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„Pfarrer sein, das ist Berufung. Und gilt ein Leben lang...“

20.3.2025

Großer, anerkennender Applaus für das Pastorenpaar – Martin und Rita Buschhaus – im Rahmen des Verabschiedungsgottesdienstes in der Christuskirche zu Werdohl (Foto: Kannenberg)
Großer, anerkennender Applaus für das Pastorenpaar – Martin und Rita Buschhaus – im Rahmen des Verabschiedungsgottesdienstes in der Christuskirche zu Werdohl (Foto: Kannenberg)

Von Iris Kannenberg

 

WERDOHL + Pfarrer Martin Buschhaus wurde am 9. März 2025 mit einem feierlichen Gottesdienst in der Evangelischen Christuskirche zu Werdohl in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. „Entpflichtet“, wie es bei der Kirche heißt. 36 Jahre diente er seiner Gemeinde in Werdohl mit Treue und Zuverlässigkeit. Seine „Schäfchen“ lassen ihn nur ungern gehen. Die Kirche war zu seinem Abschied proppenvoll. Ein starkes, lebendiges Zeugnis für den beliebten Pfarrer. Den großartigen musikalischen Rahmen der Entpflichtung - bestehend aus Orgel und Oboe - bot Kantorin Marion Jeßegus gemeinsam mit ihrem ehemaligen Musikschulkollegen Dayong Zhang, der dazu aus Bochum gekommen war. Ein Hör- und Klangerlebnis der Extraklasse. Würdig eines Mannes, der Werdohl in den letzten vier Jahrzehnten so nachhaltig prägte.

 

Auf Martin Buschhaus konnte man sich verlassen. Es war ihm wichtig, gute Nachbarschaft zu pflegen, die Kirchentüren für jeden zu öffnen, der Schutz und Hilfe brauchte und das zu sein, was man von einem Christenmenschen erwartet: Ein Nachfolger Jesu mit ungeteiltem Herzen und viel persönlichem Einsatz. Ob bei Stadt- oder kirchlichen Festen – immer war die Gemeinde unter seiner Leitung präsent. Mit ökumenischen Gottesdiensten, besonderen, nicht alltäglichen Events und natürlich mit Rat und Tat bei den verschiedensten Anliegen der Stadt und der Bürger.

 

Unterstützt wurde er dabei in den vergangenen Jahren von Dirk Grzegorek, Pfarrer der Evangelischen Friedenskirche Werdohl. Als engster Kollege leitete er die festliche Gemeinde an diesem Vormittag durch den Gottesdienst und äußerte sein Bedauern darüber, dass Pfarrer Martin Buschhaus sich in den Ruhestand verabschiedet. Kompromisslos sei er als Christ, brennend für den Herrn, dabei jedoch stets nüchtern und besonnen. „Er denkt erst gründlich nach, eher er schließlich etwas sagt. Das hat dann entsprechend Hand und Fuß. Ich habe Martin Buschhaus immer als 100% loyal und integer erlebt. Eigenschaften, die ihn für mich zutiefst zuverlässig und vertrauenswürdig machen. Er besitzt die Art von Standhaftigkeit und Herzenswärme, welche die Frucht wahren Glaubens ist und einem tiefsten Respekt abnötigt.“ Dass Pfarrer Buschhaus auch Humor besitzt, wurde spätestens dann offenbar, als er seiner großen Familie (Ehefrau Rita, fünf Kinder und ein Enkel) – am Schluss der Veranstaltung fröhlich zurief: „Ich weiß nicht, ob ihr mich in den ganzen Lobeshymnen wiedererkannt habt? Sie reden tatsächlich von mir.“


Der gebürtige Ennepetaler war fast sein ganzes Berufsleben lang in Werdohl tätig. Superintendent Dr. Christof Grote ließ sein Leben als Pfarrer Revue passieren und sprach ihn dabei direkt an: „Wo ist eigentlich Werdohl? Diese Frage stand bei Ihnen ganz am Anfang. Damals machte Pfarrer Christoph Dickel aus Halver, ein ehemaliger Studienfreund, Sie darauf aufmerksam, dass im Sauerländischen Werdohl ein „Pfarrer im Dienst“ gesucht wurde. Sie haben nach Werdohl geschaut – Sie haben es gefunden. Und sind dann einfach hergekommen. Damals noch mit dem Schwerpunkt auf die Gemeinde Königsburg in Werdohl-Pungelscheid. Schnell war allen klar: Werdohl soll nicht nur ein Übergang für Sie sein. Sondern eine bleibende Heimstatt. Als Ihr Vorgänger Pfarrer Kölling in den Ruhestand ging, wurden Sie sein Nachfolger. Und sind all die Jahre geblieben. Die Frage, ‚Wo ist eigentlich Werdohl‘, stellt sich heute nicht mehr. Denn die Antwort ist ganz klar: Werdohl ist da, wo Sie seit vielen Jahren Ihren Dienst tun. Der Ort, an dem Sie und Ihre Familie zuhause sind.

