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Die auf den Herrn hoffen

1.6.2023

Band Oberrahmede mit Sängerin Annika Kögler, die mit ihren Töchtern die Bewegungen für ein Kinderlied vormachte. (Foto: Iris Kannenberg)
Band Oberrahmede mit Sängerin Annika Kögler, die mit ihren Töchtern die Bewegungen für ein Kinderlied vormachte. (Foto: Iris Kannenberg)

LÜDENSCHEID + Auf der Lüdenscheider Kirmes fand am 21. Mai 2023 als Abschluss der Kirmeswoche um 11.00 Uhr ein bestens besuchter überkonfessioneller Gottesdienst im Autoscooter des Ehepaares Wendler statt. Pastor Holger Bungenberg (FeG Börsenstraße) ergriff dazu die Initiative und hatte die Idee, einen Gottesdienst direkt auf dem Jahrmarkt zu feiern: zusammen mit den Schaustellern, von und für Christen der Stadt. Im Hintergrund der Überlegung stand auch das Ereignis im letzten Jahr, als es auf der Kirmes zu einer Schießerei mit Todesfolge kam. Er sprach als Mitglied der Evangelischen Allianz Lüdenscheid das Thema bei einem Treffen der Allianz an. Diese sagte ihm ihre Unterstützung zu. Auch bei den Schaustellern stieß der geplante Gottesdienst auf große Resonanz. Vielen Menschen ist heutzutage nicht mehr bewusst, dass die Jahrmärkte aus den sogenannten „Kirchweih- oder Kirchmessfesten“ entstanden. Das Wort „Kirmes“ weist noch heute darauf hin, enthält es doch die Worte „Kirche“ und „Messe“, kurz „Kirmes“ genannt. Auch im Jahr 2023 werden überall in Deutschland spezielle Segnungsgottesdienste für die Schausteller veranstaltet, in denen für den Schutz Gottes über die Tage der Kirmes hinweg gebetet wird. Ein Angebot, dass viele Schausteller gern annehmen.

 

Ausgerichtet wurde das Event von der FeG Börsenstraße, der Ev. Erlöserkirche, der Ev. Johanneskirche und der Ev. Kirchengemeinde Oberrahmede. Organisiert und unterstützt wurde das Ganze von Pfarrerin Mathea Dieker (Evangelischer Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg) und Superintendent Dr. Christof Grote, der ohne zu zögern seine Zustimmung zu dem geplanten Gottesdienst gab. Die Moderation teilten sich Ramona Winkler-Rudzio (Ev. Johanneskirche) und Marco Fischer (Gemeinde Gottes). Dr. Christof Grote sprach gemeinsam mit der Krankenhaus Seelsorgerin des Klinikum Hellersen Petra Schulz (Pastoral-Team Katholische Kirche) die abschließenden Fürbitten.

 

Für den musikalischen Lobpreis erklärte sich die Band der Evangelischen Kirchengemeinde Oberrahmede bereit, die durch den Gottesdienst führte. Besonders zu erwähnen ist hier die Sängerin der Band, Annika Kögler, der es mit ihrem Gesang gelang, die Besucher nicht nur zu begeistern, sondern buchstäblich „von den Sitzen zu reißen.“ Am Ende standen alle Gottesdienstbesucher und feierten mit gemeinsamem musikalischen Gotteslob den EINEN, der seinen Segen zu dieser erfolgreichen Veranstaltung gab. Sie war es auch, die die Lesung hielt. An diesem Tag Jesaja 40,31. „Alle, die auf den Herrn hoffen, bekommen neue Kraft.“

 

Beeindruckend auch die Interviews mit den beiden Schaustellern Wendler und Jakob. Der Besitzer des Scooters Wendler erklärte den Anwesenden, wie ein Autoscooter funktioniert, erzählte anschaulich aus dem Leben eines Schaustellers und dass es ihm generell wichtig ist, seine Anlage für Gottesdienste zur Verfügung zu stellen. Thomas Jakob, Lüdenscheider Schausteller und Vorsitzender des Bürger-Schützen-Vereins e.V., beschrieb den Besuchern, dass bereits Taufen und Konfirmationen auf dem Autoscooter stattgefunden haben, Seelsorger sie als Schausteller regelmäßig begleiten und wie wichtig es ihnen ist, Gottes Schutz für die Tage der Kirmes zu erhalten. Er betete am Schluss mit allen Besuchern das Gebet der Schausteller. Ein Moment, an dem es ganz still wurde und es wohl niemanden gab, der nicht zutiefst davon berührt wurde.

