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Maria durch ein Dornwald ging ...
27.11.2022

Seit ich ein Kind war begleitet mich dieses Lied. Eigenartig faszinierend, aber auch tröstlich fand ich die Bilder: Ein Dornwald, düster, kalt, seit Jahren tot, voller spitzer Dornen. Für ein Kind gruselig. Lebensfeindliche Umgebung. So wie ich jetzt den Alltag manchmal erfahre mit seinen Widersprüchlichkeiten und Grausamkeiten. Schlimme Nachrichten, die stechen wir Dornen. Gefühle der Ohnmacht, der Hilflosigkeit, der Angst. Abgestorbene Zuversicht, verdorrte Hoffnungen. Der Weg hindurch - beschwerlich und gefährlich und manchmal schier endlos.
Und mittendrin Maria, ruhig und ohne Sorge. Sie trägt Jesus, neues Leben, unter ihrem Herzen. Und das verändert alles: Der Dornwald belebt sich. Unmögliches wird möglich. „Als das Kindlein durch den Wald getragen, da haben die Dornen Rosen getragen.“ Der Dornwald erblüht, das Leben kehrt zurück! Gott lässt mitten in einer toten Umgebung Leben wachsen. Man mag es kaum glauben. Noch ist es verborgen, Jesus ist noch nicht geboren, aber es ist da. Das verändert das alles, auch für uns. Ein kleines Kind, der Sohn Gottes, der Beginn einer großen Rettungstat – für uns! Da kann neue Zuversicht wachsen, Hoffnung grünen und es warm werden in kalten Herzen. Neue Möglichkeiten zeigen sich. Noch nicht, aber eine Verheißung, der Beginn froher Erwartung: der Dornwald wird zum Ort neuen Lebens. Rosen blühen. Kälte und Dunkelheit werden vergehen.

In der Hoffnung auf erblühendes Leben durch dieses Kind, dessen Geburt wir demnächst feiern, wünsche ich Ihnen eine erwartungsfrohe und gesegnete Adventszeit!
Pfrn. Bettina vom Brocke, Krankenhausseelsorgerin im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg