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Luther könnte sich einfach wegkatapultieren!
25.4.2017

Von Guido Raith
Lüdenscheid. Mia-Melina gähnt ausgiebig. Für jemanden, der gerade einmal sechs Jahre alt ist, ist das Thema Martin Luther auch gar nicht so einfach. Und das am Montagmorgen. Wenn man doch noch so müde ist. Aber eigentlich macht es Mia doch Spaß, wenn sie als Vorschulkind hier im Ev. Kindergarten Unterm Himmelszelt mit dabei sein darf. Dann, wenn die Großen, die hier Maxi-Kinder heißen, sich mit dem Reformator beschäftigen, denn hier wird nämlich meistens gemütlich vorgelesen, gesungen und manchmal auch etwas mit Lego gebaut.
Erdacht hat sich die Aktion, bei der Fünf- bis Sechsjährige im letzten Kindergartenjahr spielerisch etwas zum Leben und Wirken des Reformators Martin Luther erfahren sollen, eine Gruppe von Erzieherinnen verschiedener Kindertagesstätten im Ev. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg und aus Schwerte sowie die Fachberaterinnen Gabriele Wand und Sabine Kleinkorres anlässlich des Reformationsjubiläums. Thema und Titel: Unterwegs mit Martin Luther. Ausgehend von dem Kinderbuch Martin Luther von Renate Schupp, Elke Junker und Stefan Horst, wo das bewegte Leben Luthers in 15 Stationen auf lebendig illustrierten Doppelseiten erzählt wird, sollen die Kinder Gedanken und Handeln nachvollziehen können, indem sie einzelne Geschehnisse spielerisch auf ihre eigene Lebenswirklichkeit übertragen können. Anke Schlieck-Scharwächter, Leiterin des Ev. Kindergartens Unterm Himmelszelt, die die religionspädagogische Arbeit auf vielen Ebenen für wichtig hält, erläutert: Man muss die Kinder natürlich dort abholen, wo sie sind und vieles herunterbrechen und vereinfachen.
Erzieherin Sabrina Meurer mit den Maxi-Kindern.
Da geht es dann auch schon mal ganz feierlich zu, wenn ein Geburtstagskind im halbdunklen Sitzkreis die Luther-Laterne anzündet und alle Maxi-Kinder gebannt auf die Flamme schauen. Oder erfinderisch, wenn als Antwort auf die Frage von Erzieherin Sabrina Meurer, wie Luther denn ganz schnell vor seinen Widersachern fliehen könnte, Tim dann meint, er könne sich ja einfach wegkatapultieren!.
Erzieherin Jasmin Jung beim Vorlesen.
Nach dem Anzünden der Laterne und wenn die Erzieherin Jasmin Jung wieder ein Kapitel aus Luthers Leben vorgelesen hat, werden den Kindern Fragen zum Text gestellt. Zu ihren Vorstellungen, Gefühlen und Gedanken. Danach, welche Ideen sie zu dem Text haben, oder welchen Kommentar sie gerne abgeben möchten. Ziel soll es sein, innerhalb der Maxi-Stunden, die wegen der noch eher geringen Aufmerksamkeits-Spanne der Kinder auch gerne zu halben Stunden werden, ihnen zu zeigen, dass Gott sie liebhat, für sie da ist und sie vertrauen haben dürfen. Der grobe Ablauf, vom Anzünden der Laterne über das Vorlesen, eine kleine gemeinsame Aktion und den gemeinsamen Dialog bis hin zum Singen des Abschlussliedes wird so zum verbindenden Ritual zwischen den Kapiteln im Leben des Reformators.
Einer darf die Luther-Laterne anzünden.
Die Kernaussage des jeweiligen Kapitels ist für die Jungen und Mädchen Thema ihrer Maxi-Stunde. Da wird einmal im Kapitel Martin hat Angst gefragt, welche Erfahrungen die Kinder mit Blitz und Gewitter haben. Anschließend macht man kräftig Lärm und spielt selbst Gewitter. Oder in Martin reist nach Rom entdecken die Kinder die Welt und reisen mit dem Finger auf der Landkarte in die ewige Stadt. Dann erfahren sie mittels Smartphone, wie weit es denn nun nach Rom ist.
Im letzten Kapitel, das im Kindergarten Unterm Himmelszelt noch bis zu den Sommerferien ansteht, werden die Maxi-Kinder dann als Zusammenfassung aller Stationen und Kapitel gemeinsam eine schöne Luther-Rose gestalten. Und wie genau die aussehen soll, wird natürlich jetzt noch nicht verraten.