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Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg verlinkt zur Website der Gedenkzellen

14.3.2017

 

 

Im Bild Rolf Breucker (links) und Matthias Wagner in der Gedenkstätte im Alten Rathaus. Die Aufnahme ist durch den Türspion der eisernen Zellentür gemacht.

Von Guido Raith

 

Lüdenscheid. In Verbundenheit mit dem Verein „Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid e.V.“ hat der Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg jetzt auf seiner Webpräsenz http://www.evangelisch-im-sauerland.de/ einen festen Link zur Seite des Vereins http://www.ge-denk-zellen-altes-rathaus.de/  auf der Startseite des Kirchenkreises installiert.

Die Vereinsgründung im Jahr 2010 war bereits in den Räumen des Kreiskirchenamtes an der Hohfuhrstraße erfolgt. In den Multimedia-Präsentationen innerhalb der Gedenkzellen im Alten Rathaus wird unter anderem auch der christliche Widerstand dokumentiert, den der erste Präses nach dem zweiten Weltkrieg der evangelischen Kirche in Westfalen, Ernst Wilm, leistete. Im Begleitbuch zur Ausstellung „Gedenken und Weiterdenken“ heißt es: „...gibt es mit Ernst Wilm eine herausragende Persönlichkeit der evangelischen Kirche, der von 1929 bis 1931 Pfarrer der Lüdenscheider Erlöserkirchen-Gemeinde und als Mitglied der „Bekennenden Kirche“ einer der wenigen Kirchenvertreter war, der auf der Kanzel die Verbrechen der NS-Führung thematisierte.“ 1942 war er verhaftet worden und in das KZ Dachau deportiert worden. Seiner Meinung nach möglicherweise wegen einer Verwechslung wurde am 2. Januar 1945 überraschend entlassen und konnte am 7. Januar wieder predigen. Am 28. Januar wurde er zur Wehrmacht eingezogen und geriet am 27. April in sowjetische Gefangenschaft. Am 13. November 1948 erfolgte seine Wahl zum Präses der Evangelischen Kirche in Westfalen. Nach zwei Wiederwahlen trat er im Januar 1969 in den Ruhestand. 1971 lehnte er die Verleihung des Großen Bundesverdienstordens durch Bundespräsident Heinemann mit der Begründung ab, für den Dienst in der Kirche und für das Evangelium könne kein staatlicher Orden verliehen werden. Am 1. März 1989 starb er in Lübbecke.“

Im Jahr 2005 hatte sich der Initiativkreis „Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid“ gebildet und stellte im Stadtrat den Antrag, in den ehemaligen Haftzellen der Polizei im Alten Rathaus eine Gedenkstätte zu schaffen. Für ihre Verwirklichung wurde 2010 der Verein „Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid“ von 20 Bürgern und Bürgerinnen gegründet. Heute zählt der Verein 66 Mitglieder. Nach Genehmigung durch den Rat der Stadt, Spenden von Mitgliedern, Bürgern und Gewerkschaften und eine umfangreiche Renovierung konnten die Gedenkzellen am 23. November 2012 eröffnet werden. Jährlich besuchen im Schnitt 500 bis 800 Menschen die Gedenkstätte. Schulklassen, Gruppen und ältere Lüdenscheider sind die häufigsten Besucher. Rolf Breucker ist heute erster Vorsitzender des Vereins, Matthias Wagner sein Stellvertreter. Ziel des Vereins ist es, die Erinnerung an das frühere Unrecht für das gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein heute zu nutzen. Zentrales Datum für den Verein ist der 28. April 1942. An diesem Tag wurden die verbliebenen Juden aus Lüdenscheid in verschiedene Vernichtungslager in den Tod deportiert.

Am 26. April startet in den Gedenkzellen eine Ausstellung mit dem Titel „Führer und Verführung“. Gezeigt werden sollen Biographien von führenden NS-Funktionären und Lüdenscheider Jugendlichen.

 

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