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„Bleibt treu an Jesu Seite“ – Verabschiedung von Pfarrer Simon Schupetta

7.6.2024

„Unterwegs“ – was für ein passender Titel für den Anlass. Die letzte Predigt von Pfarrer Simon Schupetta an seine Gemeinde hatte das Thema: Mit Jesus unterwegs. Das wünschte Schupetta seiner Gemeinde für die Zukunft. Auch der Pfarrer selbst ist nun unterwegs in eine neue Wirkungsstätte (Foto: Kannenberg)
„Unterwegs“ – was für ein passender Titel für den Anlass. Die letzte Predigt von Pfarrer Simon Schupetta an seine Gemeinde hatte das Thema: Mit Jesus unterwegs. Das wünschte Schupetta seiner Gemeinde für die Zukunft. Auch der Pfarrer selbst ist nun unterwegs in eine neue Wirkungsstätte (Foto: Kannenberg)

Von Iris Kannenberg

 

LÜDENSCHEID-BRÜGGE + Traurig war es schon. Obwohl alle am Sonntag im Gemeindezentrum Lösenbach anwesenden Gemeindemitglieder der Kirchengemeinde Brügge-Lösenbach ihr Bestes taten, um den Trennungsschmerz tapfer wegzulächeln. Grund: Der beliebte Pfarrer der Gemeinde, Simon Schupetta, wird ab dem 1. August 2024 der neue Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Berumerfehn in Ostfriesland. Nach insgesamt sechs Jahren verlässt der 37-Jährige damit die Ev. Kirchengemeinde Brügge-Lösenbach, die er 2018 übernahm.

 

Er begründet seine Entscheidung, nach Ostfriesland zu gehen, so: „Die Gemengelage der letzten Jahre hat mich dazu bewogen, über meine Zukunft vor Ort intensiv nachzudenken. Am Ende hat es mich zu der Entscheidung bewegt, noch einmal die Stelle wechseln zu wollen. Neben diesen Überlegungen war aber auch das konkrete Stellenangebot im hohen Norden ein wichtiger Grund für den Wechsel.“

 

Mit „Gemengelage“ dürfte er auf die vielen außerordentlichen Probleme anspielen, die seine Arbeit als Pfarrer von 2020 an begleiteten. War 2018 bei seinem Dienstantritt noch alles in Ordnung, sah er sich bereits zwei Jahre später mit einem Missbrauchsskandal in seiner Gemeinde konfrontiert, der einige Jahrzehnte vorher seinen Anfang genommen hatte. Viele negative Reaktionen prasselten auf die Gemeinde ein und Simon Schupetta wurde als Pfarrer der Gemeinde mit allen Reaktionen direkt konfrontiert, musste sich dem stellen, auch wenn alles nicht in seiner Amtszeit lag. Dazu war auch für seine Gemeinde da, die nach dem Bekanntwerden des Skandals unter Schock stand. Selbstredend, dass den jungen Pfarrer samt Familie diese psychisch sehr belastende Ausnahmesituation ebenfalls sehr mitnahm. Wie damit umgehen? Unterstützung erhielt er in der Zeit besonders durch den Superintendenten des Kirchenkreises, Dr. Christof Grote.

 

Dazu kam 2020 Corona mit all seinen Problemen. Simon Schupetta stellte sich allen Herausforderungen vorbildlich, mit dem überzeugten Willen, seine neue Gemeinde niemals und auf keinen Fall im Stich zu lassen. Ein anderer wäre vielleicht sofort gegangen. Nicht so dieser Pfarrer. Er führte „seine Schafe“ durch diese schwere Zeit, unterstützte, beriet und war immer da, wenn es darum ging, die Menschen auch psychisch aufzufangen. Der sympathische „Ruhrpottler“ und erklärte Schalke-Fan wurde zum Felsen in einer Gemeinde, die an den schweren Vorwürfen fast zerbrach und sich ganz neu finden musste. Jetzt, nach Jahren der Aufarbeitung, der Mitarbeit an einem tragfähigen Missbrauchskonzept für die Gemeinden des Kirchenkreises und der Tatsache, dass seine eigene Gemeinde vieles auch deswegen überstanden hat, weil ihr Pfarrer immer für sie da war, kam eine neue Herausforderung dazu. Die Kreuzkirche in Brügge musste 2024 geschlossen werden. Es wurde ein Betretungsverbot seitens der Stadt Lüdenscheid ausgesprochen. Wegen enormer baulicher Mängel. Niemand weiß, woher das Geld für die Renovierung kommen soll. ES ist somit völlig offen, wie es mit der Kirche in Zukunft weitergeht und ob die Gemeinde sie wirklich behalten kann.

