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Suchen und Finden

21.7.2024

Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Petra Schulz, Krankenhausseelsorgerin (Grafik: EKKLP)
Das Wort zum Sonntag heute mit Gedanken von Petra Schulz, Krankenhausseelsorgerin (Grafik: EKKLP)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

 

Suchen und Finden, das sind Worte, die zu unserem Leben gehören. Keine Fremdworte. Suchen, da fällt sicher jeder und jedem eine Geschichte zu ein. Vielleicht eine bestimmte Situation, in der man etwas gesucht hat. Vielleicht kommt auch das Gefühl von Unruhe wieder auf, die empfunden wurde, weil das Gesuchte sich nicht finden ließ. Manchmal kann das sogar zur Panik führen. Doch diese hilft in einem solchen Moment nicht weiter. Im Gegenteil, die Suche wird nur hektischer und das verhindert meistens den Erfolg. Denn je hektischer ich suche, desto weniger aufmerksam bin ich. So kann es sein, dass ich zwar an der richtigen Stelle suche, aber das Gesuchte doch nicht finde. Vor einer Woche wurde die 3. Ausstellung der Lüdenscheider Künstlerin Brigitte Göbel in Neuenrade eröffnet.  Bei dieser Eröffnung wurde die Heldin aller Kinderherzen in Erinnerung gebracht. Pippi Langstrumpf, das selbstbewusste und starke Mädchen ist eine Sachensucherin. Sie sucht ständig Sachen, aber nicht weil sie sie verlegt hätte. Nein, sie sucht Sachen, die unsereins vielleicht als alten Kram, Schrott oder unbrauchbar bezeichnen würde. Die Gegenstände, die Pippi findet, versetzen sie in große Freude, lassen sie begeistert damit experimentieren. Was lässt sich alles Tolles daraus machen?

 

Wie unterschiedlich sind diese beiden Vorgänge, die doch das gleiche Wort „Suche“ beschreibt. Bei dem erst beschriebenen Suchvorgang bin ich mehr oder weniger gezwungen, das Gesuchte zu finden, finden zu müssen. Während es beim zweiten Suchen mehr ein geschehen lassen ist. Pippi nimmt ihre Umgebung mit offenen und wachen Sinnen wahr. Sie lässt sich ansprechen von dem, was sie sieht, sie lässt sich von den Dingen finden. Genauso entdeckt die Lüdenscheider Künstlerin ihre Kunstwerke. Sie sieht „alten Kram, Schrott“ und sieht doch viel mehr. Die Dinge finden die Künstlerin, so möchte ich sagen. Das Suchen ist hier weniger von einem bestimmten Ziel geleitet, als vielmehr von einer Offenheit, für das was einen so im Alltag, im Leben umgibt, was einem so begegnet.

 

In unserer Zeit brauchen wir mehr denn je diese Gelassenheit, diese Offenheit, um das Leben wert-schätzen zu können, um zu spüren, was uns wirklich glücklich und frei macht.

 

Ich wünsche uns in der Urlaubszeit genau diese Erfahrung, Gelassenheit und Offenheit für das was uns umgibt und vielleicht daraus die Entdeckung von Ideen, von Kreativität, die das Leben bereichern und nicht weiter aussaugen. Wer so das Leben wahrnimmt kann immer wieder überrascht werden und auch selbst von Gott und den Mitmenschen gefunden werden.

 

 

Petra Schulz

Krankenhausseelsorgerin

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