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Severin und sein Tonstudio

20.9.2023

Am Mischpult ist Horst Severin nach wie vor in seinem Element. (Foto: Jakob Salzmann)
Am Mischpult ist Horst Severin nach wie vor in seinem Element. (Foto: Jakob Salzmann)

HALVER + Seit die Kassette im August 1963 ihr Debüt feierte und die Musikwelt auf den Kopf stellte, sind 60 Jahre vergangen. Kaum einer, der in den 1980ern, als das Medium seinen Höhepunkt erreichte, nicht mit Walkman unterwegs war und sich über Bandsalat ärgerte. Ein Philipps Kassettengerät mit drei Reglern, an die er zwei Mikrofone anschließen konnte, bildete damals den Grundstock eines kleinen Tonstudios, das sich der Halveraner Horst Severin im Keller seines Hauses Am Mühlengrund einrichtete. Lange Jahre nutzte er seine Geräte dazu, für alte und kranke Menschen, die nicht selbst zur Kirche kommen konnten, Gottesdienste aus der evangelischen Nicolai-Kirche aufzunehmen und ihnen die Kassetten nach Hause zu bringen.

 

Sowohl bei den Pastoren als auch bei den Senioren, die auf diese Weise am Gemeindeleben teilhaben konnten, kam sein uneigennütziger Dienst gut an. Die Kassetten brachte Horst Severin stets persönlich bei den Betreuten vorbei. Oft wurde er dafür zum Kaffeetrinken eingeladen und lernte die Menschen näher kennen. Manchen sah er, wieder gesund und erholt, später im Gottesdienst wieder. Stets zwölf Gemeindemitglieder bedachte Horst Severin mit Gottesdienst-Kassetten. Bei der Anschaffung unterstützte ihn der damalige Kirchmeister Kurt Dreschel nach Kräften. Um eine gute Tonqualität zu erhalten, schaffte sich Horst Severin ein drittes Mikrofon an und erdachte sich ein ausgeklügeltes Aufnahmesystem. „Früher wurde ja noch von der Kanzel gepredigt“, erinnert er sich. Auch von dort musste er die Signale empfangen können.

 

Sein eigenes kleines Tonstudio mit großem Mischpult wuchs mit der Zeit.

Als CDs in Mode kamen, kamen auch CD-Recorder, Schnellkopierer, Boxen, Empfänger für Funkmikrofone und weiteres Equipment hinzu. Auch der Kreis der Veranstaltungen, bei denen Horst Severin – stets in Absprache mit Pfarrern und Referenten – Aufnahmen für die Akteure oder Besucher machte, vergrößerte sich. Bei den Waldgottesdiensten an der Glör und den Gemeindetagen unter dem Wort in der Lüdenscheider Christuskirche, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau Ute besuchte, sorgte er mit seinen Aufnahmen für bleibende Erinnerungen. „Ich habe die Aufnahmen später auf CD umgestellt“, erzählt er. „Es hat immer Spaß gemacht.“ Manchmal kamen sogar Postkarten als Dankeschön. Eine seiner Tonaufnahmen, die von erstaunlich guter Qualität sind, wurde sogar bei der Morgenandacht auf WDR4 gespielt.

 

Manche lustige und manche rührende Begebenheit aus seiner langen Tonstudio-Geschichte sind ihm ihn Erinnerung geblieben. Zu den lustigen gehört, dass er sich eines Tages nach dem Aufbau seiner Anlage in der Christuskirche eingeschlossen fand, weil ihn der gleichzeitig übende Organist schlichtweg „vergessen“ hatte, und er warten musste, bis die Kirche abends zur Veranstaltung wieder aufgeschlossen wurde. Zu den rührenden Erinnerungen zählen die Ständchen, mit denen sich ein Akkordeonorchester aus Hagen, dessen Jubiläumskonzerte Horst Severin wunschgemäß aufnahm, mit Ständchen zu seinem 60. und 70. Geburtstag bedankten. Er selbst hört am liebsten barocke und klassische Musik. Georg Friedrich Händel ist sein Lieblingskomponist. Sein kleines Tonstudio im Keller, das er 2013 um einen Verteiler und 2014 um ein Mischpult zur Beschallung erweiterte, hat Horst Severin noch immer. Wenn er darin arbeitet, ist er in seinem Element. ©ms

Tonstudio für Gottesdienste (Fotos: Jakob Salzmann)

  • Am Mischpult ist Horst Severin nach wie vor in seinem Element.

  • Im Laufe der Zeit hat sich Horst Severin diverse Geräte angeschafft, um Aufnahmen von beeindruckender Qualität machen zu können.

  • Im Laufe der Zeit hat sich Horst Severin diverse Geräte angeschafft, um Aufnahmen von beeindruckender Qualität machen zu können.

  • Im Laufe der Zeit hat sich Horst Severin diverse Geräte angeschafft, um Aufnahmen von beeindruckender Qualität machen zu können.

  • Lange Jahre nutzte er seine Geräte dazu, für alte und kranke Menschen, die nicht selbst zur Kirche kommen konnten, Gottesdienste aus der evangelischen Nicolai-Kirche aufzunehmen und ihnen die Kassetten nach Hause zu bringen.

  • Lange Jahre nutzte er seine Geräte dazu, für alte und kranke Menschen, die nicht selbst zur Kirche kommen konnten, Gottesdienste aus der evangelischen Nicolai-Kirche aufzunehmen und ihnen die Kassetten nach Hause zu bringen.

  • Für sein kleines Tonstudio im Keller hat sich Horst Severin große Boxen zugelegt.

  • Ehefrau Ute hat ihren Ehemann stets bei seinem Engagement für Alte und Kranke unterstützt.

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