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Ergreifender Abschied: Der Kreiskantor des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg – Dmitri Grigoriev – verlässt Lüdenscheid.

2.8.2024

Kreiskantor Dmitri Grigoriev sorgte für Standing Ovations in der Erlöserkirche Lüdenscheid. (Foto: Kannenberg)
Kreiskantor Dmitri Grigoriev sorgte für Standing Ovations in der Erlöserkirche Lüdenscheid. (Foto: Kannenberg)

Von Iris Kannenberg

 

KIRCHENKREIS + Ende Juni 2024 lud die Evangelische Versöhnungs-Kirchengemeinde Lüdenscheid zur musikalischen Abendandacht ein. Grund: Der Kreiskantor des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg Dmitri Grigoriev verlässt Lüdenscheid, um nach Tuttlingen am Bodensee zu gehen. Er hatte sich ausdrücklich gewünscht, dass Superintendent i. A. Klaus Majoress zu diesem Anlass für ihn predigen sollte. Dieser kam diesem Wunsch gern nach. 1. Korinther 13 - „Über die Liebe“ - hätte nicht besser gewählt sein können, um Dmitri Grigoriev den Segen für die kommenden Herausforderungen zu geben. 

 

Dieser zeigte an diesem Abend noch einmal seine herausragenden Qualitäten als Organist und Chorleiter. Gemeinsam mit dem Lüdenscheider Vokalensembel boten er und seine MusikerInnen von Bach über Mendelson Bartoldy bis hin zu Maurice Duruflé und Waldmar Ahlen einen musikalischen Rahmen, der atemlos machte. Er spielte zudem ein eigenes Stück. Das zu Herzen gehende „Dona nobis pacem“ handelt von der Liebe und dem Frieden Christi. Es passte damit perfekt zu 1. Korinther 13.

Der Kreiskantor wechselte an diesem Abend zwischen der Rolle des Organisten und Dirigent/Chorleiter. (Foto: Kannenberg)
Der Kreiskantor wechselte an diesem Abend zwischen der Rolle des Organisten und Dirigent/Chorleiter. (Foto: Kannenberg)

Eröffnet wurde die Andacht von Bärbel Tometten an der Querflöte mit Philippe Gauberts „Berceuse“ für Flöte und Orgel. Dem Kantor ist es im Laufe der vergangenen Jahre gelungen, hervorragende MusikerInnen um sich zu versammeln. Bärbel Tometten ist immer ein Erlebnis an der Querflöte, an diesem Abend jedoch legte sie mit ihrer gefühlvollen Interpretation des schwierigen Stückes, noch einmal „eine Schippe drauf“. Den MusikerInnen um Dmitri Grigoriev war es anzumerken, dass ihnen der Abschied von ihrem musikalischen Leiter sehr schwerfällt. Über allen lag Wehmut und Traurigkeit. Abschiede fallen immer schwer, doch dieser geht weit darüber hinaus. Hier verlässt ein Ausnahmemusiker Lüdenscheid, der es geschafft hat, Kirchenmusik auf ein Niveau zu heben, das schwer zu toppen sein wird.

 

Nach Gaubert ging es gleich weiter mit Johann Sebastian Bachs „Der Tag ist hin“ und dem Einsatz des Chores unter der Dirigentschaft des Kantors. Dieser stimmgewaltige Chor braucht keine Instrumente. Perfekt intoniert, füllten die SängerInnen das gesamte Kirchenschiff mit ihren Stimmen aus. Was für ein Chor! Bei Felix Mendelson Bartholdys „Auf Gott allein will ich hoffen“ kam die Orgel zum Einsatz, für die Dmitri Grigoriev so vehement gekämpft hatte und die er jetzt zurücklassen muss. Auch sie ist fast einzigartig in Deutschland.

