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Christine Kämper: „Ein bisschen Bluna sind wir alle.“

12.4.2017

  

Von Guido Raith

Lüdenscheid. Sie sind Tag für Tag in den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg unterwegs, arbeiten im Kreiskirchenamt, dem Friedhofsverband, im Diakonischen Werk oder ehrenamtlich neben ihrem Beruf in den Kirchengemeinden. Und hinter jedem dieser Menschen steckt eine Geschichte, die ihn irgendwann zum Dienst in der Evangelischen Kirche führte, die jedoch kaum jemand kennt. Im Rahmen der Serie „Einer von uns...“ werden nun einige dieser Geschichten erzählt, rücken der Mensch und das Menschliche in den Vordergrund und Kirche bekommt einmal mehr ein Gesicht.

„Eine von uns...“ ist Christine Kämper aus Lüdenscheid. Schon seit gut zwei Jahrzehnten ist sie im Presbyterium der Ev. Versöhnungskirchengemeinde, gehört der Kreissynode an, hat sich dem Ausschuss für Perspektiven und Strukturen sowie dem für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen angeschlossen und war lange Jahre im Leitungsausschuss für das Haus „Alter Leuchtturm“ auf Borkum. Bleibt da noch Zeit, für irgend etwas Anderes?

„Ein bisschen Bluna sind wir alle“, lacht Christine Kämper und spielt damit auf die Kampagnen der Pop-Art-Ikone Charles Wilp aus den 1970er Jahren an. Ein wenig schräg dürfe es schon sein, sagt die 44-jährige und erklärt, während wir zu zweit mitten in der menschenleeren Apostelkirche am Bierbaum sitzen: „Das ist mein Zuhause.“ Und wer die geborene Lüdenscheiderin mit dem offenen Lächeln im Gesicht so gemütlich auf der Kirchenbank sitzen sieht, glaubt es ihr. „Apostel“ sei ihr neues Zuhause, in das sie sich auch noch ein wenig einleben müsse, beschreibt Christine Kämper ihren Weg, der viele Jahre mit der Auferstehungskirche und ihrer ursprünglichen „Heimatgemeinde“ am Höher Weg verbunden war. Hier hat sie ihre christliche Sozialisation erfahren: Kindergottesdienst, Jungschar, Jugendkreis, Konfirmation. „Ich bin da reingewachsen“, erzählt sie und irgendwann wolle man dann selbst mitmachen, gestalten und seine Gaben einsetzen. Dazu gehörten immer schon ihre Kreativität und eben auch durchaus schräge Ideen. Damit konnte sie bei den ersten im Team mitgestalteten Kindergottesdiensten überzeugen. „Wir haben die Kleinen richtig bespaßt“, erinnert sie sich an ihre Teenager-Zeit, und auch wenn sie eine damals geplante Auszeit von der Jugend-Gemeindearbeit nicht wirklich durchhielt, war das letztlich wohl die richtige Entscheidung. Kämper: „Los kam ich da irgendwie auch nicht.“

Und so ist Christine Kämper, die ihren Lebensunterhalt als Service-Mitarbeiterin bei der Sparkasse verdient, bis heute engagiertes Gemeindemitglied mit eigenem Kopf und eigener Meinung geblieben. Ein Leben ohne Kirche könne sie sich schwer vorstellen, schildert die Lüdenscheiderin. „Ich bin jemand, der Arbeit sieht und tut“, sagt sie und beschreibt damit ihre Haltung als kreative Macherin in den unterschiedlichen Gremien. Neben der jahrelangen Arbeit mit Jugendlichen und vielen Teilnahmen an Freizeiten widmet sie sich heute unter anderem auch eigenen Predigten, die sie gemeinsam mit ihrer Presbyter-Kollegin Katrin Langescheidt entstehen lässt: „Wir spinnen gemeinsam thematisch ein bisschen rum – dann hat jeder einen Arbeitsauftrag. Schließlich mailen wir hin und her und am Ende gehen wir in den Gottesdienst damit.“ Pfarrer Jürgen Jerosch habe hier dankenswerterweise ein großes Herz, beschreibt Christine Kämper.

Glauben bedeutet für die lebensfrohe Sauerländerin auch, in Gemeinschaft zu leben. „Weil ich hier nicht nur sonntags in die Kirche komme und dann einfach wieder gehe, sondern auch Beziehungen und Freunde gefunden habe“, erzählt sie und wünscht sich, dass Kirche es irgendwie schafft, die Menschen zu erreichen. „Nicht die große Kirche soll etwas tun, sondern wir in der Gemeinde sollten miteinander ins Gespräch kommen. Leben teilen, mit denen, die ich noch nicht kenne.“ Ein gemeinsamer Brunch in der Gemeinde, wie sie ihn regelmäßig beim „God & Brunch“ organisieren, wäre da eine Gelegenheit. Zu einem solchen Essen seien Gäste da, die vielleicht sonst nicht kommen würden. „Ich möchte gerne, dass Menschen sich hier wohlfühlen“, so Kämper, die sich selbst auch als sehr harmoniebedürftig bezeichnet: „Wenn irgendwo die Fetzen fliegen, möchte ich eigentlich nachher mit den Menschen beten.“

Nach den Jahren intensiver Jugendarbeit findet Christine Kämper heute wieder zunehmend Freude an der Arbeit mit Kindern und freut sich „...mit welcher Energie manche Kinder zum Beispiel die alten Weihnachtslieder singen.“ Hier wird sich die Lüdenscheiderin natürlich auch weiterhin engagieren.

Und Luther begegnet Christine Kämper am Reformationstag, den viele Kinder als Halloween feiern, auf ihre eigene Weise: Sie verteilt Luther-Bonbons und das Pixi-Buch zum Reformator an die Kinder, die sich dann immer sehr wundern. „Das ist meine kleine missionarische Aktion“, lächelt sie.

 

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