 

Pastor Marco Fischer, der gemeinsam mit Pfarrerin Ramona Winkler-Rudzio den Gottesdienst moderierte, fragt die Anwesenden: „Welche Kraft trägt Dich? Gibt es einen Bibelvers, der Dir besonders wichtig ist?“ Worauf eine lebhafte Diskussion unter den Teilnehmern entstand. Jeder Christ hat einen Vers, den er ganz persönlich im Herzen trägt und an den ihn der Heilige Geist erinnert, wenn es gerade einmal nicht so gut läuft. Ein Wort Gottes, das hindurchträgt und Kraft gibt.

 

Pastor Holger Bungenberg predigte ganz der Lesung entsprechend: „Was macht man, wenn es gerade einmal nicht so gut läuft? Gott spricht da klar über den Propheten Jesaja zu seinem Volk Israel, das zu diesem Zeitpunkt gerade in der Verbannung war und völlig am Boden lag: „Tröstet, tröstet mein Volk…“ Besonders als Lüdenscheider fragt man sich, wie man die derzeitige Situation mit der gesprengten Brücke noch Jahre durchhalten soll. Die ganze Stadt ist davon betroffen und liegt wirtschaftlich und menschlich gesehen am Boden. Die Situation scheint vielen Lüdenscheidern ausweglos. Jedoch: Gott ist ein Mutmacher. Er möchte, dass wir uns mit allen unseren Problemen direkt an ihn wenden. Seine Hand ergreifen und glauben: Ihm ist alles möglich. Dazu müssen wir uns ihm aktiv zuwenden. Ihn einbeziehen in unsere Sorgen und Nöte. Die auf den Herrn hoffen bekommen neue Kraft! Dieses Wort „Kraft“ drückt im Hebräischen „Gespanntes Warten“ aus. Es fordert uns dazu auf, zu hoffen und festzuhalten an den Verheißungen Gottes, dass er immer für uns da ist. So wie es Jesus in seiner dunkelsten Stunde vor dem Kreuz getan hat. Es gibt immer wieder Situationen, die aussichtslos erscheinen, aber der Herr hilft uns hindurch. Er ist da. Er hört uns und er schafft Auswege, wo wir bereits den Mut verloren haben.“

 

Im Anschluss an die Predigt von Pastor Holger Bungenberg, die präzise in die derzeitige Situation vieler Lüdenscheider BürgerInnen hineingesprochen hatte, verlas Superintendent Dr. Christof Grote noch gemeinsam mit Seelsorgerin Petra Schulz die Fürbitten. Nach dem abschließenden „Vater Unser“ und einem irischen Segen durch Pfarrerin Ramona Winkler-Rudzio, hatten die Gottesdienstbesucher viel Zeit, sich untereinander auszutauschen und mit Elan den Autoscooter zu nutzen, der in Betrieb genommen wurde. Auf den Vorschlag, solch einen Gottesdienst jährlich auf der Kirmes zu feiern, reagierten sowohl Holger Bungenberg als auch die 1. Vorsitzende der Evangelischen Allianz, Irmtraut Huneke, mit Zustimmung.

 

In diesem Jahr wurde viel für die Kirmes in Lüdenscheid gebetet und die gemeinsame Veranstaltung auf dem Autoscooter setzte zudem ein hoffnungsvolles Zeichen. Das Resultat: Alles blieb während der Kirmestage so ruhig wie seit Jahren nicht mehr. Die von vielen mit Bangen erwarteten Unruhen blieben aus. Dafür war diese Lüdenscheider Kirmes ein himmlisches Zeichen. ©ik

Gottesdienst im Autoscooter (Fotos: Iris Kannenberg)

  • Fast 300 Menschen ließen sich das Event im Autoscooter nicht entgehen.

  • Fast 300 Menschen ließen sich das Event im Autoscooter nicht entgehen.

  • Fast 300 Menschen ließen sich das Event im Autoscooter nicht entgehen.

  • Fast 300 Menschen ließen sich das Event im Autoscooter nicht entgehen.

  • Aus der Ev. Kirchengemeinde Oberrahmede fand sich eine Band für dieses Ereignis zusammen.

  • Pastor Holger Bungenberg rechts neben Autorin und Journalistin Sabine Langenbach (l.).

  • Pastor Holger Bungenberg (FeG Börsenstraße) ermutigte in seiner Predigt mit Worten aus Jesaja.

  • Der Besitzer des Autoscooters Wendler im Interview mit Pfarrerin Ramona Winkler-Rudzio.

  • Der Lüdenscheider Fahrbetriebsinhaber Thomas Jacob betet das Gebet der Schausteller gemeinsam mit Superintendent Dr. Christof Grote.

  • Krankenhausseelsorgerin Petra Schulz und Superintendent Dr. Christof Grote nahmen die Schausteller und die Nöte der Welt in ihren Gebeten auf.

  • Pfarrerin Mathea Dieker war für die Organisation im Hintergrund zuständig.

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