 

Weiter ging es mit Chor und Orgel. Zsolt Gardonyis „Gott unser Schöpfer“ ist ein klanggewaltiges Stück, mitreißend und herzergreifend. Und genau die richtige Einstimmung auf die sich anschließende Predigt des Superintendenten i.R. Klaus Majoress. Seine Botschaft: „Unser Wissen ist Stückwerk. Wie Paulus bereits sagte: Wir sehen wie durch einen Spiegel und können dahinter nur Schatten erkennen. Oft sehen wir daher nur Bruchstücke einer eher beklemmenden Realität und verstehen vieles nicht. Eines ist jedoch sicher: Gott versteht und wird eines Tages alles zusammenfügen. Dann werden wir endlich begreifen. Bis dahin bleibt uns nur das Vertrauen auf IHN und seinen Sohn Jesus Christus, unseren Retter und Herrn, auf den wir voller Zuversicht schauen dürfen. Ich bitte daher Gott in unser aller Namen: Lass uns den Glauben trotz schwerer Zeiten nicht verlieren und niemals aus Deiner Liebe herausfallen.“

Klaus Majoress, Superintendent i.A. übernahm auf Wunsch von Dmitri Grigoriev gerne die Predigt, die sich an diesem Tage über 1. Korinther 13 „Über die Liebe“ als gute Wahl erwies..
Klaus Majoress, Superintendent i.A. übernahm auf Wunsch von Dmitri Grigoriev gerne die Predigt, die sich an diesem Tage über 1. Korinther 13 „Über die Liebe“ als gute Wahl erwies..

Nach der Predigt, während der Klaus Majoress immer wieder direkten Augenkontakt mit dem Kantor hielt, als wäre 1. Korinther 13 an diesem Abend nur für den Musiker geschrieben worden, ging es weiter mit „Ubi Caritas“ von Maurice Duruflé: „Wo Liebe ist und Güte, da wohnt Gott. Christi Liebe hat uns geeint. Lasst uns frohlocken und jubeln in ihm! Fürchten und lieben wollen wir den lebendigen Gott und einander lieben aus lauterem Herzen. Wo Liebe ist und Güte, da wohnt Gott. Amen.“ Das ganze Evangelium zusammengefasst in einem Lied.

 

Nach den Fürbitten kam der Komponist noch einmal zum Einsatz mit Duruflés „Vater Unser“ in französischer Sprache, dass der Chor wieder ohne begleitende Instrumente sang. Die sich anschließende Eigenkomposition von Dmitri wurde von Chor, Orgel und Flöte begleitet und bildete den eigentlichen Höhepunkt des Gottesdienstes. Waldemar Ahlens „Sommerpsalm“ beendete die Andacht.

 

Der Kreiskantor hat mit der Auswahl und Umsetzung der gewählten Stücke eindrücklich dokumentiert, zu was er als Musiker in der Lage ist. Die einzelnen Musikpassagen der Andacht waren einfühlsam und passend zur Guten Botschaft gewählt, bauten aufeinander auf und erzeugten insgesamt einen musikalischen Spannungsbogen, der den Zuhörer dahin führte, wohin er geführt werden wollte: In die Gegenwart Gottes. Das Publikum sah das ebenso und belohnte die Darbietung völlig zu Recht mit langen Standing Ovations.

 

Die Zeit verging an diesem Abend wie im Fluge. Man stand für die Dauer der Andacht, so hatte es den Anschein, außerhalb von Zeit und Raum und fand nur schwer zurück in die Realität. Die wartete jedoch spätestens mit Öffnen der Kirchentür vor der Erlöserkirche, wo man die Gelegenheit hatte, sich von Dmitri Grigoriev persönlich zu verabschieden.

 

Es ist traurig, dass er geht. Er hinterlässt seiner Gemeinde sehr große Fußstapfen, in die so schnell niemand hineinpassen dürfte. Ein Verlust für Lüdenscheid, den man mit nichts schönreden kann. Trotzdem oder gerade, weil er in der Bergstadt von vielen so wertgeschätzt und geliebt wird, wünscht man ihm von Herzen Glück und Segen bei seinen kommenden Herausforderungen. Die Gemeinde ist fest entschlossen, den Kontakt zu ihm zu halten. Und ihn - wann immer es seine Zeit zulässt - für Konzerte nach Lüdenscheid zu holen. Im November wird er wieder vor Ort sein und ein gemeinsames Konzert mit seinem Vokalensemble geben. Ein schwacher Trost, aber immerhin ein Trost. Ende August (25.08.2024) wird er offiziell im Gottesdienst verabschiedet. Dann geht es an den Bodensee. Unser gemeinsamer Wunsch: „Möge Gott Dich auf allen Deinen Wegen begleiten, Dmitri Grigoriev! Und Dir die Türen öffnen, die geöffnet werden müssen, um Dir den Erfolg zu bescheren, den Du so sehr verdient hast…!“

Bildimpressionen zum Abschiedskonzert (alle Fotos: Kannenberg)

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