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Namen

5.11.2023

Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Mechthild Börger, Gemeindereferentin der Kath. Kirchengemeinde St. Medardus Lüdenscheid (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Mechthild Börger, Gemeindereferentin der Kath. Kirchengemeinde St. Medardus Lüdenscheid (Grafik: EKKLP)

Namen werden genannt, wenn wir unserer Toten gedenken. Namen werden genannt, wenn wir – so wie gestern – an die erinnern, die verstorben sind und begraben wurden, ohne dass jemand trauernd auf dem Friedhof war. „Unbedachte“ nennen wir sie. Es sind viele, deren Namen gestern in der Kirche genannt wurden und für die ein Licht entzündet wurde. Ganz gleich, ob sie an einen Gott glaubten oder nicht, wir haben ihre Namen genannt und einige, die am Gottesdienst teilnahmen, haben sich erinnert: an die Nachbarin, den Arbeitskollegen, eine Bekannte, die man längst aus den Augen verloren hat, den Mann, der auf der Straße freundlich grüßte, oder jemanden, der missmutig war und dessen Blick auch schon einmal Angst einflößte. Menschengeschwister, deren Leben und Tod gewürdigt wird mit dem Aussprechen ihres Namens, mit dem Licht der Kerze, die angezündet wird und mit der Stille die folgt.

 

Namen haben wir auch am vergangenen Sonntag genannt im Gottesdienst im Haus Elisabeth. Wir haben Fürbitte gehalten für Menschen, die verschleppt wurden von Hamas-Terroristen. 25 Bilder auf einer Zeitungsseite zeigen ihre Gesichter, Bilder mit der Überschrift „ENTFÜHRT“. 25 Bilder mit der Unterschrift: „Bitte helfen Sie mit, sie lebendig nach Hause zu bringen.“ Angesichts von Hass, Terror und Krieg fühlen wir uns ohnmächtig, aber es ist unser kleiner Beitrag, unser Versuch, zu helfen: Wir nennen Namen, Alter und Staatsangehörigkeit schweigen wo es nichts mehr zu sagen gibt.

 

Und am Ende haben wir Gott gebeten, auf unsere Klage zu hören.

Aus dem Buch Exodus (2. Buch Mose) hatten wir in der Lesung die Worte gehört: „Nützt du sie aus und schreit sie zu mir, dann werde ich auf ihren Klageschrei hören.“ (Vers 22) und „Wenn er zu mir schreit, höre ich es, denn ich habe Mitleid.“ (Vers 26b).

 

Wir haben uns die Klage der bedrohten Mit-Menschen zu eigen gemacht, wir haben Gott aufmerksam gemacht auf das Unrecht, dass an ihnen geschieht und hoffen, dass er heute – wie damals die Menschen hört, die in der Not zu Ihm schreien.

 

Wenn Gott bei den Schwachen und Ohnmächtigen ist, können wir vorsichtig darauf hoffen, dass er gerade in diesen Zeiten nah ist. Ich jedenfalls will darauf vertrauen!

Mechthild Börger

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen

 

Mechthild M. Börger, Gemeindereferentin der Katholischen Kirchengemeinde St. Medardus Lüdenscheid

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