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Gesprächsabend zum Thema Sterben und Tod

25.11.2017

 

Beim Gesprächsabend der Kirchengemeinde Oberbrügge leitete Pfarrer Thomas Wienand (Mitte) durch das Thema „Tod und Sterben“ (Foto: Salzmann)

 

Von Monika Salzmann

OBBERBRÜGGE + In kleiner, familiärer Runde beschäftigte sich die evangelische Kirchengemeinde Oberbrügge am Donnerstagabend mit seelsorgerlichen Fragestellungen zum Thema „Tod und Sterben.“ Im Jugendraum des Gemeindehauses am Glockenweg kam Pfarrer Thomas Wienand mit Gemeindemitgliedern über letzte Fragen, Ängste, Wünsche, Schmerz und Hoffnung ins Gespräch.

Bei der Abfrage nach Themenwünschen für offene Gesprächsabende sei das Thema im Hauskreis angesprochen worden, erklärte er das Zustandekommen des Abends. „Es (das Thema) passt in die Jahreszeit.“ An der ARD-Themenreihe „Leben mit dem Tod“ aus dem Jahr 2012 mit dem provokanten Zusatz „Sie werden sterben! Reden wir darüber!“ machte Wienand seine Einführung ins Thema fest. Als Tabuthema, mit dem niemand etwas zu tun haben möchte, bezeichnete er das Thema des Abends. Es gehe auch darum, wie jemand sterbe – plötzlich durch einen Autounfall, ruhig oder unter großen Schmerzen. Ein Auto könne man ersetzen, einen lieben Menschen jedoch nicht. Der Tod reiße Wunden, die nicht geheilt werden können. Obwohl Christen („Ein großer Trost“) an ein Leben nach dem Tod glauben, bleibe für viele die Ungewissheit, was nach dem Tod kommt, ein großer Unsicherheitsfaktor.

Menschen hätten das Sterben zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich erlebt, erläuterte Wienand. Als Beleg für seine Aussage zog er eine Geschichte aus dem Jahr 1952 heran, wo eine Großmutter daheim nach einem Schlaganfall im Kreis der Familie verstarb und ihr Tod von Ritualen wie dem Öffnen der Fenster, um die Seele entweichen zu lassen, und dem Anhalten der Uhr begleitet wurde. „Heutzutage wird anders gestorben als früher“, meinte der Pfarrer mit Blick auf Institutionen wie Altersheime und Hospize. „80 Prozent aller Deutschen sterben dort.“ Früher habe das Sterben zum Leben gehört.

Während die Stunde des Abschiednehmens in früheren Zeiten mit Seelsorge und priesterlichem Beistand verbunden gewesen sei, stünden heutzutage Ärzte, Maschinen und Patientenverfügungen im Mittelpunkt. Vielfach werde auch in das Sterben eingegriffen, um das Leben zu verlängern. Rund um den Tod hätten sich viele Berufsgruppen gebildet. Ob derartige Veränderungen wünschenswert sind, diskutierte die Runde. Auch Wünsche an den eigenen Tod („Keine lange Leidenszeit“) kamen zur Sprache. „Wann ist der Zeitpunkt gekommen, dass man bereit ist zu gehen?“, stellte Wienand als Frage in den Raum. „Was macht ein Leben erfüllt?“ Bei Antworten Sterbender auf Versäumnisse im Leben stehe die Aussage: „Ich bin mir nicht selber treu geblieben“, an erster Stelle. Gleich dahinter komme die Antwort: „Ich habe mich übermäßig auf den Beruf konzentriert.“

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