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Einfach unperfekt
4.12.2022

Auch wenn in diesem Jahr die längst mögliche Zeit zwischen dem ersten Advent und Weihnachten liegt, merke ich, wie bei mir der Stress schon wieder zunimmt. Dieses Wochenende ist schon der zweite Advent. Quasi Halbzeit.
Wenn dieser Advent ein Fußballspiel wäre, dann müsste ich meine Leistung in der zweiten Hälfte doch deutlich steigern. Was ist nicht noch alles zu tun: Weihnachtskarten schreiben, Geschenke kaufen, die Wohnung dekorieren, das Festmahl aussuchen, auf den Weihnachtsmarkt gehen, Plätzchen backen, den Tannenbaum schmücken … Und das alles neben dem ganz alltäglichen Leben. Jedes Jahr verfalle ich in denselben Trott. Weil Weihnachten ist, muss es besonders besinnlich sein. Weil Weihnachten ist, muss alles besonders schön sein. Weihnachten muss perfekt sein und die Adventszeit dann auch. Denn abgehetzt in die Feiertage, das möchte ja auch niemand. Weihnachten, das Fest der Liebe und der Harmonie, soll genau das sein. Perfekt.
Und alle Jahre wieder frage ich mich: Warum denn? Warum muss alles an diesem Fest gelingen? Warum mache ich mir diesen Stress? Maria und Josef haben sich die Geburt Jesu sicherlich auch besser, vielleicht perfekter vorgestellt als in einem Stall in Bethlehem. Weihnachten ist nicht das Fest des Perfekten, sondern gerade des Unperfekten. Der Stall, die Krippe, die Hirten. Sie alle waren nicht perfekt. Und mussten es auch nicht sein. Später als Erwachsener, wird Jesus auch nicht zu den Perfekten gehen. Sondern zu den Unperfekten. Zu denen, denen eben nicht alles im Leben gelingt. Bei denen auch mal etwas schief geht. Es muss gar nicht alles perfekt sein. Gut genug reicht auch.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine entspannte Adventszeit!
John Steven Hick, Vikar in der Johanneskirchengemeinde Lüdenscheid