit ihrer Erzählkunst. In seinen erquicklichen Ausführungen, in denen er ohne erhobenen Zeigefinger auskam, kreiste „Doc Esser“ um die Frage: „Was macht ein gesundes, glückliches Leben aus?“ Bewegung, Ernährung und Seelenfrieden, sprich psychische Gesundheit machte er auf unkonventionelle, authentische Art als Säulen eines solchen Lebens aus. Anschaulich legte er dar, wieviel mehr Lebenszeit moderate sportliche Betätigung bringt. Die WHO empfehle 300 Minuten pro Woche. Schon bei Jüngeren seien heutzutage massive Wohlstandserkrankungen zu bemerken. „Ihr könnt eurem Bluthochdruck davonlaufen“, ermunterte der Doc zu mehr Bewegung.
Auf die positiven Effekte, die Bewegung auf den Blutzuckerspiegel, Demenz und Depressionen hat, ging er ein. Laut Studie hätten depressive Menschen, wenn sie Sport treiben, eine deutlich geringere Rückfallquote als ohne. Zum Abnehmen sei Sport jedoch nicht geeignet. Nur hochintensives Training habe einen Nachbrenneffekt. „Sport unterstützt nur das Abnehmen.“ Beim Thema Ernährung legte der Kölner Facharzt, der sich für Obdachlose engagiert, auf das Fasten sein Augenmerk. „Wir kommen auch mal ohne Essen aus und unser Gehirn bleibt genauso leistungsfähig“, meinte er. Es lohne sich, bewusst Nahrungspausen zu machen. Mit vielen gängigen Klischees – angefangen bei „Fett macht krank“ bis „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“ - räumte er auf. Nicht Fette, sondern die schnellen Kohlenhydrate seien gefährlich. Statt zu Chia-Samen von weither – häufig mit Schadstoffen belastet – lieber zum Sauerkraut vom heimischen Metzger zu greifen, lautete seine Empfehlung. Ebenso, vom Aufschnitt die Finger zu lassen und sich allenfalls einmal pro Woche ein hochwertiges Stück Fleisch zu gönnen. Wichtig sei regionales und saisonales Essen. Kaffee stellte er ein gutes Zeugnis aus.
Für den Seelenfrieden als dritte Stütze der Gesundheit riet er, dankbarer im Leben zu sein und mehr zu lachen. „Lachen ist das Beste, was es gibt.“ Bei der kleinen Fragerunde, die sich dem interaktiven Vortrag anschloss, ging es unter anderem um die Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln. Von Ausnahmen abgesehen, würden sie in der Regel nicht viel helfen, meinte der Doc. Mit einem gemeinsamen Imbiss klang die Veranstaltung aus. ©ms