 

„Heute werden Sie als Pfarrer der evangelischen Kirche in den Ruhestand entlassen“, so der Superintendent weiter. „Wenn wir zurückblicken, dann hat sich vieles in den vergangenen Jahren verändert. Es gibt, das wissen Sie alle, keine fünf Pfarrstellen mehr in Werdohl. Sondern stattdessen einen Kooperationsraum mit den Nachbargemeinden, in dem gemeinsam kirchliches Leben gestaltet wird. Die Zahl der Gemeindemitglieder ist gesunken und wenn wir den Statistiken glauben, spielen Glaube und Kirche für viele Menschen eine immer geringere Rolle. Vieles ist anders geworden. Allerdings nicht der Grundauftrag, den wir als Pastoren und Pastorinnen haben. Im Evangelium nach Lukas wird davon erzählt, wie Jesus seine Jünger in alle Himmelsrichtungen aussendet. Und ihnen Vollmacht gibt, Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben. Westfälische Pfarrer ziehen nun nicht unbedingt von Dorf zu Dorf. Viel häufiger bleiben sie lange Jahre an dem Ort, an den sie gesendet wurden. Der Auftrag, das Evangelium zu predigen, immer wieder das Wort Gottes vor Augen zu haben, dieser Auftrag, Gottes Geweihter zu sein, besteht jedoch durch alle Zeiten hindurch. Genau das haben Sie über viele Jahre hinweg in großer Treue getan. Mit all dem, was einen Pfarrer mit seinen vielfältigen Aufgaben ausmacht.“ Das Ganze war immer getragen von dem, was auch im Schlusssatz der Berufungsurkunde von Pfarrer Martin Buschhaus steht: Der Herr der Kirche wolle Sie in seiner Gnade bewahren. Und Ihren Dienst segnen, auf dass er ewig bleibt.

 

„Von Ewigkeit zu sprechen will ich mir gar nicht anmaßen. Das wird und muss ein anderer entscheiden. Doch der Auftrag das Evangelium zu predigen, bleibt. Denn Pfarrer sein ist nicht ein Beruf, sondern Berufung. Dass Ihr treuer Dienst viel Frucht gebracht hat, ist sichtbar. Das werden die meisten hier bestätigen“, führte Grote weiter aus.

 

„Ihr offizielles Arbeitsleben hat nun sein Ende gefunden. Wir müssen an dieser Stelle Abschied nehmen. Mit vielen guten Wünschen für den neuen Lebensabschnitt. Die Früchte Ihres segensreichen Wirkens können in Werdohl real wahrgenommen werden. Wir stehen daher heute hier mit großer Dankbarkeit für Ihren wunderbaren Einsatz. Und wünschen Ihnen zum Abschied Gottes Segen auf Ihrem weiteren Lebensweg mit den Worten: Allein Gottes Gnade genügt. Er wird Sie führen. Denn hier endet vielleicht Ihr Berufsleben als Pfarrer dieser Gemeinde, jedoch nicht Ihre Berufung als Mann Gottes,“ endetet Superintendent Grote.

 

Nach der offiziellen Entpflichtung des Pfarrers kamen noch viele Menschen zu Worte, die Martin Buschhaus auf seinem Lebensweg durch Werdohl begleitet hatten. Dazu gehörte die Rektorin der Evangelischen Grundschule Werdohl Britta Schwarze und Presbyteriums- Mitglied Lothar Bunte, der Pfarrer Buschhaus als prägende Persönlichkeit beschrieb, wie ihm nur wenige in seinem Leben begegnet seien. Pfarrer i.R. Rüdiger Schmale wünschte seinem Kollegen: „Ich hoffe, dass Du gern zurücksiehst. Lass Werdohl ein Stück Heimat für Dich bleiben. Das erdet.“

 

Pfarrer Dieter Kuhlo-Schöneberg aus Neuenrade ergänzte, Martin Buschhaus wäre durch seine Sanft- und Demut ein großes Vorbild für ihn geworden. Nicht fehlen durfte auch ein Abgesandter des Werdohler Klosters. Mit den dortigen Mönchen hatte Martin Buschhaus aufs engste zusammengearbeitet. Die vorbildliche Gemeinschaft der katholischen und evangelischen Kirche in Werdohl dürfte ihresgleichen suchen.

 

Bürgermeister Andreas Späinghaus resümierte später im Gemeindehaus: „Wir haben nicht gestritten, wie es sonst durchaus üblich ist zwischen Politik und Kirche, sondern unsere unterschiedlichen Standpunkte ausgetauscht. Das hat am Ende immer richtig Spaß gemacht.“

 

Martin Buschhaus – ganz bescheidener Kirchenmann – wurde es fast zu viel: „Es fängt an, mir ein wenig unheimlich zu werden nach all den Reden hier.“ Ein würdiger Abschied für einen verdienten Mann, der 36 Jahren alles gegeben hat. Für Werdohl aber am meisten für seinen eigentlichen Dienstherren Jesus Christus. Der wird ihn nun auch weiterhin begleiten. Denn Pfarrer sein, das ist Berufung. Und gilt ein Leben lang…

Bildimpressionen von der Verabschiedung von Pfarrer Martin Buschhaus in den Ruhestand (alle Fotos: Kannenberg)

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