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Kirche findet Stadt
3.9.2022

LÜDENSCHEID + Unter der Überschrift „KIRCHE FINDET STADT – Kirche auf neuen Wegen“ nahm der gebürtige Lüdenscheider Andreas Isenburg, der Pfarrer im Institut für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, seine Hörerinnen und Hörer am Montag mit auf eine virtuelle Entdeckungsreise. Gemeindepfarrer Holger Reinhardt moderierte den 3. Vortragsabend in der Veranstaltungsreihe „950 Jahre Erlöserkirche“ und begleitete die Lieder, die man gemeinsam anstimmte, mit seiner Gitarre. Im ersten Teil des Referats ging es darum, dass Kirche ständig im Wandel sein muss, um Menschen erreichen zu können. Zu Luthers Zeit kam es durch seine Bibelübersetzung, durch Gottesdienste in deutscher Sprache und dadurch, dass dem Gemeindegesang eine wichtige Rolle zukam, zu wesentlichen Veränderungen. Individueller Lebensstil, mobile und digitale Vernetzung, Anonymität, Fremdheit, Erlebnis- und Konsumorientiertheit haben in der gegenwärtigen Zeit zu einem Wandel geführt. Man versucht, mit neuen Bibelübersetzungen (Basisbibel) und auf eine möglichst interessante Weise das Evangelium gemäß dem Wort des Jeremia („Suchet der Stadt Bestes, betet für sie! Denn wenn es den Städten gut geht, dann geht es auch euch gut.“ Jeremia Kapitel 29, Vers 7) in die Städte und zu den Menschen zu bringen und sie in ähnlicher Weise wie Jesus Christus anzusprechen.
Im zweiten Teil des Vortrags berichtete Andreas Isenburg, wie Stadtkirchen auf den ständigen Wandel der Städte reagieren und wie sie es schaffen, Menschen heute zu erreichen. Als positive Beispiele dafür, dass „Kirche auf vielen Wegen stattfindet“, wurden die „Gute Stube“ und die Offene Kirchenarbeit in Lüdenscheid genannt. Der Referent gewährte zudem Einblicke in zahlreiche weitere offene, niederschwellige sowie auch in spirituell-theologische (unter anderem Pilgern) Angebote in Deutschland, England und in der Schweiz, die bei den Menschen gut ankommen. Dazu gehören Einladungen zum Beten für die Stadt und für die Welt oder zum Offenen Singen, Aktionen wie „Finde einen Platz“ in Bremen, die in einer „Himmelsschaukel“ und in 34 bunten Liegestühlen ihren Ausdruck findet. In einem Gotteshaus in Bottrop wird Kindern ein spielerischer Zugang zur Kirche ermöglicht. „Witten betet“ ist ein attraktives Buchprojekt der Stadtkirchenarbeit Witten; die Citykirche St. Petri in Dortmund lädt zum Stadt-Pilgern ein, und Kirchen in Herford und Dortmund verbinden Gottesdienste mit „Tatort“-Ritualen. In Bielefeld wird in den Sommermonaten eine rollende Kirchenbank“ in die Fußgängerzone gerollt – zum Zeichen dafür, dass „wenn die Menschen nicht in die Kirche kommen, die Kirche zu den Menschen kommt.“ Vesperkirchen – unter anderem in Stuttgart und in Bielefeld – widmen sich sozialdiakonischen Aufgaben. Sie laden täglich zu 600 bis 800 Mahlzeiten und auch zu kulturellen Veranstaltungen ein. Das ist natürlich nur möglich, wenn viele Ehrenamtliche sich in diese Arbeit einbringen.
Andreas Isenburg schloss seine Ausführungen mit dem Satz „Die Präsenz in der Stadt ist Teil der Mission einer Kirche, die den Menschen nicht nur dort begegnet, wo sie wohnen, sondern auch dort, wo sie arbeiten einkaufen, feiern oder bummeln.“ ©ih