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Offener Gesprächsabend über seelsorgerliche Fragestellungen
13.10.2017
Von Monika Salzmann
HALVER - In familiärer Runde suchte die Evangelische Kirchengemeinde Oberbrügge am Donnerstag beim ersten offenen Gesprächsabend über seelsorgerliche Fragen Antworten auf unerklärliches Leid zu finden. Warum lässt Gott das zu?, lautete die Fragestellung, der sich Pfarrer Thomas Wienand im Gespräch mit den Teilnehmern widmete. Bilder des Attentats von Las Vegas, bei dem vor wenigen Tagen 59 Menschen starben und über 500 verletzt wurden, und eines krebskranken Kindes dienten als Aufhänger für das intensiv geführte Gespräch. Seelsorge müsse deutlicher wahrgenommen werden, betonte Wienand. Durch Seelsorge lasse sich zwar nicht alles lösen, sie könne im Vorfeld jedoch dazu beitragen, dass Menschen nicht in tiefste Verzweiflung und Depressionen stürzen. Beantworten könne er die Frage, warum Gott Leid zulässt, letztlich nicht. In seinen Antwortversuchen, dem Unerklärlichen auf den Grund zu kommen, ging der Pfarrer im Gemeindehaus auf das Bild, das sich Menschen von Gott machen, ein. Gott an sich, wie er wirklich ist, können wir nicht erfassen. Es gibt auch eine Seite an Gott, die dunkel und verborgen ist. An Bibelstellen wie Jesaja 45, 15 (Wahrhaftig, du bist ein verborgener Gott) machte er seine Aussagen fest. Es ist der Gott, der gesagt hat: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken.
Auch auf den strafenden Gott des Alten Testaments ging der Pfarrer ein. Allerdings sage Jesus deutlich, dass das Leiden der Menschen keine Strafe Gottes sei. Keiner müsse sich Gedanken machen, was er falsch gemacht habe. Wenn Leid geschehe, dürften Menschen Gott anklagen. Das ist besser als ihm den Rücken zuzukehren. Die Frage, ob es angebracht ist, Gott für alles verantwortlich zu machen, warf Wienand im Verlauf des Abends auf. Gott habe den Menschen immerhin die Zehn Gebote als Richtschnur fürs Leben gegeben. Wenn sich alle Menschen daran halten würden, würde vieles nicht passieren. Von möglichen Chancen, die in Krisen stecken, Leid, das zum Nachdenken bringt und das Leben verändert, Trost und Geborgenheit bei guten Mächten im Leid war die Rede. Gott ist im Leid erfahrbar. Er führt nicht am Leiden vorbei, sondern mitten hindurch. Dass Gott das Leiden nicht wolle, würden die Geschichten des heilenden und helfenden Christus zeigen. Der nächste offene Gesprächsabend findet am 9. November im Gemeindehaus am Glockenweg zum Thema Sterben und Tod statt. Beginn ist um 19.30 Uhr.