 

Jetzt wechselt der Pfarrer samt Familie in einen neuen Wirkungsbereich. In eine kleine Gemeinde mit 1700 Mitgliedern. Er hat nicht aufgegeben, sondern für sich klar erkannt, dass es einfach reicht. Mehr kann und will er nicht mehr tragen. Am Sonntag bei seiner Verabschiedung durch Assessor Martin Pogorzelski, gab er in seiner Abschiedspredigt seiner Gemeinde etwas zum Nachdenken und einen großen Wunsch mit: „Wir Christen sind Teil unserer Gesellschaft. Das Gute ist, dass wir in einem Land leben, in dem es völlig in Ordnung ist, wenn Du das Kreuz Jesu in Deinem Herzen trägst. Wenn Du an Jesus glaubst, hast Du eigentlich keine Probleme. Jetzt ist es bei uns Christen so, dass wir nicht nur irgendwie glauben und dass das keine Auswirkung hätte. Sondern, wenn wir mit Jesus verbunden sind, folgen für uns auch bestimmte Taten. Ich nenne es einmal „Werte“, die wir teilen. Und solange die Werte, die wir teilen, identisch sind mit der Gesellschaft, in der wir leben, ist alles super. Heute leben wir aber in einer Zeit, in der zunehmende Werte vertreten werden, die nichts mehr mit Jesus zu tun haben. Und teilweise sogar das Gegenteil sind. Für uns Christen ist jedoch klar, dass wir Jesus repräsentieren wollen, dass ER die Mitte unseres Lebens ist. Denn das bedeutet konkrete Nachfolge, dass wir alles so machen, wie Jesus es uns vorlebt. Dass wir so beten, wie Jesus gebetet hat. Dass wir so denken wie ER und so handeln wie ER. Dass wir uns fragen, wie würde Jesus jetzt gerade in dieser Situation handeln? Das bedeutet aber auch, dass wir einem anderen Meister dienen als die Welt. Dass es für uns jemanden gibt, der mehr als jeder andere, etwas zu bieten hat. Das führt dazu, dass wir manchmal auf Konfrontationskurs mit der „Welt“ sind.

 

Jesus sagt nicht: „Deswegen ist die Welt unakzeptabel. Zieht euch mal zurück.“ Sondern genauso, wie ER in unseren Herzen real geworden ist und daraus Handlungen folgen, so sollen wir auch andere Menschen dazu einladen, mit ihm zu leben. Wir sollen unser Umfeld mit den „Jesus-Werten“ anstecken, überzeugen und Menschen zu Jüngern machen…“. Dazu brauchen wir die Gesellschaft von Menschen, die Jesus entschieden nachfolgen und andere mit in diese Gemeinschaft einladen. Jesus sagt: „Lehrt sie alles zu bewahren, was ICH Euch gesagt habe.“ Indem wir verlässlich zu IHM stehen, steht ER verlässlich zu uns. Wenn ich daher in geistlicher Hinsicht einen Wunsch für Euch als Gemeinde bei IHM haben darf, dann lautet der wie folgt: „Bleibt bei Jesus, egal, was kommt und tut das, was ER euch sagt. Bleibt treu an seiner Seite!“

 

Ein bewegender Wunsch. Auch Simon Schupetta merkte man an, dass es ihm ganz und gar nicht leicht fällt, seine Gemeinde zu verlassen. Die vielen Grußworte durch KITA, Presbyterium, Jugend, Freunde und nicht zuletzt Rainer Kopatz, der als Presbyteriumsvorsitzender nun die schwere Aufgabe hat, die Gemeinde sicher durch die kommende Zeit zu führen, gingen zu Herzen. Das war kein leichter Abschied. Weder für den Pfarrer noch für die Gemeinde, in der tiefe Freundschaften entstanden sind. Eines ist sicher: Simon Schupetta wird fehlen. Seine ruhige Sicherheit, sein Mitgefühl, seine Kraft und vor allem sein lebendiger Glauben an den EINEN, dem er so spürbar nachfolgt: Jesus Christus. Seinem Dienstherrn und Retter.

Man kann ihm nach den Anstrengungen der letzten sechs Jahre nur wünschen, dass er mitsamt seiner Familie in Ostfriesland ankommen und auftanken darf. Simon Schupetta war ein Segen für Lüdenscheid. Für die Christen der Stadt generell, da er weit über seine Gemeinde hinaus ein Felsen war, auf den man unbedingt bauen durfte. Er hinterlässt Segen und Dankbarkeit.

 

Superintendent Dr. Christof Grote formuliert dies treffend: „Mit Simon Schupetta verliert unser Kirchenkreis einen jungen und sehr engagierten Pfarrer. In seiner Arbeit in der Gemeinde und bei uns im Kirchenkreis – auch als stellvertretender Scriba im Kreissynodalvorstand - wird er uns sehr fehlen. Wir wünschen ihm und seiner Familie für die neue Lebensphase alles Gute und Gottes Segen.“

Bildimpressionen von der Verabschiedung von Pfarrer Simon Schupetta (alle Fotos: Kannenberg)

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